Das stimuliert nicht nur Stoffwechsel und Blutzirkulation der Mutter: Beim Kangatraining kommen auch Babys auf ihre Kosten. Sie genießen es, in der Babytrage oder im Tuch ganz nah bei der Mutter zu sein, wenn die sich in Form bringt. Seit einem Jahr bietet die Hebammenpraxis in der Zellerau dieses von der Wiener Tänzerin Nicole Pascher entwickelte Fitnesstraining an. Trainiert werden die jungen Mütter von der 34-jährigen Eva Deeg.
Beim ersten Mal habe auch sie Muskelkater in den Oberschenkeln gehabt, lacht die Sozialpädagogin und Romanistin, die sich in Wien zur Kangatrainerin ausbilden ließ. Sonst sollte aber nichts weh tun. Das tut es auch normalerweise nicht. Sollte eine der Mütter über Schmerzen klagen, merkt Eva Deeg sofort auf. Mit Muskeln kennt sich die zweifache Mutter inzwischen gut aus: „Die Ausbildung umfasste auch einen Anatomieteil.“ Seit sie in Wien war, weiß sie auch gut Bescheid, wie es sich mit dem Beckenboden verhält. Der stellt ein komplexes Geflecht aus Bindegewebe und Muskelfasern dar. Und dankt sanfte Tritte.
„Je dynamischer die Bewegungen, umso beruhigender für das Baby.“
Magdalena Bieberstein
Durch Kangatraining gewinnen junge Mütter an Muskelkraft, Ausdauer und Fitness, ohne eine Kinderbetreuung organisieren zu müssen. Ist das Kind noch ziemlich klein, ist das auch ganz schön schwierig, bestätigt Kursteilnehmerin Katharina. Mit ihrer sieben Monate alten Tochter Antonia absolviert sie bereits den zweiten Kangakurs: „Dass ich mein Baby mitbringen kann, macht das Ganze so unkompliziert.“
Ihren Vorsatz, Sport zu treiben, hätte sie zur Zeit des ersten Kurses selbst mit Babysitter fallen lassen müssen. Denn da war Antonia noch nicht einmal vier Monate alt: „Und wurde noch voll gestillt.“ Mehr als zwei Stunden hätte sie nicht von ihr weg gekonnt. Im Kurs wechseln sich Aerobic-, Tanz- und Muskeltraining ab. Bevor es allerdings los geht mit den ersten Übungen, erfahren die Frauen von Magdalena Bieberstein, wie sie ihr Kind richtig tragen. „Es sollte bequem sitzen und genug Halt haben“, erläutert die Trageberaterin aus Höchberg.
Alle Kinder, die heute am Kangatraining mitmachen, liegen noch in den Windeln. Zwei bis drei Monate nach der Geburt können junge Mütter mit dem Training beginnen. Dass sie mit dem Baby trainieren, steigert den Trainingseffekt: Schließlich nehmen so kleine Kinder rasant zu. Im Schnitt 150 Gramm in der Woche. Am Ende des achtwöchigen Kurses ist also meist mindestens ein Kilo mehr im „Beutel“.
Durch Kangatraining könne man das Baby nicht schädigen. Manchmal schreit eines der Kleinen zwar zu Beginn Deeg sagt: „Vielleicht, weil es so viel Nähe nicht gewohnt ist.“ Doch eigentlich, so Magdalena Bieberstein, ist jedes Baby von Natur aus darauf geeicht, getragen zu werden. Selbst schnelle Bewegungen der Mutter machen dem getragenen Kind nichts aus: „Je dynamischer die Bewegungen sind, umso beruhigender ist es im Gegenteil für das Baby.“ Beim heutigen Kurs schläft zwar keines der Kinder. Doch die meisten sind auch schon relativ groß. Die ganz Kleinen träumen oft schon bei der allerersten Übung süß.