Lewe Lorenzen studiert an der Uni Würzburg und hat, wie alle Studierenden, ein Semesterticket, um den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) zu nutzen. Trotzdem fährt er seit einem Jahr mit dem Fahrrad zu seinen Kursen ans Hubland. Früher habe er den Bus genommen, doch das tue er sich nicht mehr an, erzählt der 25-Jährige, der Mitglied im Studierendenparlament ist. "Zu den Stoßzeiten sind sie so überfüllt, dass man manchmal gar nicht mehr reinkommt." Deswegen sei er schon einige Male zu spät gekommen.
So wie ihm geht es auch anderen Studierenden. "Ich plane mittlerweile eine ganze Stunde ein, um von der Stadt ans Hubland zu kommen", erzählt Henry Mörtl, studentischer Senator. Doch nicht alle haben so viel Geduld wie er – andere Studierende steigen lieber aufs Auto um. "Die Parkplätze am Hubland sind völlig ausgelastet", sagt er. Kein Wunder, wie er findet, denn die aktuelle Bussituation ermutige nicht unbedingt, den ÖPNV zu nutzen.
Studierende sind verärgert über zu volle Busse sowie einer Verschlechterung der Fahrpläne
Denn zusätzlich zu den überfüllten Bussen zu den Stoßzeiten haben sich auch die Fahrpläne einiger Linien geändert. Zum Beispiel wurden die Fahrten der Linie 10, die vom Sanderring zum Campus Nord fährt, in den Schulferien reduziert: Statt wie gewöhnlich im Sieben- oder Acht-Minuten-Takt zu fahren, kommt der Bus dann nur noch alle 15 Minuten.
"Dabei wurde überhaupt nicht berücksichtigt, dass der Unibetrieb in den Schulferien ganz normal weitergeht und die Studierenden auf die Fahrten angewiesen sind", erklärt Lorenzen. Zwischen den Kursen haben die Studierenden nur eine halbe Stunde Zeit, um den Standort zu wechseln. Ist der eine Kurs am Hubland, der nächste aber in der Stadt, sei es bei einem 15-Minuten-Takt kaum möglich rechtzeitig anzukommen.

Am meisten sei der Fahrplan der Buslinie 34, die von Heidingsfeld bis nach Grombühl verkehrt, beschnitten worden. Auf diese sind jedoch besonders die Bewohnerinnen und Bewohner des Studentenwohnheims im Straubmühlenweg in Grombühl angewiesen.
Aus Frust über die aktuelle Situation gründete die Studierendenvertretung die Initiative "Campus Fahrplan", um sich dafür einzusetzen, die Bustaktung den studentischen Bedürfnissen anzupassen. Lorenzen und Mörtl sind ebenfalls Mitglieder.
Anlässlich der Verhandlungen zwischen dem Studierendenwerk und der Würzburger Straßenbahn GmbH (WSB), einem Tochterunternehmen der städtischen Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft (WVV), über den Vertrag für das Semesterticket für die Uni Würzburg, die Hochschule für Musik und die Technische Hochschule Würzburg-Schweinfurt (THWS), wandten sich die Initiative mit ihren Kritikpunkten und Forderungen an die WSB.
Das fordert die Initiative Campus Fahrplan
"Unsere erste und langfristige Forderung ist, strukturell in die Verhandlungen einbezogen zu werden", erklärt Lorenzen. Denn mit rund 30.000 Studierenden in Würzburg stellten sie eine nicht zu verachtende Interessensgruppe dar. Außerdem fordern sie mehr Fahrten ans Hubland, gesicherte Ersatzbusse in den Stoßzeiten und gestärkte Tangentiallinien.
Sollte ihnen die WSB nicht entgegenkommen, habe das Studierendenwerk, unter Berücksichtigung der Studierendenvertretung, entschieden, den Vertrag für das Semesterticket erst einmal nicht zu unterschreiben. Das würde bedeuten, die Studierenden der Uni Würzburg, der THWS und der Hochschule für Musik hätten kommenden Sommer kein Semesterticket.

Um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen und den Studierenden die Möglichkeit zu geben, sich Gehör zu verschaffen, organisierte die Initiative für zwei Tage an einigen häufig frequentierten Bushaltestellen ein Beschwerdetelefon. Einer der beiden Telefonapparate stellte eine direkte Verbindung zur Beschwerdestelle der WVV her; das andere leitete zum Rathaus weiter.
"Die Aktion lief richtig gut, wir sind mit vielen Studierenden ins Gespräch gekommen und einige haben auch bei der WVV und im Rathaus angerufen", erzählt Lorenzen. Bei der WVV sei zwar nur der Anrufbeantworter rangegangen, doch die Anrufe in das Vorzimmer des Oberbürgermeisters waren erfolgreich. Nach einigen Telefonaten mit der Sekretärin habe sie die Anrufe direkt an die Beschwerdestelle der WVV weitergeleitet.
Es gab bereits erste Gespräche zum Semesterticket
Inzwischen seien alle beteiligten Parteien einen Schritt aufeinander zugegangen und hätten sich zu einem Gespräch getroffen. Deshalb sagte die Initiative eine für den 6. Dezember geplante Demonstration ab. Stattdessen plant sie nun, die Studierenden am Mittwoch im Zuge einer Pressekonferenz im Studentenhaus über die Ergebnisse des Gesprächs und das weitere Vorgehen zu informieren.