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Würzburg/Schweinfurt: Schon Impfdurchbrüche? Wieviele Geimpfte sich in Unterfranken mit Corona infizieren

Würzburg/Schweinfurt

Schon Impfdurchbrüche? Wieviele Geimpfte sich in Unterfranken mit Corona infizieren

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    Auch wer eine vollständige Impfung hat, kann sich mit dem Coronavirus anstecken. Schwere Krankheitsverläufe gibt es dann aber sehr selten, wie eine Umfrage in Mainfranken zeigt.
    Auch wer eine vollständige Impfung hat, kann sich mit dem Coronavirus anstecken. Schwere Krankheitsverläufe gibt es dann aber sehr selten, wie eine Umfrage in Mainfranken zeigt. Foto: Helmut Fricke

    Vollständig geimpft und trotzdem mit dem Coronavirus infiziert? Dass dies möglich ist, wissen Virologen schon seit längerem. Aber wie viele Menschen sind tatsächlich davon betroffen? Die Nachfrage bei den mainfränkischen Gesundheitsämtern zeigt: Im Durchschnitt sind unter den neu Infizierten derzeit zehn bis 20 Prozent vollständig Geimpfte. Fast alle haben keine Symptome oder nur einen milden Krankheitsverlauf.

    Nur wenn überhaupt Symptome oder eine Erkrankung festgestellt werden, wertet das Robert Koch-Institut (RKI) solche Fälle als "Impfdurchbrüche". Dagegen wird landläufig – auch in Behörden und Gesundheitsämtern – häufig schon bei einem positiven Testergebnis von "Impfdurchbruch"  gesprochen. Eine Überbewertung, sagt Virologe Prof. Lars Dölken von der Universität Würzburg.

    "Impfdurchbruch" erst bei erkennbaren Symptomen

    Von einem "Impfdurchbruch" könne erst die Rede sein, wenn eine geimpfte Person an Covid-19 erkrankt und deshalb in eine Klinik eingewiesen wird, sagt Dölken. In ganz Unterfranken gab es in den vergangenen zwei Monaten nur eine Handvoll geimpfter Patienten mit schweren Verläufen – bei einer Impfquote von mittlerweile rund 60 Prozent der Bevölkerung.

    Das Gesundheitsamt in Bad Kissingen bestätigt eine deutschlandweite Beobachtung: Die extrem seltenen Fälle von Impfdurchbrüchen mit schwerer Erkrankung betreffen vor allem hochbetagte Menschen und andere mit einer Immunschwäche. Das RKI hat bundesweit bisher über 13 000 echte Impfdurchbrüche registriert, bei rund 50 Millionen Menschen mit vollständiger Impfung.

    Für Lars Dölken sind die Zahlen aus Mainfranken eine "Bestätigung, dass die Impfung wirkt" – und auch vor Ansteckung schützt. Andernfalls müsste der Anteil der Geimpften unter den Neuinfektionen viel höher als zehn oder 20 Prozent sein, sagt der Virologe. Seine medizinische Einschätzung: "Wer geimpft ist, braucht sich wegen einer möglichen Infektion normalerweise keine Sorgen machen." Eine eine Infektion wirke dann quasi wie eine Booster-Impfung und stärke die eigene Immunabwehr.

    Lars Dölken hat den Lehrstuhl für Virologie am Institut für Virologie und Immunbiologie der Universität Würzburg inne. Er sieht die Schutzwirkung der Impfung durch die aktuellen Zahlen bestätigt.
    Lars Dölken hat den Lehrstuhl für Virologie am Institut für Virologie und Immunbiologie der Universität Würzburg inne. Er sieht die Schutzwirkung der Impfung durch die aktuellen Zahlen bestätigt. Foto: Daniel Peter

    Trotz der Ansteckungsgefahr selbst mit Impfung nun bei den Corona-Maßnahmen verschärft zwischen Geimpften und Ungeimpften zu unterscheiden, hält der Virologe für richtig. Denn Menschen ohne Impfung seien deutlich infektiöser als Geimpfte: "Geimpfte haben deutlich niedrigere Viruslasten. Und diese fallen auch deutlich schneller wieder ab.“

    Unterdessen zeigen sich in der Region Mainfranken deutliche Unterschiede bei den Zahlen. Während sich im August bislang (Stand Mittwoch) im Landkreis Rhön-Grabfeld bei 15 Positiv-Fällen ausschließlich ungeimpfte Personen angesteckt haben, liegt der Anteil der Geimpften im Nachbarlandkreis Haßberge mit sieben von 20 Fällen bei mehr als einem Drittel. Im Juli waren es dort nicht einmal zehn Prozent (drei von 34), dagegen hatte im Vormonat Rhön-Grabfeld unter 17 Neuinfektionen drei Geimpfte (18 Prozent).

    In Würzburg und Schweinfurt jeder fünfte Neuinfizierte doppelt geimpft

    So große Schwankungen sind ansonsten selten. In Stadt und Landkreis Würzburg lag der Geimpften-Anteil unter den Neuinfektionen im Juni und Juli bei rund 20 Prozent, im August waren es bis zu diesem Mittwoch 33 von 156 Fällen. In Schweinfurt beträgt die Quote aktuell 18 Prozent (19 von 103).

    Für die meisten Fälle berichten die Gesundheitsämter von leichten Symptomen wie Halskratzen, Schnupfen oder leichte Kopfschmerzen. Im Würzburger Bereich ließen sich zwei Drittel der betroffenen Geimpften deshalb testen. Das restliche Drittel Infizierter wurde durch Routinetests bei der Kontaktnachverfolgung entdeckt. Und so läuft es meistens: Gibt es einen Corona-Fall bei Ungeimpften – etwa Kinder, die sich in Schule oder Kita anstecken – wird die ganze Familie getestet. Im Arbeitsumfeld sind es die Kolleginnen und Kollegen. Und hier treten dann auch Infektionen bei Geimpften zu Tage. Urlaubsrückkehrer schlagen in den Statistiken ebenfalls auf.

    Gesundheitsministerium: Inzidenz unter Geimpften bei 5,75

    Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) appellierte deshalb nochmals eindringlich an die Impfbereitschaft jener, die bisher noch gezögert haben: "Die Impfung schützt Sie und Ihre Mitmenschen." Ein Impfdurchbruch sei zwar nicht völlig auszuschließen, verlaufe aber in der Regel selbst bei vulnerablen Gruppen mild.  Betroffen seien derzeit nur 0,03 Prozent der rund 7,4 Millionen vollständig Geimpften in Bayern. Eine deutliche Sprache spricht die Sieben-Tage-Inzidenz im Freistaat. Während sie laut Gesundheitsministerium Mitte der Woche für Ungeimpfte bei 58 lag, betrug sie bei den Geimpften 5,75.

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