Immer weniger Menschen in Unterfranken haben ein massives Finanzproblem. Das geht aus dem Schuldneratlas hervor, den die Auskunftei Creditreform am Dienstag in Würzburg veröffentlichte. Demnach gilt aber auch: Der Positivtrend könnte bald ein Ende haben.
Dem alljährlich präsentierten Zahlenwerk zufolge waren am 1. Oktober 2024 in der Region etwa 61.400 Menschen überschuldet – 1,9 Prozent weniger als im Jahr davor. Damit sei der niedrigste Stand seit Beginn der Erhebungen vor 20 Jahren erreicht worden. Doch: Der seit wenigen Jahren anhaltende Rückgang verlangsame sich deutlich.

Die Schuldnerquote in Unterfranken mit seinen 1,3 Millionen Einwohnern liegt bei 5,61 Prozent (Vorjahr: 5,65 Prozent), in Bayern bei 5,93 und in Deutschland bei 8,09 Prozent. Am wenigsten Finanzprobleme haben die Menschen im Dorf Riedenheim im Kreis Würzburg. Die Schuldnerquote liegt dort bei 1,45 Prozent. Sulzheim (1,77) im Kreis Schweinfurt und Bieberehren im Kreis Würzburg (1,79) folgen auf den Plätzen.
Wie in den Vorjahren ist die Innenstadt von Schweinfurt ein Sorgenfall. Die Quote liegt dort laut Creditreform nahezu unverändert bei 12,91 Prozent, was der höchste Wert in Unterfranken ist. Direkt davor liegen unter anderem Stadtprozelten (12,01) im Kreis Miltenberg und die Innenstadt von Aschaffenburg (10,58).
Ist die Überschuldung in vielen Orten der Region im Vergleich zu 2023 zurückgegangen, ist sie in vier Landkreisen gestiegen, in Würzburg, Kitzingen, Miltenberg und Aschaffenburg. Schweinfurt hingegen hat mit 4,04 Prozent den niedrigsten Wert unter den Kreisen und liegt damit der Creditreform zufolge auch bayernweit in der Spitzengruppe.
Die Stadt Würzburg verzeichnet leichte Rückgänge. Am wenigsten haben die Menschen im Stadtteil Sanderau (3,66 Prozent) ein Schuldenproblem. Die Spanne in der Stadt reicht von 6,23 (Innenstadt) bis 8,13 Prozent (Zellerau/Steinbachtal).
Was Überschuldung zu bedeuten hat
Von Überschuldung spricht die Creditreform, wenn Menschen permanent mehr Ausgaben als Einkommen und damit ein Finanzproblem haben, das unter Umständen schon Inkassobüros und Gerichte beschäftigt. Würzburgs Creditreform-Geschäftsführer Raymond Polyak sieht trotz der oft positiven Vorzeichen in Unterfranken eine Gefahr: Ein wesentlicher Auslöser der Überschuldung "ist die Arbeitslosigkeit". Und die steige in Deutschland derzeit.
Das könne sich in der Region gravierend auswirken, wenn man auf den von Großfirmen wie ZF, Schaeffler oder Bosch Rexroth angekündigten Abbau tausender Arbeitsplätze blicke. Auch die steigenden Lebenshaltungskosten "könnten in naher Zukunft zu einem Anstieg der Verbraucherüberschuldung führen", heißt es im Schuldneratlas weiter. Damit werde der rückläufige Trend der vergangenen Jahre wohl zu Ende gehen.