Der Countdown zum Ende der städtischen Fach- und Berufsoberschule (FOS/BOS) läuft. Was sich zunächst betrüblich anhört, spielt sich vor wonnigem Hintergrund ab. Denn es gibt eine neue FOS/BOS, die blüht und gedeiht: Sie entstand rechtzeitig zum Schuljahr 2013/2014 in einem Neubau, den die Stadt auf dem Gelände des Franz-Oberthür-Schulzentrums im Frauenland in der Mozartstraße errichtet hat. Diese Schule wächst weiter. Und die Lehrer werden vom Freistaat bezahlt, nicht mehr von der Stadt.
Deal mit dem Freistaat
Im kommenden Schuljahr 2015/2016 werden letztmals Schüler in der städtischen Fach- und Berufsoberschule aufgenommen. Als städtische Schule wird die Einrichtung dann Ende des Schuljahres 2016/2017 schließen, so haben es die Stadt Würzburg und der Freistaat im August 2009 vereinbart. Der Freistaat hat unterdessen eine eigene, also staatliche FOS/BOS gegründet. Sie ging ursprünglich aus der Kitzinger FOS/BOS hervor, die in Würzburg Außenstellen hatte. Sie waren der Grundstock für die weitere staatliche Oberschule.
Die neue Schule bietet aktuell die Ausbildungszweige Wirtschaft und Verwaltung sowie Sozialwesen an. Im nächsten Schuljahr kommt als Modellprojekt der neue Zweig Gesundheit dazu. Sobald die städtische FOS/BOS keine Eingangsklassen mehr bildet, sollen es in der staatlichen Schule dann noch die Zweige Technik und Gestaltung geben.
Hier wachsen, dort abschmelzen
Die Schließung einer Schule in Würzburg ist und war in den vergangenen Jahren keine Seltenheit. Oft schon wurden wegen zurückgehender Schülerzahlen Häuser geschlossen – oder zumindest zusammengelegt, so dass eine neue Schule entstand. In einigen Fällen suchten andere Schulen eine Bleibe und übernahmen die Räume. Die Taktik, eine neue Schule zu gründen und anwachsen zu lassen – vom Staat oder von einem anderen Schulträger finanziert – und parallel eine eigene abzubauen, funktionierte gut.
Besonders weh taten stets die Schließungen von traditionellen und mehrjährigen Schulen. Bei FOS und BOS ist das etwas anders, denn dort werden die Schüler meist nur zwei Jahre unterrichtet. Als aber die Schönborn-Realschule aufgelöst wurde, war manch betroffener Lehrer verbittert, seine Schule „hergeben“ zu müssen. Trauer und Wut gab es erst recht, als es um die Auflösung des Mozart-Gymnasiums im Jahr 2001 und zehn Jahre später zu guter Letzt auch noch um die Auflösung des fusionierten Mozart-Schönborn-Gymnasiums ging. An seiner Stelle steht heute das evangelische (private) Dag-Hammarskjöld-Gymnasium.
Ende einiger Schulen
Die städtische Schönborn-Realschule, aufgelöst 2007, ging in der heutigen staatlichen David-Schuster-Realschule auf. Und auch für einige Volksschulen kam in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten das Aus: Die Pleicher Schule, die aus den 50er Jahren stammte, wurde Ende der 80er Jahre abgerissen. An ihrer Stelle entstand das spätere „ZE“-Haus, benannt nach dem damaligen Elektro-Fachmarkt, der wenig später vom Markt verschwand.
Die Peterschule
Viel weiter zurück reichte die Tradition der Peterschule, die 1967 den Peterbau in der Münzstraße übernommen hatte. Zuvor waren in dem Gemäuer unter anderem ein Priesterseminar und eine Münzprägeanstalt angesiedelt gewesen. Die Tradition des Hauses geht zurück auf Fürstbischof Johann Gottfried von Guttenberg, der 1889 ein „Seminarium Godefrideum“ errichten ließ. Das inzwischen im Besitz der Stadt befindliche Haus wurde nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg neu errichtet. Zunächst gewährte es der „Städtischen Mädchenmittelschule“ und der „Hilfsschule“ (Leo-Deeg) Unterkunft. Heute wird es von Volkshochschule, Theater Hobbit, FH, Stadtjugendring, Röntgen- und Wirsberg-Gymnasium wie auch vom Paritätischen Wohlfahrtsverband genutzt.
Die Hauger Schule
Die Hauger Schule wurde 2004 aufgelöst, ihre Schüler verteilten sich über mehrere Stadtteile. Heute findet in ihrem Gebäude der Unterricht der Jenaplan-Schule statt.
Die Schillerschule wurde als Volksschule 2001 aufgelöst. Ihre Grundschule wurde fusioniert und war dann die „Dauthendey-/Schiller-Grundschule“. Die Haupt- und Mittelschüler besuchen heute großteils die Goethe-Mittelschule. Und die Walther-Hauptschule fusionierte mit der Mittelschule Heuchelhof.
Konservatorium geschlossen
Aufgelöst wurde auch das städtische Hermann-Zilcher-Konservatorium, das 2001 in der Hochschule für Musik aufgegangen ist. Auch hierdurch sparte sich die Stadt zahlreiches Lehrpersonal ein.
Altenpflegeschule dicht
Dazu schloss die Berufsfachschule für Altenpflege (innerhalb des städtischen Schulzentrums Klara-Oppenheimer-Schule in der Sanderau). Aufgelöst 2004, ging sie in der privaten Berufsfachschule für Altenpflege von Halma e.V. auf.
Die Balthasar-Neumann-Schule (frühere städtische Fachoberschule und Berufsoberschule), war eigenständig am Ort der heutigen Jakob-Stoll-Realschule in der Frankfurter Straße. Sie zog von dort, aus der Zellerau, Ende 2000 in die Franz-Oberthür-Schule, ins städtisches Berufsbildungszentrum I (BBZ), im Frauenland und wurde dort integriert. Später wurde auch ihr Name gelöscht.
Am Standort Sandberger Straße im Frauenland befand sich ursprünglich die Jakob-Stoll-Realschule, später die zum Mozart- und Schönborn-Gymnasium gehörende städtische Realschule. Die Jakob-Stoll-Realschule zog im Jahr 2000 in die Zellerau, als von dort die FOS/BOS ins BBZ I wanderte. An ihren Standort, ins Stoll-Gebäude an der Sandbergerstraße, kam dann die neu gegründete staatliche David-Schuster-Realschule, die anfangs nur „Wü 3“ hieß. 2014 feierte sie bereits ihr Zehnjähriges.
Fusionen ohne Standort-Wechsel
Daneben gab es noch einige Fusionen, die keinen Einfluss auf die Standorte hatten: Burkarder- und Steinbachtal-Grundschule, die Grundschulen Adalbert-Stifter und Zellerau, Goethe- und Kepler-Grundschule, Leonhard-Frank- und Grundschule Rottenbauer, die Grundschulen Ober- und Unterdürrbach und nicht zuletzt die Leo-Deeg- und die Johannes-Försch-Schule, die zum Sonderpädagogischen Förderzentrum wurden.
Dass zwischenzeitlich auch immer wieder Klassen, egal welcher Schule, in andere Gebäude ausgelagert wurden, wenn die Klassenzimmer nicht reichten, war selbstverständlich.