Wieviel Geld ist der Stadt das Adami-Bad wert? Diese Frage könnte ein Streitpunkt bei den an diesem Donnerstag beginnenden Haushaltsberatungen werden. In einem Brief bittet der SV 05 die Stadt um knapp die Verdoppelung des jährlichen Zuschusses.
Heuer unterstützt die Stadt den Verein mit 457 900 Euro. Eine Menge Geld für einen einzelnen Verein. Allen anderen 110 Sportvereine zusammen hat die Stadt 2015 rund 2,6 Millionen Euro für Betrieb und Investitionen gegeben. Doch der Schwimmverein auf der Sieboldshöhe hat ein Hallenbad – und dafür braucht er laut Präsident Reinhart Stumpf noch viel mehr Geld: zwischen 850 000 und 900 000 Euro will der Verein ab jetzt jährlich von der Stadt.
„Das Bad kostet uns 1,2 Millionen Euro im Jahr“, rechnet Stumpf im Gespräch vor. Rund 760 000 Euro davon verschlingen Wasseraufbereitung, Energie und Abwasser, rund 400 000 Euro sind Personalkosten , dazu kommen laufende Reparaturen. Zum Vergleich: Etwa 1,8 Millionen Euro im Jahr kostet der Würzburger Versorgungs- und Verkehrs GmbH ( WVV) der Betrieb von Sandermare, Nautiland-, Lindleinsmühle- und Dallenbergbad sowie der Eisbahn.
Könnte man das Adami-Bad auch billiger haben? Jürgen Athmer, Geschäftsführer der Würzburger Bäder GmbH, sagt nein. Er hat im Auftrag des Stadtrats mögliche Einsparpotenziale und die kaufmännische Situation des Bades untersucht. Athmers Fazit: „Der Verein arbeitet so wirtschaftlich, wie es geht.“ Die großen Wasserflächen sowie die Struktur des Vereinsbades bedingten verhältnismäßig hohe Kosten. Die öffentliche Bäder GmbH könne das Bad nicht günstiger betreiben, im Gegenteil: „Ohne das Engagement der Ehrenamtlichen wären die Personalkosten noch höher“, sagt Athmer.
Der Hilferuf des SV 05 am Ende des Jahres hat Tradition. Regelmäßig schiebt der Stadtrat in den Haushaltsberatungen Geld nach. Ende 2014 hatte die Stadt dem Verein mit einer Sonderzahlung von 300 000 Euro geholfen, die Schulden der jahrelangen Großsanierung abzutragen. Damals warb Kämmerer Robert Scheller für diese „notwendige Hilfe“ als „einmalige Lösung“. Heuer geht es um mehr: Der SV 05 will eine dauerhafte kräftige Erhöhung des Zuschusses als Garantie für die Zukunft.
„Wir kamen nie wirklich mit dem Zuschuss der Stadt zurecht“, erklärt Stumpf. Die Betriebskosten würden laufend steigen, der Sanierungsbedarf sei enorm. Reparaturen für 90 000 Euro stehen 2016 an. „Da darf dann aber nichts passieren.“ Vergessen dürfte man auch nicht, dass der Verein auch noch den „normalen“ Betrieb zu organisieren habe: Übungsleiter, Versicherungen oder Verbandsbeiträge kosten ebenfalls Geld.
„Wir sparen, was zu sparen ist,“ sagt Stumpf. So seien beispielsweise ein Kaltwasserbecken im Saunabereich aufgegeben und der winterliche Betrieb des Energieschluckenden Solebeckens reduziert worden.
An Einnahmen hat der Verein vor allem rund 600 000 Euro durch Mitgliedsbeiträge, die Ende vergangenen Jahres um rund zehn Prozent erhöht wurden. Allerdings waren damals auch noch 3250 Mitglieder beim SV 05, heuer sind es nur noch 3012. Im Jahr 2007 zählte der Verein noch über 5000 Mitglieder. Gäste bringen heuer rund 135 000 Euro in die Vereinskasse – denn auch rund 20 000 Nichtmitglieder schwimmen in diesem Jahr im Adami-Bad.
Das Rathaus ist über die Situation des SV 05 schon länger informiert. Laut Präsident Stumpf gibt es konstruktive Gespräche mit Oberbürgermeister Christian Schuchardt und Kämmerer Robert Scheller. Nach Informationen der Main-Post ist die Rathausspitze bereit, den Verein stärker zu unterstützen. Konkrete Zahlen will man noch nicht nennen. „Darüber wird der Stadtrat im Rahmen der Haushaltsberatungen diskutieren“, sagt Sprecher Christian Weiß.
Zahlen zum SV 05
Der Schwimmverein hat derzeit 3012 Mitglieder. Das vereinseigene Hallenbad auf der Sieboldshöhe ist ausgestattet mit einem 50-Meter-Becken, einem Nichtschwimmer- und einem beheiztem Außenbecken sowie einer Saunaanlage. Es kann auch von Nichtmitgliedern besucht werden. Neben Wasserball und Synchronschwimmen bietet der SV 05 Triathlon, Kraftdreikampf und Fitness an. Der Heimatverein des Rekordweltmeister Thomas Lurz gilt als einer der erfolgreichsten Schwimmvereine Deutschlands. Für rund fünf Millionen Euro ist das Bad ab 1999 generalsaniert worden. Rund 750 000 Euro finanzierte der Verein. Den Rest teilten sich Stadt und Freistaat.
Standpunkt: Schlechte Vorbereitung der Grundsatzentscheidung
Ist es Aufgabe der Kommune einen Schwimmverein mit 3000 Mitgliedern mit immer mehr Geld zu unterstützen, wenn sie es seit Jahren nicht hinbekommt, ihr marodes Nautiland-Bad zu sanieren, das immerhin von 250 000 Menschen im Jahr genutzt wird?
Die Frage ist schwieriger zu beantworten, als man auf den ersten Blick meinen könnte. Denn wenn man den Fachleuten glaubt, gibt es wenig Alternativen: Entweder die Stadt gibt dem Verein dauerhaft mindestens eine dreiviertel Million Euro im Jahr – oder sie kann das Adami-Bad schließen. Ein Bad, das im Gegensatz zu anderen in der Stadt technisch gut da steht und eine fünf Millionen Euro teure Generalsanierung hinter sich hat. Und ein Bad, in dem Spitzensport betrieben wird.
Mit der vom SV 05 geforderten Zuschusserhöhung müssen die Stadträte eine Grundsatzentscheidung treffen, um die sie nicht zu beneiden sind. Allerdings sollte der Stadtrat sie auch dementsprechend behandeln. Und nicht, alle Jahre wieder, die scheibchenweise Erhöhung beschließen zwischen all den vielen Themen der dicht bepackten, zweitägigen Haushaltsberatungen oder gar hinter verschlossenen Türen, wie vor einem Jahr.
Notwendig wäre auch, dass sich die Stadträte eingehend mit dem Prüfungsergebnis der Bäder GmbH über die Wirtschaftlichkeit des Bades befassen und dass die Entscheidung im Sportbeirat vorbereitet wird. Und nicht zuletzt braucht es eine öffentliche Diskussion darüber, wie viel Steuergeld in den nächsten Jahren in das Adami-Bad fließen soll.