Abgesehen von dem Drama für die Heimbewohner mit einem Durchschnittsalter von 85 Jahren sowie für das Personal kommt auch die Stadt in ein Dilemma. Als Grundstückseigentümerin muss sie nach einem Vertrag mit der Stiftung aus dem Jahr 1993 das ganze Areal wieder zurücknehmen.
Oberbürgermeister Georg Rosenthal als Stiftungsrats-Vorsitzender nahm mit seinem Sozialreferenten Robert Scheller deshalb gestern persönlich an der Bekanntgabe dieser Entscheidung bei, die der Stiftungsrat bereits am 16. Februar getroffen hat. Man habe sich die Entscheidung nicht leicht gemacht, so Michael Rückert. Aber aufgrund aktueller gesetzlicher Bestimmungen bezüglich Barrierefreiheit für Rollstuhlfahrer oder der räumlichen Vorschriften für Behinderte habe man zu keiner anderen Entscheidung kommen können.
Das Geforderte gebe der Bau nicht her. Überdies sei das ganze System der Versorgungsleitungen marode. Dabei, so der Tenor bei der Pressekonferenz, war das Seniorenheim von Anfang an nicht wirtschaftlich zu führen und immer in den roten Zahlen. Rückert sprach von jährlich rund 100 000 Euro Verlust. Das entspreche nicht dem Stiftungszweck.
Es wurden Gutachten erstellt. Die Sanierungskosten lagen dabei mit 6 bis 7 Millionen Euro im Bereich eines Neubaus. Da kamen dann andere Kriterien ins Spiel.
Keine Zuschüsse mehr
Der Gesetzgeber bezuschusst solche Heim-Investitionen nicht mehr, sondern setzt auf ambulante Betreuung, was sich inzwischen schon deutlich auf die Belegung von Senioren- und Pflegeheimen auswirkt. Laut Oberbürgermeister und seinem Sozialreferenten... ...liegt die Auslastung der rund 2000 Pflegeplätze in der Stadt derzeit bei 93 Prozent. Das bedeutet, dass es in der Stadt 125 freie Pflegeplätze gibt.
Dahin zielt auch die Rechnung der Stiftungsverwaltung. Man möchte versuchen, die rund 70 Heimbewohner des Zehnthofs in eigenen Einrichtungen des Bürgerspitals unterzubringen. Wer unbedingt in Heidingsfeld bleiben will, für den gebe es noch vor Ort Kapazitäten bei der Arbeiterwohlfahrt (AWO) oder bei der Diakonie St. Paul, die ohnehin im Moment ein neues Wohnstift errichtet. Aber auch darüber hinaus gibt es noch Plätze. Die Schließung sei erst zum Ende des Jahres 2009 geplant. Bis dahin wolle man in Gesprächen mit den Heimbewohnern individuelle Lösungen finden. Ab sofort gibt es für das Heim aber einen Aufnahmestopp.
Betroffen sind auch 56 Beschäftigte, bei einer hohen Teilzeitquote. Betriebsbedingte Kündigungen seien nicht vorgesehen, wurde versichert. Über das ganze Haus hinweg woll man aber Zeitverträge auslaufen lassen. Das Personal soll dann über die anderen Seniorenheime des Bürgerspitals verteilt werden. Dabei könne es dann auch möglich gemacht werden, dass Betreuungspersonal wieder zu den gleichen Heiminsassen kommt.
Abgesehen von den Unannehmlichkeiten für die Heimbewohner hat die Stadt Würzburg jetzt wieder ein Problem, das der damalige Oberbürgermeister Jürgen Weber 1993 glaubte, auf Dauer los zu sein. Der Zehnhof war damals das einzige Seniorenheim der Stadt und auch damals schon immer defizitär. Man hoffte, es über eine Integration in die städtische Stiftung mit ihrem Umfeld betriebswirtschaftlich endlich in „trocken Tücher“ zu bekommen. Grundeigentümerin blieb die Stadt.
Finanzierung aus Zinserträgen
Die Nutzung der Gebäude einschließlich übernommener Darlehen wurde in einem Vertrag geregelt. In dem wurde aber auch festgelegt, dass auch die Gebäude wieder rückübereignet werden können, wenn der Stiftungszweck nicht mehr erfüllt werden kann. Der Stiftungszweck setzt voraus, dass der Betrieb von sozialen Einrichtungen nur aus den Zinserträgen finanziert werden soll und nicht der Stiftungsgrundstock von derzeit 49 Millionen Euro angegriffen werden darf. Dass der Stiftungszweck erfüllt wird, darauf hat die Regierung von Unterfranken als Aufsichtsbehörde ein Auge.
So fällt nun alles wieder nicht lastenfrei vertragsgemäß an die Stadt Würzburg zurück. „Wir müssen das zur Kenntnis nehmen“, meine OB Rosenthal und wollte zu Fragen über die Zukunft des 3500 Quadratmeter großen Areals einschließlich seiner Gebäude, die teils auch unter Denkmalschutz stehen, gegenwärtig nichts sagen.