Nach dem Anschlag auf den Weihnachtsmarkt in Magdeburg zieht die Stadt Würzburg vorerst keine Konsequenzen für ihr Sicherheitskonzept für die Silvesternacht. Vergangenen Freitagabend ist ein Autofahrer in eine Menschenmenge auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg gerast. Fünf Menschen starben. "Das Sicherheitskonzept steht", erklärt Claudia Lother, Pressesprecherin der Stadt Würzburg, auf Anfrage der Redaktion. Trotzdem würde sich die Stadt mit Polizei und Sicherheitspersonal täglich absprechen und die Sicherheitslage neu bewerten "und wenn nötig, auch anpassen."
Das bestätigt auch Martin Meilhammer, Pressesprecher der Polizei Würzburg-Stadt. "Der Kernbereich ist sowieso abgesperrt, da gibt es aktuell noch keine Veränderungen." Falls es jedoch neue Erkenntnisse geben würde, würde die Polizei aktuell darauf reagieren.
Keine erhöhte Bedrohungslage in Würzburg
Schon seit über zwei Jahrzehnten setzt die Stadt Würzburg zusammen mit Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienst ein ausgeklügeltes Sicherheitskonzept für die Silvesternacht um. "Es hat sich bewährt", fasste Uwe Zimmermann, Leiter des Fachbereichs Allgemeine Bürgerdienste, vor Kurzem in einer Pressekonferenz im Rathaus zusammen.
Momentan gebe es zwar eine erhöhte abstrakte Gefahr für Deutschland, "aber wir haben keine Erkenntnisse, dass in Unterfranken oder in Würzburg für Silvester eine erhöhte Bedrohungslage gilt". Zimmermann zeigt sich zuversichtlich, dass ähnlich wie im vergangenen Jahr alles weitgehend geregelt ablaufen werde.
Die wichtigsten Informationen zum Jahreswechsel und, was es alles zu beachten gibt, gibt es hier im Überblick.

Warum braucht es ein Sicherheitskonzept für die Silvesternacht?
Das Glas- und Böllerverbot wurde zum Jahreswechsel 2003/2004 eingeführt, nachdem es in der Silvesternacht zuvor mehr als 30 Einsätze der Rettungsdienste alleine in dem betroffenen Bereich gegeben hatte und die Fahrzeuge teilweise durch ein Scherbenmeer fahren mussten. Bei trockenem Wetter halten sich um Mitternacht in der Sicherheitszone erfahrungsgemäß etwa bis zu fünftausend Menschen auf.
Welche Regeln gelten in der Sicherheitszone und darüber hinaus?
Die Sicherheitszone umfasst die Alte Mainbrücke, das Gelände rund um den Vierröhrenbrunnen, die Domstraße sowie den Sternplatz und acht kleinere Straßen und Zugänge. Von 22 Uhr bis 2 Uhr sind hier keinerlei Feuerwerkskörper und Glasbehältnisse, also Flaschen und Trinkgläser, erlaubt. Ab 22 Uhr werden an allen Zugängen zur Domstraße und zur Alten Mainbrücke - von Security und Polizei - Taschenkontrollen durchgeführt. Die Straßenbahn-Haltestelle am Rathaus wird zwischen 22 Uhr und 2 Uhr nicht angefahren. An den Absperrgittern stehen große Mülltonnen für Glasbehälter und Feuerwerkskörper, außerdem werden 3000 kostenlose Pappbecher zum Umfüllen von Getränken bereitgehalten. Überhaupt gilt: Von 23.30 bis circa 1 Uhr fährt keine Straßenbahn durch den Sicherheitsbereich. Ab 1 Uhr werden die Straßenbahnlinien 4 und 5 im Halbstundentakt durchgehend fahren. Auch bei den Omnibussen wird zusätzlicher Verkehr eingerichtet.
Haben die Einsatzkräfte weitere Orte im Blick?
