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Würzburg: Schwerer Stand für Björn Höcke in Würzburg: Großer Gegenprotest verhindert AfD-Kundgebung zum Jahrestag der Messerattacke

Würzburg

Schwerer Stand für Björn Höcke in Würzburg: Großer Gegenprotest verhindert AfD-Kundgebung zum Jahrestag der Messerattacke

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    Viele Menschen demonstrierten am Sonntag in der Innenstadt in Würzburg gegen die Vereinnahmung des Messerangriffs am Barbarossaplatz vor zwei Jahren durch die AfD. Die rechtspopulistische Partei hatte für den Nachmittag einen Schweigemarsch und einen Auftritt des rechtsextremistischen Politikers Björn Höcke angekündigt.
    Viele Menschen demonstrierten am Sonntag in der Innenstadt in Würzburg gegen die Vereinnahmung des Messerangriffs am Barbarossaplatz vor zwei Jahren durch die AfD. Die rechtspopulistische Partei hatte für den Nachmittag einen Schweigemarsch und einen Auftritt des rechtsextremistischen Politikers Björn Höcke angekündigt. Foto: Daniel Peter

    Mit lautstarkem Gegenprotest ist am Sonntagnachmittag eine geplante Veranstaltung der AfD mit dem Rechtsextremisten Björn Höcke auf dem Würzburger Marktplatz verhindert worden. Die Stadtverwaltung schätzt die Zahl der Protestierenden auf 3000, die Polizei spricht von 1200.

    Die AfD wollte den zweiten Jahrestag des schrecklichen Messerangriffs, bei dem ein psychisch kranker Mann aus Somalia drei Frauen getötet und zahlreiche weitere Menschen teilweise schwer verletzt hat, für eine politische Kundgebung nutzen. Dazu kam es nicht, weil Höcke und etwa 50 Teilnehmerinnen und Teilnehmer der AfD-Veranstaltung von Gegendemonstranten mit einer Sitzblockade daran gehindert wurden, das Rednerpult am Unteren Markt zu erreichen.

    Dort hatten sich seit dem frühen Nachmittag mehrere Tausend Menschen rund um die mit Metallgittern abgesperrte Fläche versammelt, auf der Höcke ab 15 Uhr eigentlich sprechen wollte. Als die Polizei per Lautsprecher gegen 16 Uhr bekannt gab, dass die AfD ihre Veranstaltung abgebrochen hatte, gab es lauten Jubel und Applaus, der auch beim Abbau des Rednerpults und der Lautsprecher nicht leiser wurde.

    Der Platz in der Mitte des Unteren Marktes war für die Kundgebung von Björn Höcke abgesperrt. Die Protestierenden verhinderten, dass diese Kundgebung stattfinden konnte.    
    Der Platz in der Mitte des Unteren Marktes war für die Kundgebung von Björn Höcke abgesperrt. Die Protestierenden verhinderten, dass diese Kundgebung stattfinden konnte.     Foto: Daniel Peter

    Gegenprotest hatte akustische Oberhand

    Bereits zwei Stunden vorher hatte die AfD am Barbarossaplatz, dem Tatort des Messerangriffs vom 25. Juni 2021, einen schweren Stand. Als Höcke dort um kurz nach 14 Uhr eintraf, warteten bereits mehrere Hundert Gegendemonstrantinnen und -demonstranten. Die erste Störung der AfD-Veranstaltung kam vom Bewohner eines Hauses in der Haugerpfarrgasse: Aus einem großen Lautsprecher am Fenster im zweiten Stock tönte der Song "Herz für die Sache" der Berliner Punkband ZSK.

    Auch danach hatte der Gegenprotest die akustische Hoheit über den Platz: "Nazis raus" und "Ganz Würzburg hasst die AfD" waren die Sprechchöre, die am häufigsten zu hören waren – und zwar so laut, dass eine kurze Rede bei der AfD-Veranstaltung allenfalls in unmittelbarer Nähe des Lautsprechers zu verstehen war. Höcke ist der Vorsitzende des AfD-Landesverbands Thüringen, er wird vom Thüringer Verfassungsschutz seit zwei Jahren als "gesichert rechtsextrem" eingestuft.

    Sitzblockade in der Schönbornstraße

    Gegen 14.45 Uhr machten sich vom Barbarossaplatz aus Höcke, der unterfränkische AfD-Vorsitzende Richard Graupner und etwa 50 Menschen auf den Weg zur geplanten Kundgebung am Unteren Markt. Auf allen Seiten begleitet von Einsatzkräften der Polizei ging es durch die Theaterstraße und die Eichhornstraße in Richtung Marktplatz. Schon vor dem Oberen Markt war Schluss: Der Gegenprotest hatte sich in der Schönbornstraße zu einer Sitzblockade formiert und stoppte den Marsch der AfD.

