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Aub: Sagenhafte Orte in Franken: Der Hund von  Reichelsburg und andere geheimnisvolle Geschichten rund um die Burg

Aub

Sagenhafte Orte in Franken: Der Hund von  Reichelsburg und andere geheimnisvolle Geschichten rund um die Burg

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    Die Reichelsburg bei Baldersheim, einem Ortsteil von Aub (Lkr. Würzburg): Sie ist zu jeder Jahreszeit einen Ausflug wert und Etappenziel mehrerer Wanderwege.
    Die Reichelsburg bei Baldersheim, einem Ortsteil von Aub (Lkr. Würzburg): Sie ist zu jeder Jahreszeit einen Ausflug wert und Etappenziel mehrerer Wanderwege. Foto: Christine Jeske

    Viele Geschichten ranken sich um die Reichelsburg bei Baldersheim, einem Ortsteil von Aub (Lkr. Würzburg). Sie berichten von einem Schatz, einem verängstigten Schlossfräulein und einer Seele, die der Teufel holte.

    Wahrscheinlich verbinden viele Menschen die Ruine auch mit ganz privaten Erinnerungen - mit romantischen Treffen in lauen Sommernächten, Mutproben in dunklen Gewölben, Turmbesteigungen und weiten Aussichten ins Tal der Gollach. Oder mit Musik, Tanz und ausgelassenen Feiern – wie jüngst beim Reichelsburgfest.

    Der Stammsitz der Hohenlohe-Brauneck-Linie 

    Vor fast 800 Jahren taucht der Vorgängerbau als "Reigirberc", als Reichelsberg, erstmals in schriftlichen Quellen auf. Um 1230 wird die Burg als Besitz der Brüder Gottfried von Hohenlohe und Konrad von Hohenlohe-Brauneck erwähnt. Sie war ein Lehen des Bistums Bamberg, ab 1390 des Hochstifts Würzburg. Ab 1521 wird die Reichelsburg ein Amtssitz mit Amtsmann.

    Die Hohenlohe waren und sind in der Region ein bekanntes Geschlecht. Gottfried und sein Bruder Konrad, der die Nebenlinie Hohenlohe-Brauneck begründete, gehörten zu den Gefolgsmännern des Stauferkaisers Friedrich II. und begleiteten ihn auf seinem Kreuzzug von 1228/29.

    Der Stammsitz der Hohenlohe-Brauneck-Linie ist teilweise erhalten, liegt in direkter Linie rund sechs Kilometer südlich der Reichelsburg im Main-Tauber-Kreis. Die Burg Brauneck befindet sich jedoch in Privatbesitz und kann nicht besichtigt werden. Die Reichelsburg ist immer zugänglich.

    Der Waldweg führt an rund 2600 Jahre alten Hügelgräbern vorbei

    Vom Gollach-Tal aus ist der mächtige runde Bergfried sichtbar. Auf einem Feldweg geht es bergauf. Oben angekommen empfängt Besucher der Charme des Verfalls. Eine Filmkulisse.

    Wer vom Auber Schloss aus auf einem schmalen Waldweg zur etwa eineinhalb Kilometer entfernten Reichelsburg läuft, kommt an rund 2600 Jahre alten Hügelgräbern aus der Hallstattzeit vorbei und entdeckt den Bergfried erst spät, vor allem im Sommer, wenn das Laub die Sicht versperrt. Die Grundmauern des Turms haben sich teilweise erhalten. Der Turm selbst wurde wieder aufgemauert.

    Vom Gollach-Tal aus führt ein kleiner Anstieg hinauf zur Reichelsburg. Links im Bild ist der Weiher zu sehen. Sitzbänke laden dort zum Verweilen ein.
    Vom Gollach-Tal aus führt ein kleiner Anstieg hinauf zur Reichelsburg. Links im Bild ist der Weiher zu sehen. Sitzbänke laden dort zum Verweilen ein. Foto: Christine Jeske

    Einst waren die Mauern der Burg mehrere Meter dick. Es sind nur noch Reste übrig. Treppen führen vom Innenhof hinab in einige überwölbte dunkle Räume. Vor dem Bergfried befindet sich ein rund 15 Meter tiefer Brunnen.

    Die rechteckige Burganlage war ursprünglich geschützt von einer polygonalen Zwingermauer mit sieben Flankentürmen und umgeben von Graben und Wall. Sie wurde im Bauernkrieg 1525 zerstört und wieder teilweise aufgebaut. Im 18. Jahrhundert verfiel die Anlage.

