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Kist: Schutzgebiet bei Würzburg: Ein Paradies für seltene Pilze

Kist

Schutzgebiet bei Würzburg: Ein Paradies für seltene Pilze

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    Bei Führungen durch das Pilzschutzgebiet im Irtenberger Forst vermittelt Pilzexperte Rudolf Markones Wissen über Pilze.
    Bei Führungen durch das Pilzschutzgebiet im Irtenberger Forst vermittelt Pilzexperte Rudolf Markones Wissen über Pilze. Foto: Fabian Gebert

    Rudolf Markones steht vor einer Tür aus einfachen Holzlatten mitten im Irtenberger Forst (Lkr. Würzburg). Sie bildet den Eingang zu einem etwa ein Hektar großen Waldstück, das durch einen Drahtzaun von der Umgebung abgetrennt ist. „Hier sollen Pilze ganz ungestört wachsen können“, erklärt Markones, Pilzexperte und Gründer des Vereins "Pilzfreunde Mainfranken". Hinter dem Zaun befindet sich ein ganz besonderes Projekt, das dem 68-Jährigen sehr am Herzen liegt: Bayerns erstes Pilzschutzgebiet.

    Die umzäunte Fläche liegt nördlich des Naturschutzgebiets "Blutsee-Moor" in der Nähe von Kist im Landkreis Würzburg. Unter Schwammerlfreunden ist die Gegend sehr bekannt, denn hier wachsen besonders viele Pilze – darunter auch seltene Arten. "Ich habe hier zum Beispiel einmal einen falschen Satansröhrling gefunden. Den gibt es in ganz Bayern nur an einer weiteren Stelle", so Markones. Der ehemalige Hausarzt ist seit über zehn Jahren Mitglied der Bayerischen Mykologischen Gesellschaft und arbeitet ehrenamtlich als Pilzberater. Gemeinsam mit den "Pilzfreunden Mainfranken" kümmert er sich in seiner Freizeit um das Pilzschutzgebiet.

    Vorbild für die bayerische Variante ist das Pilzschutzgebiet "Wolfental" in der Nähe von Bad Mergentheim. Für den Standort im Irtenberger Forst sprach laut Markones nicht nur das hohe Pilzvorkommen: "Das Gebiet liegt auf Kalk und hat viele Buchen, Eichen und Hainbuchen. Das ist ganz typisch für die mainfränkische Platte." Außerdem ist das Gebiet für den Verein gut erreichbar.

    Mehr Aufmerksamkeit für Pilze

    "Wir wollen mit dem Schutzgebiet ein gewisses Augenmerk auf Pilze legen", sagt Markones, der sich mehrmals die Woche auf die Suche nach seltenen Schwammerln begibt. Egal ob im Naturschutz, in der Schule oder an der Uni – über Pilze werde viel zu wenig gesprochen, so der Pilzexperte. Das wolle sein Verein ändern. Mit Führungen für jede Altersgruppe vermitteln die "Pilzfreunde" Wissen über die heimischen Waldpilze.

    Diesmal nimmt Rudolf Markones pilzinteressierte Mitglieder des Bund Naturschutz Würzburg mit auf einen Streifzug durchs Schutzgebiet. Die zehnköpfige Gruppe wartet an einem Parkplatz am Waldrand. "In die Pilze gehen wir jeden Herbst", sagt Bildungsreferent der Kreisgruppe Klaus Isberner. Ein Besuch des Pilzschutzgebiets sei trotzdem etwas Besonderes.

    Dank des feuchten Wetters der vergangenen Wochen, sprießen schon auf dem Weg zu dem eingezäunten Areal jede Menge Pilze. Hier dürfen auch Schwammerl fürs eigene Abendessen gepflückt werden, was im Schutzgebiet nicht erlaubt ist. Markones erklärt, welche davon genießbar sind. "Den Bovist zum Beispiel kann man essen, solange er innen weiß ist", sagt der Experte. Ist das Innere hingegen grün- oder gelblich verfärbt, sei er bereits zu alt. Diesmal landen vor allem Parasolpilze in den mitgebrachten Körben. Einige beliebte Speisepilze wie etwa Täublinge oder Steinpilze bräuchten wohl noch einige Tage bis sie ebenfalls zu finden sein werden, so der Mykologe.

