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Würzburg: Rücktritt wegen verweigerter Entlastung: Turbulenzen im Kommunalunternehmen des Landkreises Würzburg

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Rücktritt wegen verweigerter Entlastung: Turbulenzen im Kommunalunternehmen des Landkreises Würzburg

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    KU-Vorständin Eva von Vietinghoff-Scheel und Verwaltungsleiter Michael Pfab führten seit 2021 gemeinsam die Geschäfte der Senioreneinrichtungen. Pfab ist jetzt zurückgetreten, weil der Verwaltungsrat ihn nicht vollständig entlastet hat. 
    KU-Vorständin Eva von Vietinghoff-Scheel und Verwaltungsleiter Michael Pfab führten seit 2021 gemeinsam die Geschäfte der Senioreneinrichtungen. Pfab ist jetzt zurückgetreten, weil der Verwaltungsrat ihn nicht vollständig entlastet hat.  Foto: Archivfoto Michael Ehlers

    Das Kommunalunternehmen (KU) des Landkreises Würzburg kommt nicht zur Ruhe. Die laufenden Ermittlungen gegen Vorständin Eva von Vietinghoff-Scheel, den ehemaligen Vorstand Alexander Schraml und eine weitere Beamtin wegen des Verdachts der Untreue haben nun Folgen für die Geschäftsführer der landkreiseigenen Senioreneinrichtungen und der Ochsenfurter Main-Klinik.

    Vietinghoff-Scheel führt die Geschäfte zusammen mit Michael Pfab seit Mai 2021. In der jüngsten KU-Verwaltungsratssitzung wurden die Jahresabschlüsse der Senioreneinrichtungen vorgelegt. Mit einem Defizit von 1,7 Millionen Euro liegt das Ergebnis für 2023 weit unter den Erwartungen: Ein Überschuss von 21.000 Euro war geplant. Ein unabhängiger Wirtschaftsprüfer hat an der Buchführung laut Vorständin Vietinghoff-Scheel "nichts beanstandet".

    Bei den Senioreneinrichtungen war ein Überschuss geplant

    Normalerweise – etwa bei Vereinen – wird nach so einem Vorgang die Geschäftsführung entlastet. Die Verwaltungsrätinnen und Verwaltungsräte aus unterschiedlichen Fraktionen des Kreistags haben unter Vorsitz von Landrat Thomas Eberth (CSU) in der jüngsten Gesellschafterversammlung jedoch  einstimmig keine vollständige Entlastung der Geschäftsführung ausgesprochen. Stattdessen soll das Ergebnis der Ermittlungen abgewartet werden. 

    "Wir hatten die Polizei im Kommunalunternehmen, eine Hausdurchsuchung, E-Mails wurden beschlagnahmt. Wer weiß, was da noch rauskommt." 

    Thomas Eberth (CSU), Landrat und KU-Verwaltungsratsvorsitzender

    Michael Pfab hat aber eine Entlastung erwartet, weil gegen ihn nicht ermittelt wird. "Das habe ich dem Verwaltungsratsvorsitzenden, Landrat Eberth, auch klar gesagt", schildert er. Die Entlastung sei im Hinblick auf etwaige Schadensersatzansprüche wichtig. "Das ist das eine", so Pfab. Doch "Haftung und Vertrauen müssen ausgeglichen sein", sagt er. Und dieses Vertrauen sehe er im Moment nicht. Deswegen ist er zurückgetreten.

    Warum Geschäftsführer Michael Pfab jetzt zurücktritt

    Dass Pfab und Main-Klinik-Geschäftsführer Christian Schell nur unter Vorbehalt entlastet werden, hatte sich in den vorangegangenen Aufsichtsratssitzungen abgezeichnet. Eberth habe überraschend diesen Vorbehalt formuliert, berichten Sitzungsteilnehmer. Die Sitzungen der Aufsichtsräte, wie auch des KU-Verwaltungsrates, finden meistens hinter verschlossenen Türen statt. Nur bei Satzungsfragen, die Rechte Dritter betreffen, wird die Öffentlichkeit zugelassen. 

    "Wir hatten die Polizei im Kommunalunternehmen, eine Hausdurchsuchung, E-Mails wurden beschlagnahmt. Wer weiß, was da noch rauskommt", sagt Eberth. Eine vollständige Entlastung würde bedeuten, im Jahr 2023 sei alles ordentlich gelaufen. "Das kann ich in so einer Situation nicht sagen."

    Vietinghoff-Scheel kann das mit Blick auf ihre Geschäftsführertätigkeit nachvollziehen, nicht aber bei Pfab und Schell. Sie habe dem Landrat daher vorgeschlagen, getrennt zu entlasten. "Generell hat kein Geschäftsführer einen Anspruch auf Entlastung", sagt Eberth. "Hätte jemand aus dem Verwaltungsrat gesagt, können wir einzeln entlasten, hätten wir darüber diskutieren können."

    Warum der Verwaltungsrat keine vollständige Entlastung erteilt hat

    Nach Informationen dieser Redaktion gab es einen solchen Vorschlag durchaus von Seiten der SPD. Allerdings, so berichten Sitzungsteilnehmer, sei dieser von einem CSU-Verwaltungsrat "lautstark niedergebrüllt" worden.

    "Wenn wir vollständig entlastet hätten und etwas herauskommt, ist es möglicherweise ein Haftungsfall für denjenigen, der entlastet hat, also für den Verwaltungsrat", erklärt ÖDP-Kreisrat Matthias Henneberger, der Mitglied des KU-Verwaltungsrates und im Hauptberuf Steuerberater ist. Dass sie persönlich in die Haftung genommen werden könnten, sei ihre Sorge gewesen und auch der Grund, warum sie mit dem Vorbehalt entlastet haben, berichten einige Verwaltungsratsmitglieder aus der nicht öffentlichen Sitzung.

    Landrat Eberth kann die Aufregung bei Geschäftsführer Pfab nicht verstehen. Vor allem, weil der weiterhin Verwaltungs- und Betriebsleiter der Senioreneinrichtungen bleibt - "und das gleiche Gehalt bekommt". Viel mehr Sorge würden ihm die "gruseligen Zahlen" in den Jahresabschlüssen 2023 bereiten. Ein Minus von 1,7 Millionen Euro anstelle eines Plus von 21.000 Euro bei den Senioreneinrichtungen habe ihn überrascht. Auch das Defizit von 3,1 Millionen bei der Main-Klinik,  geplant war ein negatives Ergebnis von 2,4 Millionen Euro, hätte er nicht erwartet. 

    Aufnahmestopps in den Pflegeheimen führten zu Defizit

    "Das hat sich abgezeichnet. Wir legen regelmäßig betriebswirtschaftliche Auswertungen vor", erwidert Vietinghoff-Scheel und erklärt das Defizit bei den Senioreneinrichtungen hauptsächlich mit einem behördlichen Aufnahmestopp in Röttingen und drei selbstauferlegten, weil die vorgeschriebene Fachkräftequote nicht eingehalten werden konnte. "Das hat uns viel Geld gekostet, was ich dem Landrat aber auch immer wieder gesagt habe", so Vietinghoff-Scheel. 

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