Die Gemeinde Güntersleben bereitet sich auf die wachsende Zahl pflegebedürftiger Senioren im Ort vor. Seit einigen Monaten verfestigen sich die Überlegungen, am südlichen Ortseingang an der Stelle der früheren Gärtnerei eine Seniorenwohnanlage zu errichten. Dahinter stehen private Investoren aus dem Ort. Neben mehreren Service-Wohnungen sind auch zwei ambulant betreute Senioren-Wohngemeinschaften geplant. Die vorhandene Senioren-Tagespflege soll hier zudem einen neuen Standort erhalten.
Der Gemeinderat hat bereits die Aufstellung eines Bebauungsplans durch den Investor beschlossen. Nun folgte eine Absichtserklärung für den Ankauf von insgesamt 600 Quadratmetern Nutzfläche durch die Gemeinde. Je zur Hälfte ist sie für eine ambulant betreute Wohngemeinschaft sowie die bisher im Mehrgenerationenhaus untergebrachte Tagespflege vorgesehen. Zu den Kosten gibt es bisher nur grobe Schätzungen. Bürgermeister Michael Freudenberger geht von 5000 Euro pro Quadratmeter aus, wie er im Rat erläuterte. Demnach müsste die Gemeinde gut drei Millionen Euro aufwenden.
Bürgermeister will seniorengerechte Strukturen schaffen
Vertreter der Unabhängigen Bürger Güntersleben (UBG) wiesen vor diesem Hintergrund auf die mangelhafte Zahlengrundlage hin und mahnten zu einem umsichtigen Umgang mit den Finanzen. "Wenn wir eine Chance haben, so etwas in den Ort zu bekommen, dann ergreife ich die Chance", entgegnete Freudenberger den Befürchtungen, dass sich die Gemeinde übernehme. Er kenne viele Senioren, die sich eine betreute Senioreneinrichtung wünschten, schließlich aber wegziehen mussten. Er garantierte auf UBG-Nachfrage, dass der Rat bei konkret vorliegenden Kosten erneut abstimmen muss. Ziel sei es, im Ort qualitätsvolle, seniorengerechte Strukturen zu schaffen.
Bei der Vorstellung des Vorhabens verwandte Freudenberger viel Zeit auf die Vorstellung der Senioren-Wohngemeinschaften. In der Region gibt es bisher nur eine Wohngemeinschaft in Rottendorf. Eine weitere entsteht in Randersacker. In Veitshöchheim ist dagegen eine weitere wohl an den Baukosten gescheitert. Zwei Wohngemeinschaften mit maximal je zwölf Plätzen sind geplant. Davon soll der Investor eine betreiben, die andere die Gemeinde.
Für das Konzept zentral ist, dass die Senioren gegenüber der Gemeinde, dem Eigentümer der Gesamtwohnung, selbstbestimmt als Mieter und Auftraggeber auftreten. Sie können etwa den Pflegedienst, andere unterstützende Angebote oder auch die Wohnungseinrichtung komplett eigenständig bestimmen. "Nicht der Träger entscheidet wie im Pflegeheim der Fall, sondern die Senioren". Es gibt zudem ein Selbstbestimmungsgremium, in dem jeder Bewohner eine Stimme hat.
Das Kommunalunternehmen des Landkreises tritt als Vermittler auf. Auch soll ganztags eine Pflegekraft vor Ort sein. Immer mehr Menschen würden erkennen, dass es besser ist, "nicht alleine in einem Zimmer zu sitzen, sondern selbstbestimmt alt zu werden", so Freudenberger.
Mehr Platz im Mehrgenerationenhaus denkbar
Auch für die bisher im Mehrgenerationenhaus an der Grundschule untergebrachte Tagespflege könnte der geplante Neubau ein wichtiger Schritt in die Zukunft sein. Derzeit liege die Auslastung, der zeitweise von der Schließung bedrohten Einrichtung, solide bei etwa 70 Prozent. Von der Einbettung in ein Umfeld mit Senioren erwartet er eine weitere Stärkung. Der Umzug schaffe zudem zusätzlichen Platz im Mehrgenerationenhaus, etwa für die Ganztagesbetreuung der Schüler.
Der Gemeinderat steht geschlossen hinter dem Vorhaben. Ein echtes Pflegeheim scheint dagegen nicht umsetzbar. Im Jahr 2020 hatte der damalige Chef des Kommunalunternehmens, Alexander Schraml, im Rat auf fehlenden Bedarf hingewiesen. "Die Seniorenanlage ist das maximale, was wir herausholen können, ein richtiges Pflegeheim werden wir nicht kriegen, weil es das Personal nicht gibt", nannte CSU-Rat Johannes Öhrlein eine weitere Hürde.