Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Würzburg
Icon Pfeil nach unten
Stadt Würzburg
Icon Pfeil nach unten

WÜRZBURG: Seehofer im "Luisengarten": ein Mann mit einfachen Lösungen

WÜRZBURG

Seehofer im "Luisengarten": ein Mann mit einfachen Lösungen

    • |
    • |
    Seehofer direkt: Moderiert von Ralf Exel (rechts) konnten Wähler im „Luisengarten“ dem Ministerpräsidenten Fragen stellenFoto: Norbert Schwarzott
    Seehofer direkt: Moderiert von Ralf Exel (rechts) konnten Wähler im „Luisengarten“ dem Ministerpräsidenten Fragen stellenFoto: Norbert Schwarzott

    Wer zu spät kommt, den straft nicht nur das Leben. Der kriegt auch keinen Platz mehr im Saalbau „Luisengarten“, wo Horst Seehofer CSU-Wahlkampf macht. Rund 400 Sitzplätze gibt's, dazu einige Stehplätze. Aber um 18.50 Uhr ist Schluss. Nichts geht mehr.

    Der Saal ist proppenvoll, im Foyer drängeln sich maulende Menschen vor den Bildschirmen, auf die der Auftritt des Ministerpräsidenten übertragen wird. „Ich wollt ihn doch mal richtig sehen“, klagt ein Herr.

    Der Großteil des Publikums ist jenseits der 60 – und gut vorbereitet. Mitgebrachtes Gebäck wird ausgepackt, Colaflaschen zischen. Eine Dame im teuren Kostüm pflückt die Kugelschreiber von den ausliegenden Wahlkampfbroschüren und steckt sie in ihre Handtasche. „Kann man immer brauchen“, sagt sie zu ihrem Begleiter, „ich hab auch schon elf Tuben Sonnencreme“. Die verteilt die CSU an ihre Gäste, „damit sie nicht rot werden“.

    Eine Dame mit Stock sucht einen Sitzplatz, entdeckt einen freien Stuhl ganz vorne, lässt sich erleichtert auf das „Reserviert“-Schild fallen. Ein Ordner weist darauf hin, dass die Plätze Polizeibeamten vorbehalten sind. „Die Polizei kann stehen“, sagt die Dame ungehalten, „ich nicht“.

    Zwei Reihen vor ihr unterhalten sich Ex-Postminister Wolfgang Bötsch und der ehemalige dritte Bürgermeister der Stadt, Erich Felgenhauer. Letzterer hat von 1996 bis 2008 eine CSU-Pause eingelegt. Aber wen kümmert das heute noch. Politik ist ein schnelles Geschäft.

    Um 19.10 Uhr erschallt ein Jagdhorn aus den Lautsprechern, auf den Bildschirmen erscheinen fleißige Handwerker und eine Roboterhand, Schloss Neuschwanstein, Seehofer mit dem Papst. Moderator Ralf Exel, cremefarben von den Schuhen bis zur Krawatte, tritt auf die Bühne, bittet das Publikum darum, dem Ministerpräsidenten Fragen „quer Beet“ zu stellen. Die Veranstaltung heißt ja schließlich „Seehofer direkt“. Landtagspräsidentin Barbara Stamm, oben dunkelpink im Landhausstil, unten schwarz gekleidet, entschuldigt Landrat Eberhard Nuß, weil er „für uns alle auf dem Kreuzberg ist“.

    Dann wird es, so Exel, „spannend“. Der Ministerpräsident ist da – und kommt gleich zu seinem derzeitigen Lieblingsthema: Maut. Natürlich nur für Ausländer. „Die Deutschen bezahlen genug, die kriegen ihr Pickerl mit dem Kfz-Steuerbescheid.“ Rechtliche Bedenken? Quatsch. „Bei den Griechenland-Hilfen hat niemand gefragt, ob das juristisch zulässig ist. Aber wenn andere bei uns bezahlen sollen, soll das rechtlich bedenklich sein.“ Einfache Lösungen. So geht Wahlkampf.

    Die Fragen der Gäste sind zahm, haben mit Umweltbelastungen zu tun, mit Flurbereinigung, Ganztagsschulen, verödeten Dorfkernen. Seehofer verspricht, was die Leute hören wollen, manchmal auch die Quadratur des Kreises. „Große Lkw auf große Straßen“, die freilich „noch gebaut werden müssen“, aber selbstverständlich mit „Rücksicht auf die Landschaft“.

    „Dass Sie diese Frage ausgerechnet mir stellen“

    Einer der „Väter der Energiewende“ sei er gewesen, sagt er, und natürlich trete er ein „für erneuerbare Energien, aber nicht gegen Menschen und Natur“. Einen „Heimatminister“, der sich um die Belange des „ländlichen Raums“ kümmert, will er in sein neues Kabinett nehmen. Ganztagsbetreuung für Schüler dort einrichten, „wo sie gewünscht wird“. Hilfe für den ländlichen Raum gewähren, damit „die Jugend bleibt“. Als ein Frager wissen will, warum Beamte nichts für ihre Altersversorgung bezahlen müssen, zischt Bötsch „Gewerkschaftsgeschwätz“. Seehofer erzählt, dass man die kleinen Leute im mittleren Dienst „nicht strangulieren“ dürfe.

    Ein junger Mann ergreift das Mikrofon: „Was wollen Sie und die CSU gegen den Geburtenrückgang machen?“, fragt er Seehofer. Alle lachen. „Dass Sie diese Frage ausgerechnet mir stellen“, sagt der Ministerpräsident. Stramm katholisch ist er, geschieden, wieder verheiratet, Vater von drei ehelichen Kindern und einer Tochter aus einer Affäre. „Ehe und Familie müsse das gesellschaftliche Leitbild bleiben“, sagt er.

    Zum Schluss ein Bild wie aus dem Handbuch für Wahlkämpfe. Eine hübsche Frau mit Baby im Arm und vier weiteren Kindern im Schlepptau klagt ihr Leid. Alleinerziehend mit fünf Kindern sei sie. Und für ihren Sohn finde sie in Würzburg keinen Kindergartenplatz. Seehofer nickt verständnisvoll. „Da wird sich unser Oliver Jörg drum kümmern“, verspricht er – und der Würzburger Landtagskandidat der CSU nickt eifrig. So schön kann Wahlkampf sein.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden