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Veitshöchheim: Sie waren bei der großen Nato-Übung in Litauen dabei: 3 Bundeswehr-Soldaten aus Veitshöchheim berichten

Veitshöchheim

Sie waren bei der großen Nato-Übung in Litauen dabei: 3 Bundeswehr-Soldaten aus Veitshöchheim berichten

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    Waren für die Bundeswehr bei der Großübung "Quadriga 24" in Litauen dabei: (v.li.) Oberleutnant Ferdinand, Hauptgefreiter Jonas und Hauptfeldwebel Yves von der 10. Panzerdivision Veitshöchheim.
    Waren für die Bundeswehr bei der Großübung "Quadriga 24" in Litauen dabei: (v.li.) Oberleutnant Ferdinand, Hauptgefreiter Jonas und Hauptfeldwebel Yves von der 10. Panzerdivision Veitshöchheim. Foto: Torsten Schleicher

    Ohne sie läuft im Gefecht wenig: Fernmeldesoldaten sichern die Nachrichtenverbindungen zwischen Gefechtsstand und Truppenteilen, von ihnen hängt ab, ob Entscheidungen der Kommandeure ihre Empfänger erreichen.

    Bei der Bundeswehr-Übung "Quadriga 24" in Litauen, Teil des Nato-Manövers "Steadfast Defender" ("Standhafter Verteidiger"), war es die Aufgabe von rund 60 Soldaten des Fernmeldebataillons der 10. Panzerdivision Veitshöchheim, die Nachrichtenverbindungen sicherzustellen. Bei "Grand Quadriga", dem Abschluss der vierteiligen Übungsserie, war die Division mit rund 2500 Soldatinnen und Soldaten vor Ort in Litauen.

    Wie haben die Soldaten aus dem Landkreis Würzburg das größte Nato-Manöver seit Ende des Kalten Krieges erlebt? Die Redaktion hat mit drei von ihnen in Nemenčinė gesprochen. Dort, 25 Kilometer nordöstlich der Hauptstadt Vilnius, befand sich Gefechtsstand der 10. Panzerdivision. Aus Sicherheitsgründen der Bundeswehr nennen wir hier nur ihre Vornamen.

    1. Ferdinand (27), Oberleutnant: "Wir Fernmelder sind als erste drin und als letzte draußen"

    War bei der Bundeswehrübung "Quadriga 24" dabei: Ferdinand, Oberleutnant der 10. Panzerdivision Veitshöchheim.
    War bei der Bundeswehrübung "Quadriga 24" dabei: Ferdinand, Oberleutnant der 10. Panzerdivision Veitshöchheim. Foto: Torsten Schleicher

    "Das Besondere hier war: Die Fernmeldekompanie hat federführend eine solche Übung zum ersten Mal gemacht. Meine Aufgaben als Gefechtszugführer waren der Aufbau und Betrieb des Gefechtsstandes. Als Fernmelder sorgen wir für die Nachrichten-Verbindungsleitungen, damit die Division mit den unterstellten Brigaden kommunizieren kann. Gleichzeitig hatte ich meine unterstellten Soldaten zu führen, hier waren das 14.

    Für mich als Staffelführer waren die Wochen schon aufregend, denn im Zweifel liegt es an mir, ob der General die unterstellten Verbände führen kann oder nicht. Ganz ehrlich: Vor der Übung habe ich ein, zwei Nächte nicht so gut geschlafen. Aber mit dem Beginn gab es einen Cut, dann haben wir alle konzentriert und professionell gearbeitet.

    Auch privat war der Aufenthalt hier eine neue Erfahrung. Meiner Freundin habe ich gesagt: Das wird jetzt hart, das ist meine erste längere Übung. Denn für uns Fernmelder gilt: Wir sind als erste drin und als letzte draußen, insgesamt waren das zehn Wochen. Mit meiner Familie habe ich über WhatsApp und Skype Verbindung gehalten. Und auch wenn das vielleicht ein bisschen altmodisch ist: Ich habe auch Postkarten geschrieben, die uns die Bundeswehr zur Verfügung gestellt hat.