    "Viele Mauern von Häusern, Scheunen, Gärten sind von Reichelsbergs Steinen gebaut, und rufen auf zur Sühne ob solcher Untat."

    Joseph Zöllner, Arzt in Aub, ruft 1840 zur Erhaltung der Burg auf

    Joseph Zöllner, Arzt in Aub, rief am 22. Juli 1840 zur Mitarbeit in einem Verein zur Erhaltung des Bauwerks auf. Er schrieb von zerstörungslustigen Händen unhistorischer Leute und Dummköpfen, die sich die Steine für ihre Häuser holten. "Viele Mauern von Häusern, Scheunen, Gärten sind von Reichelsbergs Steinen gebaut, und rufen auf zur Sühne ob solcher Untat …". So sei die um 1800 noch gut erhaltene Burg zur Ruine und "fast zum Schutthaufen" geworden. Zöllners Worte blieben ohne Echo, schreibt der Ortshistoriker Richard Hoos in den Auber Geschichtsblättern.

    "Unbekannte Baumeister" befestigten 2009 eine Mauerkrone

    Es wurden nicht nur Steine geholt, sondern auch einige gebracht. Im Jahr 2009 berichtete diese Redaktion von "unbekannten Baumeistern". Sie hatten eine Mauerkrone befestigt – angeblich ohne Genehmigung. Als noch ein Geländer daraufgesetzt werden sollte, wurde die Sache publik.

    Vertreter des Staatlichen Hochbauamts und des Landesamts für Denkmalpflege rieben sich erstaunt die Augen. Ebenso der Auber Bürgermeister, dem eine Rechnung vorgelegt wurde. Die Baldersheimer sprachen von korrekten Ausschreibungen und Genehmigungen. Die Musikgemeinschaft Baldersheim-Burgerroth richte das Reichelsburgfest aus und habe deshalb das Gelände "aufräumen müssen". Am Ende wurde alles wieder in den ursprünglichen Zustand gesetzt. Begründung: An der Reichelsburg, einem Kulturgut erster Klasse, dürfe nichts verändert werden, hieß es. Eine moderne Ortsgeschichte.

    Die Sage von einem Hammerschmied, der sich mit dem Teufel eingelassen hatte

    Wesentlich älter ist eine von mehreren Erzählungen von einem Hammerschmied. Eine handelt davon, dass er sich mit dem Teufel einließ. Weshalb sein einstiger Arbeitsplatz noch heute Teufelsschmiede genannt wird. Sie befand sich im Tal der Gollach zwischen der Reichelsburg und dem Ort Burgerroth im Südwesten. Erhalten haben sich nur moosüberwachsene Mauerreste.

    Der Sage nach sollte der Schmied 1525 für die aufständischen Bauern Waffen herstellen. Doch der Auftrag war zu groß. Der Teufel bot sich als Geselle an und versprach Hilfe. Bedingung war, dass der Schmied ihm seine Seele überließ. Der Schmied konnte liefern, verlor seine Seele – und die Bauern verloren letztlich ihren Aufstand und blieben über weitere Jahrhunderte unter dem Joch der Obrigkeit.

    Der wahre Kern der Sage könnte sein, dass ein Schmied die aufrührerischen Bauern bei der Erstürmung der Reichelsburg am 22. April 1525 unterstützte. Als Bestrafung soll seine Hammerschmiede samt Mühle zerstört worden sein.

    Geschichten von einem verirrten "Schlossfräulein" und einem Hund, der einen Schatz bewacht

    In den Sagen darf natürlich ein "Schlossfräulein" nicht fehlen. Sie soll einst von der Burg hinunter in den Wald gelaufen und vom Weg abgekommen sein. "Als die Noth am höchsten stieg, da schlug ein Glockenklang an das Ohr der Maid, und als sie ihm nachging, gelangte sie glücklich an's Flußgestade und fand den Weg wieder heimwärts." So steht es geschrieben in "Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern", veröffentlicht 1866. Aus Dankbarkeit habe die junge Frau ein nächtliches Geläute in Aub gestiftet.

