Knauf plant in Altertheim ein Gipsbergwerk. Am 1. Juni wird es dort einen Bürgerentscheid mit zwei separaten Fragen gegen das Bergwerk geben. Diese Initiative geht auf einen Altertheimer Verein zurück, dessen Vorsitzende sich jetzt zu den Gründen äußern.
Frage: Warum wollen Sie das geplante Gips-Bergwerk in Altertheim verhindern?
Dieter Kraus-Egbers: Weil wir es für zu gefährlich halten, direkt unter dem Grundwasser Gips abzubauen. Hundertprozentige Sicherheit für das Trinkwasser gäbe es nur, wenn das Bergwerk nicht gebaut wird. Dazu kommt die Verkehrsbelastung, der Lärm, Staub, Abgase und die Umweltzerstörung. Altertheim ist zwar nah an Würzburg, aber es ist ein ruhiges Dorf, abseits von Hauptverkehrsstraßen. Jetzt sollen dort 320 Lastwagen täglich fahren. Bei entsprechendem Wind wird man das meiner Meinung nach in der ganzen Gemarkung hören. Die Auswirkungen auf die Lebensqualität werden verharmlost und beschönigt. Stattdessen wird nur auf eventuelle finanzielle Vorteile geschaut.
Mit Ihrem Bürgerentscheid fordern Sie unter anderem, dass die Gemeinde dem Bergwerk keine Grundstücke zur Verfügung stellt. Wie berichtet, sind hier wohl aber alle notwendigen Genehmigungen schon erteilt. Ergibt der Bürgerentscheid dann überhaupt noch Sinn?
Klaus Bolch: Erst durch diesen Artikel wissen wir, dass viele Vorverhandlungen schon gelaufen sind. Was im Einzelnen gemacht wurde, wissen wir bisher nicht. Deswegen war der Bürgerentscheid eine letzte Möglichkeit, Informationen zu bekommen und etwas zu erreichen.
Wie gehen Sie damit um, dass Sie jetzt für den Bürgerentscheid werben und gleichzeitig infrage steht, ob er überhaupt etwas bewirken könnte?
Kraus-Egbers: Wir versuchen alles, was in unserer Macht steht und mehr können wir nicht machen.
Bolch: Wir werden bis zum Bürgerentscheid noch einmal umfassend informieren, um den Bürgerinnen und Bürgern die Situation klar zu schildern.

Die Projekt-Pläne sind seit mindestens 2017 bekannt. Warum kommt der Bürgerentscheid erst jetzt, wo das Genehmigungsverfahren in den letzten Zügen ist?
Bolch: Weil die Unterlagen zum Projekt erst in diesem Januar öffentlich wurden. Erst seitdem wissen wir genau, was geplant ist und was die Folgen wären.
Aber die Verträge rund um die Grundstücke der Gemeinde hätte man zu einem früheren Punkt verhindern können, oder?
Kraus-Egbers: Ich finde, da kann man nicht uns einen Vorwurf machen, sondern der Gemeinde. Die Verantwortung liegt beim Gemeinderat und beim Bürgermeister. Es wurden Verträge abgeschlossen, obwohl das Bergwerk nicht genehmigt war und obwohl die Auswirkungen auf die Gemeinde nicht bekannt waren. Die Informationen für die Bürger durch die Gemeinde ließen sehr zu wünschen übrig.
Bolch: Wie gesagt, ist der Bürgerentscheid nur unser letztes Mittel. Aber wir waren auch in den vergangenen Jahren aktiv. Wir haben zum Beispiel eine Infoveranstaltung organisiert und mit Flyern auf Gefahren hingewiesen. Dazu haben wir Anfragen an den Gemeinderat und den Bürgermeister gestellt, um Auskünfte zu erhalten, die leider erfolglos blieben.

Die für das Bergwerk notwendigen privaten Grundstücke haben Altertheimer Bürger selbst an Knauf verkauft, beziehungsweise die Nutzung gestattet. Ist also die Zustimmung in der Bevölkerung doch groß?
Kraus-Egbers: Es gibt Leute, die ihr Grundstück verkauft haben, weil sie das Geld brauchten. Das sind private Gründe, die wir nicht verurteilen. Das muss jeder selbst wissen. Gleichzeitig heißt das nicht, dass diese Menschen für das Bergwerk sind. Es gibt Altertheimer, die haben unser Bürgerbegehren unterschrieben, obwohl sie ihr Grundstück an Knauf verkauft haben.

Finden Sie das nicht widersprüchlich?
Kraus-Egbers: Nein. Als Landwirt geht es mir ähnlich. Wir haben Flächen für längere Zeit gepachtet. Die Besitzer haben uns gefragt, ob wir die Grundstücke kaufen wollen. Aber Knauf zahlt mindestens das Dreifache des in der Landwirtschaft üblichen Preises. Das heißt, es würde wirtschaftlich nie funktionieren, die Flächen zu diesem Preis zu kaufen und dann darauf Landwirtschaft zu machen.

Welche Reaktionen bekommen Sie von den Menschen in Altertheim?
Kraus-Egbers: Sehr geteilte. Ich würde sagen, die Mehrheit der Menschen fühlte sich lange zu wenig informiert. Inzwischen haben sich die Menschen hier mehr mit dem Thema beschäftigt und sind kritischer dem Projekt gegenüber eingestellt. Es gibt viele Leute, die sich für unsere Arbeit bedanken. Aber es kommt auch Kritik.
Bolch: Dabei muss man auch sagen: Persönlich wurden wir bisher in keinem Fall angefeindet.
Kraus-Egbers: Und auch wir möchten niemanden persönlich angreifen. Uns geht es in erster Linie um den Schutz des Wassers, der Natur und eine lebenswerte Zukunft in Altertheim.
Der Streit ums Bergwerk in AltertheimRund die Hälfte der Würzburger, dazu die Einwohner mancher Nachbargemeinden, beziehen ihr Trinkwasser aus den Zeller Quellen. Das Wasser kommt aus einem großen Gebiet im westlichen Landkreis. In Altertheim, mitten in diesem Gebiet, will der Knauf-Konzern Bayerns größtes Gips-Bergwerk errichten. Am 1. Juni wird es in Altertheim einen Bürgerentscheid mit zwei separaten Fragen gegen das Bergwerk geben. Einmal geht es darum, dass die Gemeinde gegen eine mögliche Genehmigung des Bergwerks klagen sollte. Zum anderen wird die Gemeinde aufgefordert, Knauf keine für das Bergwerk notwendigen Grundstücke zur Nutzung zu überlassen. Die Bürgerentscheide wurden vom Verein zur Förderung und zum Erhalt einer gesunden Umwelt in Altertheim initiiert. Dieter Kraus-Egbers und Klaus Bolch sind die beiden Vorstände.som