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WÜRZBURG: Schüleraustausch: Im Ausland gestrandet

WÜRZBURG

Schüleraustausch: Im Ausland gestrandet

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    Freiheit und ein Schritt näher zum Erwachsenwerden – das erhoffen sich viele von der Zeit im Ausland. Doch nicht jeder fühlt sich in seiner Gastfamilie wohl.
    Freiheit und ein Schritt näher zum Erwachsenwerden – das erhoffen sich viele von der Zeit im Ausland. Doch nicht jeder fühlt sich in seiner Gastfamilie wohl. Foto: Foto: stepin.destepin.de

    Selbstständiger werden, inmitten einer fremden Kultur leben und interessante Menschen treffen, eine Sprache lernen oder verbessern – es gibt viele Gründe für junge Menschen, für eine bestimmte Zeit im Ausland in die Schule zu gehen. Der unabhängige Bildungsberatungsdienst und Verlag Weltweiser hat in einer Studie Zahlen von 46 Schüleraustauschorganisationen ausgewertet. Demnach haben im Schuljahr 2016/2017 rund 12 650 Schüler über eine deutsche Organisation mindestens für drei Monate eine Schule im Ausland besucht und in einer Gastfamilie gelebt. Bezieht man Privatschul- und Internatsprogramme, staatliche und privat organisierte Auslandsaufenthalte mit Schulbesuch mit ein, waren es im Schuljahr 2016/2017nach Schätzungen insgesamt 16 000 Austauschschüler.

    Am beliebtesten sind die USA als Gastland gefolgt von Kanada, Neuseeland und Großbritannien. Unter den nicht englischsprachigen Zielländern sind Costa Rica, Frankreich und Spanien die Favoriten. Die meisten Schüler werden für die Zeit des Aufenthalts von einer Gastfamilie aufgenommen und können den Alltag als Teil der Gesellschaft erleben und so die Kultur ihres Gastlandes aus nächster Nähe kennenlernen.

    Die Chemie muss stimmen

    Nun wird die Familie, bei der der Austauschschüler einzieht, mit großer Wahrscheinlichkeit anders sein als die eigene. Er kann bei einem Alleinerziehenden mit zwei Kindern in der Großstadt landen, genauso gut aber oder auch bei einer Großfamilie mit acht Kindern und einem Bauernhof. Das kann sehr interessant sein, aber auch zu Problemen führen.

    Manchmal gibt sich der Schüler zu wenig Mühe, sich anzupassen, manchmal kommt es zu Missverständnissen, manchmal liegt es an der Gastfamilie, manchmal stimmt auch ganz einfach die Chemie nicht. Die Austauschorganisationen versuchen dann in den meisten Fällen, mit dem Schüler eine Lösung für die Probleme zu finden. Theresa Bruckner, die in Würzburg studiert, kann einige Geschichten über ihren Schüleraustausch erzählen. Sie musste von ihrer Betreuerin aus der Familie geholt werden, als sie sich nicht mehr aus dem Zimmer traute, weil sie einem extrem abergläubischen Familienmitglied nicht begegnen wollte.

    Unangenehme Ereignisse häufen sich

    Schon Monate vor Abflug in die USA hatte sich Theresa auf ihr High-School-Jahr in Atlanta gefreut und sich ausgemalt, wie perfekt alles sein würde. Als sich die damals 15-Jährige dann von Anfang an etwas unwohl in ihrer Familie fühlte, passte das so gar nicht in dieses Bild. „Ich habe den Gedanken immer ganz weit weg geschoben, weil es sich so nach Versagen anfühlte“, sagt die Studentin heute.

    Über ihre Austauschorganisation Education First war ihr eine Betreuerin an die Seite gestellt worden, die immer erreichbar war und sie einmal im Monat in der Familie besuchte. Auch sie hat gemerkt, dass etwas nicht stimmt. „Ich habe es aber erst einmal abgestritten und den Fehler bei mir gesucht“, sagt Theresa. Als das Verhältnis zur Gastmutter immer angespannter wird und sich die unangenehmen Ereignisse häufen, wendet sich Theresa dann doch an die Betreuerin: „Als ich sie also anrief, um ihr zu sagen, dass ich nicht weiß, was ich noch tun soll, antwortete sie ganz knapp: ,Packe deine Sachen, ich hole dich in einer halben Stunde ab'.“ Bei ihr konnte Theresa dann auch für eine Weile wohnen, bis die Betreuerin eine neue Gastfamilie gefunden hatte.

    Auslandsaufenthalt vorzeitig abbrechen

    Mit der neuen Familie verstand sich Theresa auf Anhieb gut, sodass sie die verbleibende Zeit in den USA unbeschwert genießen konnte. Doch nicht immer ist auf die Organisation und den Betreuer Verlass, das musste Ferdinand Raab aus Arnstein (Lkr. Main-Spessart) auf seinem Schüleraustausch erleben. Auch für ihn ging es mit Education First in die USA, nach New York. Aber zunächst nicht in eine Gastfamilie, die hatte man für Ferdinand nämlich noch gar nicht gefunden. So musste er die erste Zeit mit zwei weiteren Schülern bei seiner Betreuerin verbringen.

    Obwohl Ferdinand bei der Organisation angeben hatte, dass er an Allergien leidet, wurde ihm eine Familie mit zahlreichen Haustieren zugeteilt, die sich noch dazu nicht um ihn kümmerte. „Er hat mehrmals versucht mit der Betreuerin vor Ort über die Probleme und einen Wechsel in eine andere Familie zu sprechen. Das wurde aber immer abgetan“, sagt seine Mutter Carin Raab. Zu wenige Gastfamilien standen der Organisation zur Verfügung. Ferdinand blieb also nichts anderes übrig, als seinen Aufenthalt nach acht Monaten vorzeitig abzubrechen, eigentlich waren elf Monate geplant.

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