Wenn man von der IT-Branche spricht, ploppt in vielen Köpfen immer noch das Bild von Männern auf, die Kapuzenpullis tragen und kryptische Kombinationen in einen PC tippen. Dass dieser Gedanke vollkommen überholt ist, zeigt die Aktion "Frauen in der IT in Mainfranken" der Wuerzburg Web Week und des IT-Verbands Mainfranken.
Die Wuerzburg Web Week, die an diesem Freitag, 21. Oktober, beginnt, findet zum fünften Mal statt. Die Redaktion hat mit vier der Frauen über ihre Jobs gesprochen.
Anke Weis, technische Redakteurin, 47 Jahre:

Anke Weis arbeitet seit 13 Jahren als Technical Documentation Specialist – oder: technische Redakteurin – bei AKI, einem Software-Entwickler für Druckprozesse in Würzburg. Sie sammelt Informationen zu Produkten und bereitet sie nutzerfreundlich in Handbüchern, Betriebsanleitungen, Ersatzteilkatalogen oder Service-Portalen auf.
"In meinem Job versuche ich, die Sprache der Entwickler in die Sprache der Anwender zu übersetzen", sagt Weis. Und sie versuche Einfluss darauf zu nehmen, dass die Software bezüglich des Designs oder Wordings nicht zu technisch werde. Selbst programmieren können muss sie dafür nicht. Lediglich verstehen, wie die Technik funktioniert.

In die IT-Branche ist Weis nach ihrem Studium (Verlagswirtschaft und -herstellung) gerutscht – und dort hängen geblieben. "Mir gefällt die Dynamik der Branche, die ständigen Neuerungen, die unterschiedlichen Anforderungen von verschiedenen Anwendern und Kunden", sagt die Diplom-Wirtschaftsingenieurin. "Und dass man sich stets weiterentwickeln kann."
Selina Fröhlich, Teamleiterin technische Kundenbetreuung, 27 Jahre:

Dass man auch ohne Studium in der IT arbeiten kann, zeigt Selina Fröhlich. Fröhlich ist gelernte Hotelfachfrau, nach ihrer Ausbildung hat sie zunächst als Bankett Sales Managerin gearbeitet und Großveranstaltungen geplant. "Es hat Spaß gemacht, aber eine Work-Life-Balance gab es nicht", sagt Fröhlich. Also habe sie sich entschieden, die Branche zu wechseln.
Seit 2017 arbeitet Fröhlich in der technischen Kundenbetreuung bei ZMI, einem Unternehmen, das digitale Lösungen für die Zeiterfassung entwickelt. Nach einem Jahr als Koordinatorin hat sie die Leitung des Teams übernommen. Sie organisiert Termine, überwacht die offenen Kundendienstfälle, bestätigt Aufträge, beantwortet einfache technische Fragen oder leitet Kundinnen und Kunden an Kolleginnen oder Kollegen weiter.
In ihrem Team ist Fröhlich nicht die einzige Quereinsteigerin. "Wenn man das Engagement und Interesse hat, kann man sich in viele Themen einarbeiten", sagt sie. Und nicht jeder IT-Job erfordere Programmierkenntnisse.
Gudrun Theuerer, Geschäftsführerin, 53 Jahre:

Gudrun Theuerer ist Geschäftsführerin des IT-Unternehmens Minova. Ihre Mitarbeitenden programmieren Software für die Mineralölbranche, sie selbst hat als Chefin verschiedene Aufgaben. Theuerer ist überzeugt, dass mehr Frauen in der IT arbeiten sollten. "Die IT-Branche bietet zahlreiche Einsatzmöglichkeiten und braucht somit auch viele unterschiedliche Talente", sagt sie. Zumal gemischt-geschlechtliche, diverse Teams jedem Unternehmen guttäten.

Dass es in der IT viele verschiedene Jobmöglichkeiten gibt, zeigt Theuerers Lebenslauf. In ihren 30 Berufsjahren hat die studierte Wirtschaftsinformatikerin schon die verschiedensten Positionen innegehabt. Sie war Praktikantin, Entwicklerin, Trainerin, Projektleiterin, Product-Ownerin, Vertriebsleiterin, Marketing-Chefin und Personalerin. "In kleinen und mittelgroßen Unternehmen kann man sich gut entwickeln", sagt Theuerer.
Evelin Gayer, UX-Designerin, 27 Jahre:

Evelin Gayer ist eher zufällig in der IT gelandet. Während ihres Bachelorstudiums Digital Humanities ist sie als Hilfswissenschaftlerin in die Software-Programmierung gerutscht. "Das war der Grund, dass ich mich in die IT getraut habe", sagt sie. "Ich habe meine Berührungsangst verloren."
Heute arbeitet Gayer neben ihrem Masterstudium Digital Humanities als Werkstudentin bei vAudience, einer Firma, die Software für virtuelle, interaktive Erlebnisse entwickelt. Dort hat sie erst Nutzerdaten analysiert. Doch sie wollte weniger technisch arbeiten und wurde schließlich UX-Designerin. UX steht für User Experience, Nutzererfahrung.

Gayer analysiert nun den Markt für neue Apps, interviewt Zielgruppen und versucht, die Bedürfnisse der Nutzerinnen und Nutzer zu sammeln. Das alles gibt sie an die Entwickler weiter mit dem Ziel, dass die App so nutzerfreundlich und perfekt wie möglich entwickelt wird. "Mir gefällt, dass ich kommunikativ arbeite und trotzdem zur Technik beitrage", sagt sie.
Die Wuerzburg Web Week findet vom 21. bis 28. Oktober statt. Das Programm und weitere Infos gibt es unter www.wueww.de.