Urlaubszeit, Sommerwetter und die Corona-Krise machen den Main aktuell zum beliebten Ausflugsziel für Freizeitsportler. Doch das gefällt nicht allen: Der derzeitige Betrieb sei für die Schifffahrt "nicht einfach", erklärt Sebastian Stahl. Er ist Schiffsführer auf dem Tankschiff 'Thüringen' der Firma Erik Walther aus Schweinfurt. "Angenehm ist es nicht zu fahren", sagt er. Schlimm sei es, wenn die Leute, beispielsweise auf Flößen oder Grillbooten, seinem Schiff keinen Platz machen: "Die behindern die Schifffahrt".
Derzeit passe er verstärkt – mit Fernglas und dem Blick auf das Radar – auf den Freizeitbetrieb auf. Besonders schlimm sei es auf dem Abschnitt Würzburg-Randersacker. Auf der restlichen Strecke seien zwar auch mal Motor- oder Ruderboote unterwegs, das mache aber weniger Probleme, sagt Stahl.
Alkohol sorgt für gefährliche Situationen
Zwar sei der Main "eine Bundeswasserstraße, die von jedem genutzt werden darf", Alkohol und feiernde Leute auf dem Wasser können aber für "gefährliche Situationen" sorgen, erklärt Martin Staats. Er ist Vorstand der Mainschifffahrts-Genossenschafts (MSG), die mit ihren Schiffen unter anderem auf dem Main unterwegs ist. Alkohol in Kombination mit dem Fahren auf einer Wasserstraße sei "grenzwertig", so der MSG-Vorsitzende.

Am Steuer der großen Schiffe sehe man die Leute auf dem Wasser oftmals gar nicht. Wenn etwas passiere, sei das auch für die Schiffsführer schlimm, die schlecht ausweichen oder bremsen können: "Das wünscht man auch keinem", so Staats. Der Freizeitbetrieb auf dem Main werde "von Jahr zu Jahr ein bisschen mehr".

Der Betrieb auf dem Wasser sei in diesem Jahr nicht nur auf dem Main "deutlich erhöht", sondern auch an den Badeseen und der fränkischen Saale. An der Präsenz der Wasserwacht habe sich deswegen nichts geändert: "Wo es uns möglich ist, sind wir ja sowieso am Wochenende und an Feiertagen im Einsatz", sagt Sebastian Schlereth, Bezirksvorsitzender der Wasserwacht Unterfranken. Teilweise sei die Wasserwacht auch unter der Woche vor Ort.
"Gerade der Main ist durchaus nicht ungefährlich."
Björn Rausch, stellvertretender Kreisvorsitzender Wasserwacht Würzburg
Beim Wasserrettungsdienst der Kreiswasserwacht Würzburg habe es in diesem Jahr bisher rund 15 Einsätze gegeben. Das seien bereits so viele Einsätze wie im kompletten vergangenen Jahr, sagt der stellvertretende Kreisvorsitzende Björn Rausch. Am stärksten sei der Wasserrettungsdienst dabei im Juni und Anfang Juli gefragt gewesen. "Gerade der Main ist durchaus nicht ungefährlich", sagt Rausch. Der Fluss sei die "Autobahn der Schifffahrt". Die Binnenschiffe sorgen für einen starken Sog, den Schwimmer teils unterschätzen.
Ignoranz der Regeln als Unfallursache
"Insbesondere Unachtsamkeit und Ignoranz der Regeln", nennt Sven Zimmermann die Unfallursachen auf dem Main. Besonders stark sei der Betrieb am Altmain als "Naturschönheit" und im Bereich der Städte, vor allem in Würzburg, so der Leiter der Wasserschutzpolizeigruppe Würzburg. Für etwas Entspannung sorge es, dass derzeit nicht so viele Schiffe auf dem Main unterwegs seien – Hotelschiffe gebe es "so gut wie nicht".
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