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Ochsenfurt: Schließung von Seniorenheim angekündigt: Welchen Vorwürfen sich der Betreiber der Fuchsenmühle in Ochsenfurt stellen muss

Ochsenfurt

Schließung von Seniorenheim angekündigt: Welchen Vorwürfen sich der Betreiber der Fuchsenmühle in Ochsenfurt stellen muss

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    Bereits Ende April soll das Seniorenzentrum Fuchsenmühle in Ochsenfurt geschlossen werden, wie der Betreiber vor wenigen Tagen bekanntgab.  
    Bereits Ende April soll das Seniorenzentrum Fuchsenmühle in Ochsenfurt geschlossen werden, wie der Betreiber vor wenigen Tagen bekanntgab.   Foto: Thomas Obermeier

    Seit Anfang dieser Woche bekannt wurde, dass das Seniorenzentrum Haus Fuchsenmühle Ende April geschlossen werden soll, laufen bei den anderen Seniorenheimen in der Region die Telefone heiß. Für die derzeit 62 Bewohnerinnen und Bewohner des Hauses und ihre Angehörigen, aber auch für die Mitarbeitenden in der Fuchsenmühle kam die Nachricht wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Gleichzeitig hat der Betreiber, die Curata Care Holding GmbH, Insolvenz beantragt. Während man sich am Landratsamt darum bemüht, freie Pflegeplätze zu finden, wirft der Bundesverband der kommunalen Senioren- und Behinderteneinrichtungen (BKSB) dem privaten Pflegeheimbetreiber Verantwortungslosigkeit vor. 

    Martin Schmögers Schwiegermutter lebt seit eineinhalb Jahren in der Fuchsenmühle. Die 82-Jährige  leidet an Demenz. Am Montag erfuhr er von einer Angehörigen von der Schließung, wie er gegenüber der Redaktion berichtet. Am Dienstag las er davon in dieser Zeitung. Am gleichen Tag erhielt er das Schreiben  der Fuchsenmühle. Von explodierenden Energiekosten, einer "herausfordernden Situation durch die Anhebung des Mindestlohns" und dem Mangel an qualifizierten Pflegekräften ist darin die Rede. Leider müsse die Fuchsenmühle deshalb Ende April geschlossen werden.

    Gleichzeitig stellt der Betreiber einen Pflegeplatz in einem anderen Curata-Heim in Aussicht – die nächstgelegenen sind in Bad Königshofen und in Bad Rappenau – oder bietet Unterstützung bei der Suche in einer anderen Einrichtung an. "Es liegt uns am Herzen Ihnen zu versichern, dass wir Sie in dieser unerfreulichen Situation nicht alleine lassen", heißt es schließlich noch. "Alles wischi-waschi", kommentiert Martin Schmöger das Schreiben. Statt auf Unterstützung  zu hoffen, wurde er sofort aktiv und fand einen neuen Platz im Arche-Seniorenzentrum in Giebelstadt. Es war der einzige freie Platz in der Einrichtung, so Arche-Geschäftsführer Rolf Müßig gegenüber der Redaktion. 

    Kurzfristige Bekanntgabe der Schließung erschwert eine Lösung

    Wie bei der Arche in Giebelstadt sieht es in den meisten Seniorenheimen in der Region aus. Drei neue Bewohnerinnnen konnte das AWO-Seniorenheim in Marktbreit aufnehmen. Mehr sei auch auf absehbare Zeit nicht drin, sagt Einrichtungsleiter Ludger Schuhmann. "Wenn wir ein halbes Jahr früher etwas gewusst hätten, hätten wir vielleicht Kapazitäten freischaufeln können", so Schuhmann weiter – vorausgesetzt, man hätte auch die nötigen Pflegekräfte gefunden oder sie von der Fuchsenmühle übernehmen können.

    Im Seniorenzentrum in Röttingen, das das Kommunalunternehmen  des Landkreises Würzburg (KU) erst im vergangenen Jahr vom privaten Betreiber Alloheim übernommen hatte, sind 25 Plätze frei, die eigentlich erst im Lauf der kommenden Monate sukzessive besetzt werden sollten. Auch dafür ist entscheidend, ob genügend Pflegekräfte gefunden werden können, heißt es seitens des KU.

    Gespräche mit anderen Senioreneinrichtungen

    Wie Landrat Thomas Eberth am Mittwoch in einer Pressemitteilung verlauten ließ, arbeite man im Landratsamt inzwischen intensiv an Lösungen für die rund 60 Bewohnerinnen und Bewohner sowie die Mitarbeitenden der Fuchsenmühle. Am Freitag soll dazu ein Gespräch mit Vertretern verschiedener Senioreneinrichtungen  aus der Region stattfinden.

    Deutliche Worte für das Verhalten des privaten Betreibers Curata findet der Bundesverband für kommunale Senioren- und Behinderteneinrichtungen BKSB. Anders als bei gemeinnützigen Pflegeheimen der Kommunen und Wohlfahrtsverbände seien dort die Gewinne der vergangenen Jahre nicht im Unternehmen geblieben, sondern als Rendite an die Anteilseigner ausgeschüttet worden, so der BKSB-Bundesvorsitzende und Vorstand des Landkreis-KU Alexander Schraml. "Angesichts dessen wundert es nicht, dass die Kassen der privaten Pflegeheimträger leer sind", so Schraml, "mit dem Insolvenzantrag stiehlt man sich aus der Verantwortung." Besonders dreist sei dabei, dass in den vergangenen Jahren offenbar alle staatlichen Corona-Entschädigungen abgegriffen wurden.

    Keine privatwirtschaftlichen Gewinne aus Mitteln der Pflegeversicherung

    Der BKSB fordert deshalb den Bundesgesetzgeber auf, das Sozialgesetzbuch dahingehend zu ändern, dass künftig nur noch gemeinnützige Träger einen Versorgungsvertrag erhalten. "Es kann nicht sein, dass aus Pflichtbeiträgen der Pflegeversicherung Gewinne erzielt werden, die dann ausgeschüttet werden und nicht den Pflegebedürftigen zugute kommen", so Schraml weiter.

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