Für kurze Zeit stand das Semesterticket für Studierende an der Uni Würzburg, der Hochschule für Musik und der Technischen Hochschule Würzburg-Schweinfurt (THWS) für das kommende Jahr vor dem Aus. Denn aufgrund gekürzter Busfahrpläne und überfüllter Busse zu den Stoßzeiten waren zahlreiche Studentinnen und Studenten in Würzburg unzufrieden mit dem ÖPNV-Angebot.
Deshalb entschieden die Studierendenvertretung der Uni Würzburg und das Studierendenwerk, den Vertrag für das Semesterticket nicht zu unterzeichnen, es sei denn die Würzburger Straßenbahn GmbH (WSB), ein Tochterunternehmen der städtischen Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft (WVV), komme ihren Forderungen entgegen. Die beinhalten eine strukturelle Beteiligung der Studierenden an den Verhandlungen zum Semesterticket sowie eine Verbesserung der Bustaktungen.

Um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen, installierte die Initiative "Campus Fahrplan" der Studierendenvertretung für zwei Tage an stark frequentierten Bushaltestellen ein Beschwerdetelefon mit direkter Verbindung zur Beschwerdestelle der WVV und ins Rathaus. Außerdem plante sie für den 6. Dezember eine Demonstration – doch es kam anders.
Ein konstruktiver Austausch führte zu positiven Ergebnissen
Stattdessen hielt die Studierendenvertretung am Mittwochmorgen im Studentenhaus am Sanderring eine Pressekonferenz ab, bei der auch das Studierendenwerk, der Klimabürgermeister Martin Heilig sowie Vertreter der WVV/WSB, des Verkehrsverbunds Mainfranken (VVM) sowie der Nahverkehr Mainfranken GmbH (NVM) anwesend waren. Gemeinsam erklärten sie, bei einem konstruktiven Austausch zu einigen Ergebnissen gekommen zu sein.

Eines davon sei eine Mobilitätskonferenz, die ab sofort zweimal pro Semester zwischen dem Studierendenwerk, der WVV, WSB, dem VVM sowie den Studierenden abgehalten werden soll. Ziel dabei ist, eine konstante Verbesserung und Anerkennung der studentischen Bedürfnisse bezüglich des ÖPNVs zu schaffen. Das sei ein echter Erfolg, denn bisher hätten sich die Vertragspartner des Semestertickets nur einmal im Jahr getroffen.

Deshalb sprach Heilig unter anderem von "einer neuen Ära in der Zusammenarbeit zwischen den Studierenden, der Stadt Würzburg und dem Verbund der WSB". Er zeigte sich zufrieden über den Austausch. Die Studierenden hätten ihre Forderungen klar artikuliert und mit kreativen Protestaktionen deutlich gemacht. Gleichzeitig hätten sie aber auch Verständnis für die Stadt und die Verkehrsbehörden, die mit einem Busfahrermangel sowie begrenzten finanziellen Mitteln zu kämpfen hätten, gezeigt. "Das ist ein Musterprozess, so funktioniert Demokratie."
Auch Henry Mörtl, studentischer Senator der Uni Würzburg und Mitglied der Studierendenvertretung, zeigte sich zufrieden mit den Ergebnissen. "Die Stimmen der Studenten wurden gehört und ernst genommen", sagte er. Anschließend präsentierten die Teilnehmer die weiteren Ergebnisse.
Veränderte Fahrpläne der Linien 10 und 24
Beispielsweise werde der Busfahrplan der Linie 10, die vom Sanderring zum Campus Nord fährt und daher besonders stark von den Studierenden frequentiert wird, optimiert. Denn zuvor wurde die Taktung in den Schulferien auf 15 Minuten reduziert – trotz normalem Unibetrieb in dieser Zeit. Deshalb werden ab den Faschingsferien zu den Stoßzeiten zusätzlich Verstärkerbusse eingesetzt.
Außerdem fährt der Bus an Wochenenden und Feiertagen abends künftig länger. Statt wie bisher nur bis circa 19 Uhr, fährt er zukünftig bis 21.20 Uhr. "Die Bibliothek am Hubland soll auch wirklich bis in die späten Abendstunden genutzt werden können", erklärte Heilig. Samstags werden die Busse dann bis 18 Uhr im 30-Minuten-Takt fahren, danach im 60-Minuten-Takt. An Sonn- und Feiertagen werde die Linie ganztägig im 60-Minuten-Takt verkehren.

Auch bei der Buslinie 34, die zwischen Grombühl und Heidingsfeld verkehrt und seit Mitte September an Sonn- und Feiertagen nicht mehr fährt, wurde nachgebessert. Über die Fahrplanänderung waren besonders die Anwohnerinnen und Anwohner des Studentenwohnheims im Straubmühlenweg in Grombühl verärgert. Ab 10. Dezember wird jedoch die Buslinie 24 an Sonn- und Feiertagen über den Schwarzenberg und den Straubmühlenweg fahren.
Das Semesterticket für 2024 ist gesichert – es wird jedoch teurer
Unter diesen Voraussetzungen seien alle Parteien bereit, den Vertrag für das Semesterticket 2024 zu unterzeichnen. "Ich bin froh und glücklich, dass es wieder zum Vertragsabschluss gekommen ist", sagte Ulrich Fröhlich, Geschäftsführer der VVM. Und auch die Studierenden zeigten sich erfreut über das Ergebnis. "Vielen herzlichen Dank, dass diese Gespräche zustande gekommen sind", sagte Mörtl.
Das Semesterticket für kommendes Jahr ist also gesichert. Allerdings wird es teurer: statt 84 Euro wird es dann 90,90 Euro kosten. Heilig betonte, die Preiserhöhung hätte nicht die Absicht, Kosten auf die Studierenden abzuwälzen. Stattdessen sei die Preissteigerung den allgemeinen Tarifanpassungen geschuldet.