An den Zugängen zu allen Mainbrücken wird der Sicherheitsdienst präsent sein, um im Ernstfall Polizei und Rettungsdienste zu informieren. Besonders im Fokus steht erneut die Löwenbrücke, auf der um Mitternacht ebenfalls eine große Menschenansammlung erwartet wird. Die Brücke ist eine wichtige Verkehrsachse für Feuerwehr und Rettungsdienste. Deshalb bittet Zimmermann die dort Feiernden um besondere Rücksichtnahme. Ab 23 Uhr wird hier Security-Personal im Einsatz sein. Rund um Mitternacht wird je nach Lage der Verkehr über die Brücke gestoppt.
Kann auf der Festung, dem Residenzplatz oder auf dem Käppele gefeiert werden?
Nein. Rund um diese Würzburger Sehenswürdigkeiten gilt ein Feuerwerksverbot. Der Residenzplatz wird ab 22 Uhr mit Bauzäunen abgesperrt, dort ist wie auf der Festung ein Wachdienst im Einsatz, auch das Oeggtor werde im Blick behalten. Das Festungsgelände ist bereits ab 21 Uhr geschlossen. Auch einen Jahreswechsel oben am Käppele wird es nicht geben, die Kapelle und der Vorplatz werden schon ab 16 Uhr geschlossen. Wie Uwe Zimmermann mitteilt, gehe es bei den Maßnahmen um den "Schutz unserer Kulturgüter". Er bedanke sich in diesem Zuge bei den Menschen aus der Stadt und Region Würzburg für ihr Verständnis und ihre Rücksichtnahme.
Wieviel Personal ist in der Silvesternacht im Einsatz?
Insgesamt werden laut Uwe Zimmermann etwa bis zu 300 haupt- und ehrenamtliche Kräfte aus den Bereichen Polizei, Feuerwehr, Rettungsdienst, Sicherheitsdienst und zwei Doppelstreifen des Kommunalen Ordnungsdienstes sowie Kräfte der Stadtreiniger im Einsatz sein. "Viele helfende Engel", beschreibt er. Wie Hauptkommissar Jens Wiesinger, Einsatzleiter der Polizeiinspektion Würzburg mitteilt, werde die Polizei durch Sonderkräfte und die Bereitschaftspolizei verstärkt. Etwa 60 Kräfte werden da einsatzbereit sein, so Wiesinger.
Manu Schmitt von den Maltesern, Einsatzleiter Rettungsdienst in der Silvesternacht, erklärt, dass zusätzlich zum "normalen Aufkommen" vier Rettungswägen mehr zur Verfügung stehen. Auch der Main werde von der BRK-Wasserwacht und der DLRG abgesichert, so wird es ein Motorrettungsboot im Oberwasser der Alten Mainbrücke und eines im Unterwasser der Alten Mainbrücke geben. Das Personal der Berufsfeuerwehr, der Freiwilligen Feuerwehren und der Integrierten Leitstelle wird in der einsatzstärksten Nacht des Jahres ebenfalls aufgestockt und zwar fast ums Doppelte, berichtet Christoph Hartmann, zuständiger Einsatzleiter der Feuerwehr für die Silvesternacht. Nicht unerwähnt lassen möchte Uwe Zimmermann, dass in puncto "Glasreinigung" auch Mitglieder der muslimischen Gemeinschaft Ahmadiyya mithelfen. "Für die Hilfe bin ich sehr dankbar."
Was muss noch beachtet werden?
Bundesweit allgemein verboten ist das Abbrennen von Feuerwerkskörpern außerdem im Umfeld von Kirchen, Krankenhäusern sowie Senioren- und Kinderheimen, in der Würzburger Innenstadt also zum Beispiel im oberen Teil der Juliuspromenade. Außerdem appelliert die Stadt Würzburg an Eltern, den Kinder- und Jugendschutz an Silvester im Blick zu haben: Kinder sollten nicht in Kontakt zu explodierenden Feuerwerkskörpern kommen. Zudem können Explosionen in Kopfnähe zu schmerzhaften Verletzungen, wie auch zu Augen- und Gehörschäden führen.