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GIEBELSTADT: Schlafen wie Dornröschen: Zobelschloss wird Hotel

GIEBELSTADT

Schlafen wie Dornröschen: Zobelschloss wird Hotel

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    Kaum verändert: Ein Aquarell, das Richard Gebert in einem Bamberger Antiquariat aufgestöbert hat, zeigt den Schlossgraben, wie er im 19. Jahrhundert einmal ausgesehen hat. In der Folgezeit war der Graben um rund einen Meter aufgeschüttet worden.
    Kaum verändert: Ein Aquarell, das Richard Gebert in einem Bamberger Antiquariat aufgestöbert hat, zeigt den Schlossgraben, wie er im 19. Jahrhundert einmal ausgesehen hat. In der Folgezeit war der Graben um rund einen Meter aufgeschüttet worden. Foto: Repro: Gerhard Meißner

    Träfe man in einer Dachkammer des Giebelstadter Schlosses zufällig auf das schlafende Dornröschen, man würde sich vermutlich nicht mal wundern. Das Schloss sieht aus, wie einem Märchen der Gebrüder Grimm entlehnt. Äußerlich hat sich am einstigen Stammsitz der Herren von Zobel zu Giebelstadt seit fast 500 Jahren kaum etwas verändert.

    Seit vor sieben Jahren der letzte adelige Eigentümer auszog, ist das Zobelschloss tatsächlich in eine Art Dornröschenschlaf verfallen, aus dem es der Prichsenstadter Unternehmer Richard Gebert nun wachküssen will. Die erste wichtige Hürde – die Zustimmung zur Nutzung als Hotel – hat das ehrgeizige Projekt jetzt im Giebelstadter Gemeinderat genommen.

    Im Frühjahr kaufte die Zobelschloss Giebelstadt GbR das Schloss vom US-amerikanischen Unternehmer Walter Konrad. Der gebürtige Giebelstadter hatte das Anwesen sieben Jahre zuvor ebenfalls mit dem Ziel erworben, ein Hotel dort einzurichten, dann aber wieder verkauft. Der neue Investor Richard Gebert ist überzeugt, dass es ihm gelingt, das Baudenkmal aus dem 16. Jahrhundert mit einer zeitgemäßen wirtschaftlichen Nutzung zu verbinden.

    30 Doppelzimmer, einen Wellness-Bereich und ein Restaurant will die Zobelschloss Giebelstadt GbR in dem Schloss unterbringen, wie Richard Gebert den Mitgliedern des Giebelstadter Gemeinderats erläuterte. Und das mit minimalen Eingriffen in die historische Substanz.

    Wie das gelingen kann: Ein großes Glasdach, das bei Bedarf zu 60 Prozent geöffnet werden kann, soll – von außen unsichtbar – den Burghof überspannen. So können die erforderlichen neuen Funktionswege zwischen den Gebäudeteilen geschaffen werden, ohne im Innern Mauern durchbrechen zu müssen. Im Gegenteil: Einige Zwischenwände, die erst im letzten Jahrhundert eingefügt wurden, hat Gebert in Absprache mit den Denkmalschutzbehörden bereits wieder entfernen lassen. Die alten Gewölbedecken im Erdgeschoss kommen dadurch wieder in ihrer ganzen Schönheit zur Geltung.

    Der Wellnessbereich, ursprünglich in einem Anbau geplant, soll jetzt unter dem Burghof verschwinden. Dort ist das Anwesen nicht unterkellert. Um das Dachgeschoss nutzen zu können, sind zusätzliche Dachgauben geplant, dem historischen Vorbild nachempfunden, und Lichtbänder, die zum Innenhof zeigen. Barrierefrei werden die oberen Stockwerke vom Burghof her über einen Aufzug erschlossen.

    Filigrane Stahlträger und Glas sind dabei dominierende Materialien, ebenso wie bei der Treppenanlage, die den zweiten Fluchtweg aus den oberen Stockwerken sicherstellt. Damit sei auch den Anforderungen des Brandschutzes Genüge getan, ohne über ein Mindestmaß hinaus in die historische Baustruktur eingreifen zu müssen, so Gebert.

    Der Giebelstadter Gemeinderat hat die Planungen einhellig begrüßt und auch einer zweiten Zufahrt über den Rathaushof zugestimmt, die der neue Eigentümer schaffen will als gefahrlose Alternative zur bestehenden Einfahrt über die viel befahrene B 19. Ausreichend Stellplätze sollen im Schlossgarten entstehen, mit Rasengittersteinen befestigt, um den parkähnlichen Charakter des Gartens zu erhalten.

    Der Umbau des Schlosses zu einem Hotel sei eine Bereicherung für die Gemeinde, meinte im Gemeinderat auch Bürgermeister Helmut Krämer. Fraglich sei allerdings, was der Denkmalschutz dazu sage. Hier wähnt sich Richard Gebert auf einem guten Weg. Bereits im Vorfeld der Konzeptentwicklung seien die Denkmalschützer in die Planungen mit einbezogen worden. „Ich bin sicher, dass wir einvernehmliche Lösungen finden“, sagt er. Schließlich soll im Zuge der Sanierung das durch Um- und Einbauten entstandene Flickwerk entfernt und der historische Zustand des Schlosses weitgehend wieder hergestellt werden.

    Für die Umsetzung seiner Pläne hat sich Richard Gebert einen großzügigen Zeitrahmen gesetzt. Vier bis fünf Jahre werde es wohl dauern, bis sein Konzept Wirklichkeit geworden ist, sagt er. Wohl wissend, dass bei den Restaurierungsarbeiten bestimmt Überraschungen warten.

    Im nächsten Schritt gehe es an die Detailplanung, um den endgültigen Bauantrag vorbereiten zu können. Priorität aber haben Reparaturen an den beiden Brücken, die über den Schlossgraben führen und an geschädigten Mauern im Außenbereich.

    Erfahrungen mit der Restaurierung historischer Gebäude hat Richard Gebert bereits am Freihof in Prichsenstadt gesammelt. Das völlig heruntergekommene Anwesen aus dem 16. Jahrhundert hatte er 2002 gekauft und innerhalb von neun Jahren aufwändig sanieren und zu einem Vier-Sterne-Hotel mit gehobenem Restaurant umbauen lassen. Ähnlich stellt er sich die Zukunft des Giebelstadter Zobelschlosses vor.

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