Zehn der 95 Anbieter auf dem Sommerhäuser Weihnachtsmarkt tragen das Label „neu“ und machen es auch für regelmäßige Besucher wieder ein bisschen spannend. Proppenvoll aber doch eher gemütlich gelang der Auftakt mit der Erfahrung und der in mehr als 30 Jahren gewachsenen Infrastruktur.
Genau so lange eröffnet Initiatorin Annadora Diller-Köninger den Sommerhäuser Weihnachtsmarkt und nach wie vor ist es das Handwerkliche, das Kunsthandwerk und die Qualität, die ihn zu etwas Besonderem machen. Denn das Handwerk zu fördern war und ist ihr Ziel, sei es die Kulinarik wie bei Meerrettich, Wein, Kräutern und Früchten, oder das Bearbeiten von Holz, Glas und Ton, Leder, Stoff und Papier, von Stein und Metall wie es der Volkacher Metallbildhauer Clemens Kaspar Hegler in phantasievolle Tier-Figuren verwandelt. Die Sommerhäuserin Elisabeth Seidel faltet alte Gebetbücher, Notenhefte und dergleichen zu bezauberndem Christbaumschmuck. Die zusammenklappbare Variante hat sie eigens aufgrund von Nachfragen entwickelt.
Zehnjährige geben ein Konzert in den Strassen

Unikat-Vielfalt ist geboten, beginnend auf Taschengeld-Niveau bis zu Anschaffungen für Generationen, wie der Gemündener Jonas Langer seine Gewürzmühlen nennt: aus Hölzern „wie gewachsen“, in freier Form, mit originellen Kurbeln und mit hochwertigen Mahlwerken ausgerüstet. Apropos Taschengeld: das bessern die Chorsängerin Eva und die Flötenspielerin Vicky mit souverän vorgetragenen Weihnachtsweisen auf. Ihr expressiver und doch zarter, weil unverstärkter Vortrag wird honoriert. Seit fünf Jahren schon bringen sie die vielen Besucher zum Innehalten. Die Hälfte der Einnahmen wollen die 10-Jährigen an Flüchtlinge abgeben.
Spätestens hier fällt auf, wie angenehm ruhig es beim Sommerhäuser Weihnachtsmarkt zugeht, wo das Kinderkarussell mit seinen Glöckchen als Attraktion herauszuhören ist, wo man sich überall in normaler Lautstärke unterhalten kann. Wo man, um feierliche Adventsklänge zu genießen, in die Bartholomäus-Kirche geht, am Samstag, 8. Dezember, 16.30 Uhr beispielsweise, gibt die Zollkapelle Nürnberg ein Benefiz-Weihnachtskonzert.
Mittelalterlich geprägte Kulisse

Konzerte, Theater, Puppenspiel – das Ambiente der mittelalterlich geprägten Kulisse, die dörflichen Gassen, die geheimnisvollen und sonst privaten Keller, Höfe, Häuser und Scheunen – es bleibt einmalig. Wein einkaufen, Spaziergang in den Weinbergen, außergewöhnliche Geschenke in 100-facher Auswahl. Diller-Köninger und der Heimat- und Kulturverein setzten auf ein stimmiges Gesamtpaket. Sie hatte an diesem ersten Markttag bereits freudig Gäste begrüßt, die inzwischen über 80-Jährig und mit Gehstöcken ausgerüstet von 1984 an jedes Jahr aus Essen angereist kommen, um sich immer wieder hinreißen zu lassen.
Vielleicht auch vom Glühwein. Den hat Sommerhausen in Weiß und Rot, als Winzer-Glühwein oder mit Rumkirschen, als Gewürzwein, Quitten- oder Bratapfelglühwein. Gastronomie, Winzer und Vereine fahren ein großes Aufgebot und haben alle Hände voll zu tun, die Gäste zu verköstigen: Maroni, Flammkuchen, Crepe, Eintöpfe, Kuchen und Gebäck, gebrannte Mandeln, Waffeln, Weihnachtsschinken und Bratwürste im Kipf – es waren alle mehr als gut ausgelastet. 30 und mehr Reisebusse hatten den Weihnachtsmarkt am Samstag, dem ersten Markttag angesteuert. Sonnenschein, über 10 Grad und freundlich genug war es, sich auch auf den zahlreichen steinernen Sitzbänke vor den Häusern mit einem Glühwein niederzulassen und das Treiben zu genießen.