Diese Redaktion möchte Christa Fischer vorstellen: Unter der Überschrift "Sag mal, Oma Christa....?" wird sie zukünftig zu aktuellen und zeitlosen Themen die Erfahrungen aus ihrem bewegten Leben teilen und mit Ratschlägen zur Seite stehen – wie eine echte Oma eben. Diesmal haben wir sie gefragt, was sie von der Cannabislegalisierung hält.
Ich glaube, die Politik hat aktuell noch gar keine richtige Vorstellung davon, wie sie das Thema "Cannabis" handhaben wollen. Es gibt ja bereits Vorschläge mit Modellregionen und sogenannten Cannabis-Clubs, aber für mich hört sich das noch wenig durchdacht an. Das soll jetzt alles schnell beschlossen werden, aber ich frage mich: Wer soll das denn alles anbauen? Ziel soll es ja sein, den Schwarzmarkt damit auszutrocknen, aber das funktioniert doch gar nicht sofort. Die Pflanzen müssen doch erstmal wachsen.

Meine Meinung zum Kiffen ist ganz klar: Entkriminalisieren, da sage ich deutlich "Ja" und finde das wichtig. Ich selbst kenne jemanden, der ab und zu mal ein Tütchen raucht. Sollte der erwischt werden, wäre das ein Albtraum. Das Ganze hat dann ja auch Konsequenzen und wird strafrechtlich verfolgt. Bei der Polizei, der Jugendarbeit oder im öffentlichen Dienst arbeiten geht dann nicht mehr. Jemand der hingegen jedes Wochenende Alkohol trinkt, dem droht so etwas nicht. Das finde ich nicht gut.
Die große Legalisierung, wie sie aktuell geplant ist, finde ich aber eher schwierig. Ich denke da vor allem an den Jugendschutz und das macht mir große Sorgen. Als gelernte Krankenschwester weiß ich, dass Kiffen in jungen Jahren großen Schaden im Gehirn anrichten, Psychosen auslösen und zu Depressionen führen kann. Ich sehe aktuell keinen guten Plan, wie die Politik die Jugendlichen davor schützen möchte. Das ist mir aber am wichtigsten. Ich möchte nicht, dass jeder zum Kiosk um die Ecke gehen und sich Cannabis besorgen kann. Dann wäre die Jugend nicht geschützt.

Was hingegen jemand macht, der 30 Jahre und älter ist, das ist jedem selbst überlassen. Soll die Person doch rauchen, aber bitte nicht dafür kriminalisiert werden. Dass Cannabiskonsum dazu führt, dass alle Drogenabhängig werden, ist natürlich totaler Quatsch. In den 70ern habe ich so viele Menschen gekannt, die gekifft haben, und die sind nicht abhängig geworden oder haben zu schlimmeren Drogen gegriffen. Die meisten haben einfach irgendwann aufgehört.
Ich selbst habe das Kiffen auch schon einmal probiert, aber für mich ist das nichts. Ich hatte das Gefühl, mein Hirn funktioniert nicht richtig, und das mochte ich gar nicht. Die Wirkung ist ja bei jedem anders, aber mir hat es nicht gefallen. Meine Kinder haben das, soweit ich weiß, auch nie gemacht. Ich war als Elternteil aber ohnehin immer gegen strikte Verbote. Die Kinder machen es dann trotzdem, man bekommt es nur nicht mit, und das hilft niemanden. Ich würde raten, dass man mit Kindern immer das Gespräch suchen und sie über die Gefahren aufklären soll. Mehr kann man als Elternteil ohnehin nicht tun.
Für die Politik würde ich mir wünschen, dass sie einen vernünftigen Plan ausarbeitet, der die Jugend angemessen schützt. Sollen sie bei Ländern wie Kanada, Niederlanden oder Spanien schauen, was dort nicht funktioniert und daraus lernen und es besser machen. Bei einer Legalisierung besteht natürlich immer die Gefahr, dass Leute an das Zeug rankommen, die sonst keine Möglichkeit gehabt hätten. Ob es jedoch noch so interessant ist, wenn es nicht mehr verboten ist, das steht auf einem anderen Blatt.
Sollte es irgendwann einen gut durchdachten Plan geben, der die Jugend angemessen schützt, dann spricht aus meiner Sicht auch nichts gegen eine Legalisierung. Bei den Punkten "medizinischer Gebrauch" und "Entkriminalisierung" bin ich ganz klar dafür.

Das ist Christa Fischer:Die 75-jährige Höchbergerin kommt ursprünglich aus Bielefeld (Nordrhein-Westfalen), ist stolze Mama und Oma von drei Kindern und fünf Enkelkindern. Sie selbst beschreibt sich als "humorvolle, agile, ältere Dame", steht heute noch regelmäßig auf der Bühne des Würzburger Theater-Ensembles und arbeitet ehrenamtlich im Weltladen. Ihre Erwachsenenjahre verbrachte sie zum größten Teil in verschiedenen afrikanischen Ländern, wie Ghana, Kamerun, Mali oder Tansania, wo sie als Krankenschwester arbeitete.Heute lebt sie mit ihrer Tochter und deren Kindern zusammen unter einem Dach, wo immer wieder verschiedene Meinungen, Ansichten und auch Generationen zusammentreffen und rege Diskussionen entstehen. "Wir sind eine sehr bunte Familie, in der jeder seine eigene Meinung haben darf, solange diese niemand anderen verletzt", fasst Christa Fischer zusammen.Quelle: Christa Fischer
Die Seniorenvertretung, die Stadt Würzburg und die Stadtgesellschaft haben das Jahr 2023 unter das Motto "Generationen im Dialog – Wir alle werden älter" gestellt. Dazu finden das gesamte Jahr über verschiedene Angebote und Veranstaltungen für Jung und Alt statt. Weitere Informationen dazu gibt es auf der Website der Seniorenvertretung.