    Oberleutnant Ferdinand an seinem Arbeitsplatz im litauischen Nemenčinė, dem Gefechtsstand der 10. Panzerdivision während der Übung "Quadriga 24".
    Oberleutnant Ferdinand an seinem Arbeitsplatz im litauischen Nemenčinė, dem Gefechtsstand der 10. Panzerdivision während der Übung "Quadriga 24". Foto: Torsten Schleicher

    In der Rückschau bin ich sehr froh, Teil dieses Manövers gewesen zu sein. Wenn man die Uniform anlegt, sollte einem aber auch klar sein, dass aus einem Übungsszenario ein reales werden könnte. Ich weiß um die persönliche Gefährdung in meinem Beruf, aber wenn ein Krieg ausbrechen sollte, ist jeder Bürger gefährdet.

    Meine Mama war am Anfang sehr unzufrieden, als ich zur Bundeswehr wollte, aber das hat sich mittlerweile gelegt. Ich habe mich immer für Geschichte und Militärgeschichte interessiert und hatte schon früh die Überlegung, einen militärischen Beruf zu ergreifen. Geld verdienen kann man zwar überall, aber wo kann man gleichzeitig noch etwas für den Staat, in dem man lebt, tun?"

    2. Yves (25), Hauptfeldwebel: "Mein Blick auf den Dienst in Veitshöchheim ist jetzt ein ganz anderer"

    In Litauen bei der großen Bundeswehrübung "Quadriga 24" dabei: Yves, Hauptfeldwebel der 10. Panzerdivision Veitshöchheim.
    In Litauen bei der großen Bundeswehrübung "Quadriga 24" dabei: Yves, Hauptfeldwebel der 10. Panzerdivision Veitshöchheim. Foto: Torsten Schleicher

    "Ich war vorher noch nie Teil einer solchen Übung. Beeindruckend, welcher Aufwand es ist, eine solche Division zu führen! Mein Blick auf den Dienst in Veitshöchheim ist jetzt ein ganz anderer.

    Vor der Übung hatte ich mich lediglich ein bisschen über Litauen eingelesen, mehr ging nicht. Mit meinen Kameraden war ich vor allem stark mit der Vorbereitung beschäftigt. Die Container mussten gepackt und die Satellitenanlage vorbereitet werden. Wir hatten eigentlich kaum Zeit, darüber nachzudenken, was hier auf uns zukommt.

    Übungsserie "Quadriga 2024" der Bundeswehr unter dem Dach des Nato-Manövers "Steadfast Defender 2024" in Litauen.
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    Einen Unterschied habe ich gleich bemerkt. Ich bin in Uniform hierhergeflogen. Am Bahnhof und im Flughafen in Deutschland wird man da sehr gemustert. In Vilnius habe ich das überhaupt nicht gespürt. Für die Bevölkerung hier ist es ganz normal, dass sie Soldaten in Uniform zu sehen.

    Es war sehr schön, Soldaten anderer Nationen kennenzulernen. Den meisten Kontakt hier am Standort hatten wir zu den polnischen Streitkräften. Mit denen haben wir auch in der knappen Freizeit mal etwas unternommen, haben Volleyball und Tischtennis gespielt. In Vilnius haben wir mit Einheimischen Beachvolleyball gespielt - und dabei immer wieder gehört, wie froh die Menschen sind, dass wir hier sind.

    Übung "Quadriga 2024" der Bundeswehr auf dem Truppenübungsplatz Pabrade in Litauen: Ein Kampfpanzer vom Typ Leopard 2 feuert, rechts ein Schützenpanzer Puma.
    Übung "Quadriga 2024" der Bundeswehr auf dem Truppenübungsplatz Pabrade in Litauen: Ein Kampfpanzer vom Typ Leopard 2 feuert, rechts ein Schützenpanzer Puma. Foto: Torsten Schleicher

    Zur Bundeswehr bin ich schon mit 17 Jahren gegangen, meine Mutter musste bei der Einziehung noch unterschreiben. Ich habe mit ihr den Kompromiss geschlossen, dass ich in den Fernmeldebereich gehe, also in eine IT-Branche, und auch noch meinen Meister mache, damit ich einen sicheren Beruf habe. Wenn ich ehrlich bin: Eigentlich würde ich gern ein bisschen mehr Action haben, aber so macht sich die Familie keine Sorgen.