    Einst verirrte sich ein Schlossfräulein, als sie von der Reichelsburg hinunter in den Wald gelaufen ist. So erzählt es eine der Sagen, die sich um das Bauwerk ranken.
    Einst verirrte sich ein Schlossfräulein, als sie von der Reichelsburg hinunter in den Wald gelaufen ist. So erzählt es eine der Sagen, die sich um das Bauwerk ranken. Foto: Christine Jeske

    Weitere Erzählungen handeln von einem Schatz auf der Reichelsburg. Bewacht wird er von einem Hund mit feurigen Augen. Wer ihn heben will, darf kein Wort darüber verlieren. Ansonsten verschwinden Schatz und Hund. Es heißt, niemand habe den Schatz bislang gefunden. Vielleicht hat aber der- oder diejenige schlichtweg kein Wort darüber verloren und freut sich heimlich und leise.

    Ein weiterer architektonischer Schatz: die Kunigundenkapelle 

    Unweit der Reichelsburg warten noch weitere Schätze: architektonischer Art. Denn die Edelherren von Hohenlohe gelten auch als Erbauer geheimnisvoller Kirchenbauten und noch geheimnisvolleren Legenden.

    Die Kunigundenkapelle in Aub-Burgerroth (Lkr. Würzburg) ist nur wenige Kilometer von der Reichelsburg entfernt und ebenfalls ein beliebtes Ausflugsziel.
    Die Kunigundenkapelle in Aub-Burgerroth (Lkr. Würzburg) ist nur wenige Kilometer von der Reichelsburg entfernt und ebenfalls ein beliebtes Ausflugsziel. Foto: Thomas Obermeier

    Dazu gehört die Kunigundenkapelle, deren Errichtung Heinrich von Hohenlohe, der Vater Gottfrieds und Konrads, veranlasst haben soll. Die Kapelle steht nur etwa vier Kilometer von der Reichelsburg entfernt auf der Gemarkung des Auber Ortsteils Burgerroth. Es heißt, Kaiserin Kunigunde (um 980 – um 1033) habe einst in Bamberg einen Schleier fliegen lassen. Er verfing sich in einer Linde auf dem Altenberg, wo die nach der Gemahlin Kaiser Heinrichs II. benannte Kapelle ihren Platz fand.

    Auf Konrad von Hohenlohe-Brauneck geht eine der außergewöhnlichen Oktogone zurück: die achteckige Ulrichskapelle in Standorf bei Creglingen. Konrad hat sich während des Kreuzzugs von der Baukunst im Heiligen Land inspirieren lassen – wie vor ihm andere Kreuzzugsteilnehmer des fränkischen Landadels. Denn auch in Grünsfeld-Hausen und in Oberwittighausen stehen Oktogone: die Achatius- und die Sigismundkapelle (alle Main-Tauber-Kreis). Die Bauten sollen etwas mit Riesen zu tun haben. Oder mit dem Grabtuch Christi. Dazu gibt es auch Bezüge zur Kunigundenkapelle. Aber das sind andere Geschichten.

    Alle Teile der Serie "Sagenhafte Orte in Franken" gibt es unter www.mainpost.de/sagenhafte-orte

    Die Ruine Reichelsburg bei Aub-BaldersheimInformationen zur Geschichte der Reichelsburg  und von anderen sehenswerten Orten in und um Aub finden sich auf der Homepage der Stadt unter: www.stadt-aub.de/freizeit-gaeste/tourismus/sehenswertesDie Musikgemeinschaft Baldersheim-Burgerroth richtet das normalerweise jährlich stattfindende Reichelsburgfest aus. Im Internet gibt es eine ausführliche Beschreibung der Reichelsburg samt Grundriss: https://musikverein-baldersheim.de. Dort wird auch die Geschichte der Truchsesse von Baldersheim erzählt.Der Bergfried ist im Sommerhalbjahr (Mai bis Anfang September) sonntags in der Regel von 13.30 bis 16.30 Uhr geöffnet. Wer zu anderen Zeiten den Turm besteigen möchte: Info gibt es unter (09335) 1417 (Neckermann) oder bei der Stadt Aub: (09335) 9710-0.Rad- und Wanderwege führen von Aub aus an der Reichelsburg vorbei. Rund zehn Kilometer lang ist beispielsweise die Wanderung zur Reichelsburg und Kunigundenkapelle. Die Karte liegt in Aub am Eingang zur Bücherei am Infopunkt aus. Sie kann auch in Internet heruntergeladen werden: www.stadt-aub.de/freizeit-gaeste/rad-wanderwege. Eine genaue Beschreibung der Wegstrecken findet sich unter: www.komoot.de/user/stadtaub/toursQuelle: Stadt Aub/cj

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