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WÜRZBURG: Selbsthilfegruppen luden zum Tanz

WÜRZBURG

Selbsthilfegruppen luden zum Tanz

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    (huGO-ID: 28941690) Das Tanztheaterensemble des Röntgen-Gymnasiums erzählte in einer Choreographie von Alexandra Schwartz und Carina Lenzen, wie wertvoll es ist, in der Selbsthilfe Gesprächspartner zu finden. Fotos: Pat Christ FOTO Pat Christ
    (huGO-ID: 28941690) Das Tanztheaterensemble des Röntgen-Gymnasiums erzählte in einer Choreographie von Alexandra Schwartz und Carina Lenzen, wie wertvoll es ist, in der Selbsthilfe Gesprächspartner zu finden. Fotos: Pat Christ FOTO Pat Christ

    Wie lässt sich ausdrücken, was das bedeutet: Sich jahrelang zu verstecken? Etwa weil man schwul ist. Und das Umfeld das nicht akzeptiert. Oder weil man trinkt. Oder an Depressionen leidet. Es lässt sich kaum ausdrücken. Nicht in Worten. So entschied sich das Würzburger Aktivbüro bei der Feier seines 30. Geburtstags, „zum Tanz zu bitten“. Fünf Ensembles drückten im Würzburger Felix-Fechenbach-Haus aus, warum Selbsthilfe Sinn macht. Was sie bewirkt. Und warum sie unverzichtbar ist.

    260 Selbsthilfegruppen gibt es aktuell in Würzburg. Eine beeindruckende Zahl. In nicht vielen Städten sind so viele Menschen bereit, sich mit- und füreinander zu engagieren. „Überhaupt gibt es nur wenige Kommunen in Bayern, die die Selbsthilfe in diesem Umfang wie wir weiterentwickelt haben“, betonte Oberbürgermeister Christian Schuchardt.

    Ein sperriger Name stand 1985 am Beginn des stadtweiten Selbsthilfe-Engagements. „Informations- und Kontaktstelle für Mitarbeit und Selbsthilfe“ (IKOS) lautete der Name des ersten Büros. Innerhalb von fünf Jahren konnte IKOS bereits über 50 Gruppen zur Geburt verhelfen. So taten sich Angehörige von Patienten mit einer Alzheimererkrankung zusammen, Osteoporosepatienten begannen, sich regelmäßig zu treffen, auch wurde eine Gruppe der Anonymen Alkoholiker etabliert.

    1992 zog IKOS um und gab sich einen neuen, eingängigeren Namen: Selbsthilfebüro. Seit nun knapp 15 Jahren haben die Gruppen in der Scanzonistraße sogar ein eigenes Selbsthilfehaus. Dass sich das Selbsthilfebüro vor fünf Jahren abermals umbenannte, nämlich in „Aktivbüro“, geschah keineswegs aus einer puren Laune heraus. Das Team hatte tatsächlich begonnen, weit über die klassische Selbsthilfe hinaus aktiv zu werden. Es geht heute grundsätzlich um Bürgerengagement. Und darum, einen Beitrag zur Gesundheitsförderung zu leisten.

    Heute ist allein das von Beginn an bearbeitete Thema „Sucht“ breit ausgefächert. 32 Selbsthilfegruppen nehmen sich derzeit dieser Thematik an. Nach wie vor existieren die „klassischen“ Anonymen Alkoholiker. Mittlerweile gibt es allerdings zusätzlich Meetings in englischer Sprache. Erwachsene Kinder aus alkoholkranken Familien tauschen sich aus, Arbeitssüchtige kommen regelmäßig zusammen, Menschen mit Essstörungen treffen sich in Würzburg ohne „Wiegezwang“.

    „Gerade am Beginn einer Gruppe gibt es Mühen und Durststrecken.“

    Beate Beyrich Frauenselbsthilfe nach Krebs

    Welchen Befreiungsschlag es bedeutet, wenn man endlich zu sich selbst sagt: „Genug!“ und aus der Isolation ausbricht, hat Manfred Marold vom Kreuzbund selbst erfahren. „Ich war anfangs sehr verzweifelt“, erzählte er zur Einleitung des Tanzbeitrags vom Jungen Projekt tanz.

    PUNKT!. Das Ensemble mit dem Choreographen Dominik Blank setzte sich tänzerisch mit dem für die Selbsthilfe so wichtigen Thema „Enttabuisierung“ und „Ausgrenzung“ auseinander. Marold: „Es kann eine starke Kraft sein, endlich offen über ein Tabu zu sprechen.“

    Tänzer Jul Knötgen (16 Jahre), hatte sich zuvor noch niemals mit „Selbsthilfe“ beschäftigt. Doch jetzt weiß er, was Selbsthilfe ist. Und er findet das Thema wichtig: „Denn es gibt viele, die sich von der Gesellschaft ausgegrenzt fühlen.“ Noch hat er selbst kein Bedürfnis, sich in einer Gruppe zu engagieren. Wenn er sich etwas aussuchen sollte? „Dann würde ich mich gegen die Diskriminierung von Homosexuellen einsetzen.“

    Die Aufführung des Theaters Augenblick kreiste in einer Choreographie von Lisa Kuttner, Dominik Blank und Sophia Höllerich um das Thema „Selbsthilfegruppen heben die Isolation auf“. Das „Tanzraum ensemble“ verdeutlichte in der Choreographie von Lisa Kuttner, welcher Erkenntnisgewinn darin steckt, wenn man beginnt, sich mit anderen Betroffenen auszutauschen. Vom Wert des Gesprächs in der Selbsthilfe erzählte das Tanztheaterensemble des Röntgengymnasiums in einer Choreographie von Alexandra Schwartz und Carina Lenzen.

    Um die Außenwirkung der Selbsthilfe ging es bei Timothy Collins vom Ballett des Mainfranken Theater.

    Was leicht und schwerelos auf der Bühne daherkam, erforderte im Vorfeld harte Arbeit. Hat nicht gerade auch dieser Aspekt eine Menge mit Selbsthilfe zu tun? „Selbstverständlich!“ meint Beate Beyrich, die sich seit fünf Jahren in der Frauen-Selbsthilfe nach Krebs und seit einem Jahr im Vorstand des Fördervereins Selbsthilfe engagiert. Gerade am Beginn einer Gruppe gebe es „Mühen und Durststrecken“.

    Der Beginn ihres Engagements liege schon lange zurück, meinte Beate Scheller, die sich seit 18 Jahren in einer Selbsthilfegruppe für Frauen mit Alkoholproblemen engagiert. Dieser Gruppe habe sie es zu verdanken, dass sie seit nun fast 25 Jahren keinen Tropfen Alkohol mehr trinkt. Weshalb sie auch zum 30. Selbsthilfe-Geburtstag nicht mit Sekt anstieß.

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