    Zugleich habe ich großen Respekt vor der Vorstellung, dass aus einem Manöver mal eine reale Situation werden könnte. Aber die Übung lief reibungslos, damit sinkt bei mir auch die Angst vor einem Ernstfall. Wir sind gut vorbereitet."

    3. Jonas (20), Hauptgefreiter: "Das Verständnis fürs Militär ist hier in Litauen ganz anders"

    War bei der Bundeswehrübung "Quadriga 24" dabei: Hauptgefreiter Jonas. 
    War bei der Bundeswehrübung "Quadriga 24" dabei: Hauptgefreiter Jonas.  Foto: Torsten Schleicher

    "Zu Hause in Veitshöchheim bin ich so etwas wie der Sekretär des Staffelführers, mache dort viel Büroarbeit. Hier war das ganz anders: Gerade in der Aufbauphase bin ich viel zu praktischen Arbeiten beim Aufbau der Nachrichtenverbindungen eingesetzt worden. Meine Aufgabe war der Kabelbau. Dabei ging es darum, die ganzen Systeme, zum Beispiel die Satellitenanlage, mit unseren Rechnern zu verbinden. Aber ich war auch "Mädchen für alles" und erste Anlaufstelle für Kameraden, die ein technisches Problem hatten. Wenn fünf Leute zeitgleich ihr Passwort vergessen haben, dann konnte es da schon mal zeitlich eng werden.

    Die Aufgabe, die wir hier erfüllt haben, halte ich für sehr wichtig. Wir haben gezeigt, dass wir als Bundeswehr und als Nato wehrhaft sind. Für mich als Wehrdienstleistender und Mannschaftssoldat war es besonders wertvoll, Einblicke zu haben, die man sonst nicht hat, zum Beispiel auch im Kontakt mit Soldaten anderer Bündnisarmeen.

    Wir haben mal Franzosen abgeholt, die wir zum Verladebahnhof fahren sollten. Es war sehr interessant, mit den Kameraden einen Tag lang unterwegs zu sein. Wir haben uns ausgetauscht, etwa welche Musik sie hören und welche wir. Auch auf dienstlicher Ebene gab es gute Kontakte: Mit den litauischen Kameraden haben wir die Ausrüstungen verglichen und darüber gesprochen, was bei ihnen besser läuft oder bei uns.

    Hauptfeldwebel Yves (links) und Hauptgefreiter Jonas bei der Arbeit mit der Satellitentechnik im litauischen Nemenčinė, dem Gefechtstand der 10. Panzerdivision während der Übung "Quadriga 24" in Litauen.
    Hauptfeldwebel Yves (links) und Hauptgefreiter Jonas bei der Arbeit mit der Satellitentechnik im litauischen Nemenčinė, dem Gefechtstand der 10. Panzerdivision während der Übung "Quadriga 24" in Litauen. Foto: Torsten Schleicher

    Was mir aufgefallen ist: Das Verständnis fürs Militär ist hier ganz anders. Viele Litauer sind auf uns zugekommen und haben gesagt: Danke, dass ihr hier seid! Solche positiven Reaktionen aufs Militär gibt es in Deutschland kaum. Wir sind hier auch auf Deutsch angesprochen worden. Das hat mich sehr gefreut.

    Klar, meine Eltern haben sich mit Blick auf das Manöver auch Gedanken gemacht. Aber ich habe ihnen erklärt, dass wir in eine Übung gehen und nicht in den Krieg. Darüber zu reden, war für die Familie sehr wichtig. Bei der Übung haben wir unsere Ziele alle erreicht. Wir haben gezeigt, dass wir schnell verlegefähig sind, das war ein Hauptpunkt. Ich denke, dass wir damit das richtige Signal ausgesendet haben. Mir persönlich gibt das auch ein Gefühl der Sicherheit."

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