    Pilze sammeln ist nur außerhalb des Schutzgebiets erlaubt. Ein beliebter Speisepilz ist der Parasol.
    Pilze sammeln ist nur außerhalb des Schutzgebiets erlaubt. Ein beliebter Speisepilz ist der Parasol. Foto: Fabian Gebert

    Verwechslungen können gefährlich werden

    Anfängern rät Markones zur Vorsicht bei der Schwammerlsuche: "Besonders Blätter- und Lamellenpilze sind schwierig zu bestimmen, wenn man noch keine Erfahrung hat." Auch nach seinen Führungen wirft der Experte gerne vorsorglich noch einen Blick in die Körbe der Teilnehmer. Denn eine Pilzvergiftung kann im schlimmsten Fall tödlich enden.

    Nach den ersten essbaren Funden, führt Markones die Gruppe hinein ins Pilzschutzgebiet. Das Areal kann jeder betreten. Der Zaun soll vor allem Rehe daran hindern, die dort wachsenden Pilze zu verspeisen, und den geschützten Raum auch für Forstarbeiter erkennbar machen.

    Was hier wächst, ist nicht für den Kochtopf bestimmt. Stattdessen stehen für die "Pilzfreunde Mainfranken" Forschungsinteressen im Mittelpunkt. "Wir werden die Pilze bestimmen und kartieren", sagt Markones. Er hofft, dass sich unter diesen besonderen Voraussetzungen interessante Pilze ansiedeln, die es sonst nur selten zu sehen gibt. Zu diesem Zweck haben Forstarbeiter der Bayerischen Staatsforsten einige Stämme Totholz in das Pilzschutzgebiet gebracht. "Solche Baumstämme sind für einige Exemplare wie eine Art Nährboden", sagt der Pilzexperte. An einem Buchenstamm, der mit der Nummer 45 markiert wurde, hat sich bereits ein mit bernsteinfarbenen Tropfen übersäter Pilz angesiedelt: Der seltene Laubholz-Harzporling, erkennt Markones.

    Totholz spielt eine wichtige Rolle im Pilzschutzgebiet. Hier können sich Pilzarten ansiedeln, die es sonst nur selten zu sehen gibt – so wie der Laubholz-Harzporling.
    Totholz spielt eine wichtige Rolle im Pilzschutzgebiet. Hier können sich Pilzarten ansiedeln, die es sonst nur selten zu sehen gibt – so wie der Laubholz-Harzporling. Foto: Fabian Gebert

    Pilze spielen eine wichtige Rolle in der Natur

    "Pilze sind ein ganz wichtiger Teil des Ökosystems", sagt er. Der Pilz an der Oberfläche, ist eigentlich nur der Fruchtkörper, vergleichbar mit einem Apfel am Baum. Der eigentliche Pilz besteht aus vielen, feinen Fasern. Einige leben auf Bäumen oder im abgefallenen Laub. Andere – die sogenannten Mykorrhiza-Pilze – wachsen über Jahre hinweg unter der Erde und gehen Symbiosen mit Bäumen ein. Ihre Fasern verbinden sich dafür mit den Wurzeln des Baumes. Die Pilze beziehen Zucker vom Baum, der Baum bekommt im Gegenzug Wasser und Nährstoffe. "So profitieren beide – Pflanze und Pilz."

    Forschungsergebnisse aus dem Pilzschutzgebiet geben die "Pilzfreunde Mainfranken" weiter an die Bayerischen Staatsforsten. "Vor allem unser Naturschutzkonzept kann von den Erkenntnissen profitieren", sagt Forstbetrieb-Leiter Christoph Riegert. Dabei ginge es besonders darum, wie sich mehr Totholz im Wald auswirke. Vorerst ist das Gebiet für zehn Jahre aus der forstwirtschaftlichen Nutzung genommen. "Wenn die 'Pilzfreunde Mainfranken' uns damit weiter unterstützen, kann das aber durchaus eine dauerhafte Kooperation werden", so Riegert.

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