    Weil es nicht weiter ging und die Lautstärke der Sprechchöre eher noch zunahm, hatte Höcke gegen 15.15 Uhr offenbar genug und verließ die Veranstaltung. Anschließend scheiterte trotz Polizeibegleitung auch ein Versuch von Richard Graupner, die Bühne am Unteren Markt zu erreichen, sodass die AfD unter dem Jubel der Protestierenden die Veranstaltung abbrach.

    Björn Höcke (Mitte)  und Richard Graupner (rechts daneben) mit weiteren Anhängern.  
    Björn Höcke (Mitte)  und Richard Graupner (rechts daneben) mit weiteren Anhängern.   Foto: Daniel Peter

    Anschließend kam es innerhalb des Absperrgitters zu einer körperlichen Auseinandersetzung zwischen einem AfD-Anhänger und einem Gegendemonstranten, bei der einer der beiden Beteiligten eine blutende Wunde im Gesicht davontrug. Als ein junger Mann unter dem Jubel der Menschenmenge versuchte, eine AfD-Standfahne zu entwenden, wurde er von der Polizei zu Boden gebracht und festgenommen.

    Insgesamt friedliche Veranstaltung

    In Anbetracht der großen Anzahl von Menschen sei es "insgesamt eine sehr friedliche Versammlung gewesen", teilte kurze Zeit später Polizei-Pressesprecher Andreas Laacke mit und bestätigte die Festnahme.

    Zum Gegenprotest aufgerufen hatten die Grüne Jugend und das Bündnis "Würzburg ist bunt". "Faschismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen", "AfD verbieten" oder "Gegen rechte Instrumentalisierung" stand auf den Schildern, die die Protestierenden am unteren Markt in die Höhe hielten. Mehrere Redner aus Politik, Kirche und Gewerkschaft - darunter auch die Vorsitzende der Bayern-SPD Ronja Endres, wandten sich an die Menschenmenge, gingen unter anderem auf die Fremdenfeindlichkeit der AfD ein und warben für Mitmenschlichkeit und Toleranz.

    Sebastian Hansen von den Grünen sagte, man müssen den Schneeball stoppen, bevor er zu einer Lawine werde. Und der Gedenktag für die Messerattacke dürfe nicht von der AfD zu deren Zwecken missbraucht werden. Eckhard Beck, Vorsitzender des DGB-Kreisverbands Würzburg, erklärte, Vielfalt und Solidarität dürften keine Parolen oder leere Wort sein, sondern "gelebte Werte". "Lasst uns deshalb auch weiterhin laut sein. Lasst uns deshalb niemals vor den Rechtsextremen einknicken. Lasst uns die Demokratie verteidigen", appellierte er.            

    Bürgermeister Martin Heilig gedachte am Sonntag am Barbarossaplatz in Würzburg mit einem Kranz der Opfer des Messerangriffs vor zwei Jahren.
    Bürgermeister Martin Heilig gedachte am Sonntag am Barbarossaplatz in Würzburg mit einem Kranz der Opfer des Messerangriffs vor zwei Jahren. Foto: Daniel Peter

    "Ich bin hier, weil die Zahlen der AfD in manchen Bundesländern erschreckend in die Höhe gegangen sind", sagte Elizabeth Redford, die in Würzburg studiert. Sie wolle ein Zeichen gegen Rechts setzen. "Es ist erschreckend, wie manche Menschen keinerlei Reflexion mit der deutschen Geschichte zeigen." Auch der Würzburger Martin Weigand war da, "um Flagge zu zeigen, mein Bürgerrecht wahrzunehmen und geschlossen gegen die AfD zu demonstrieren".       

    Glockengeläut und Gebete für Toleranz und Frieden

    Auch in der Marienkapelle hatten sich um Punkt 15 Uhr Dutzende von Menschen versammelt, die für Toleranz und Frieden beteten. Mitorganisiert hatte den kleinen Gottesdienst die Gemeinde Sant'Egidio Würzburg. Zuvor hatten minutenlang die Glocken der Kirche geläutet.

    Bereits um 11 Uhr hatte Bürgermeister Martin Heilig an der vor wenigen Tagen eingeweihten Gedenk-Stele am Barbarossaplatz im Namen der Stadt einen Kranz niedergelegt. "Das Geschehene lässt sich nicht in Worte fassen", sagte Heilig und gedachte zusammen mit etwa 20 Bürgerinnen und Bürgern mit einer Schweigeminute würdevoll der Opfer der Messerattacke.

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