"Wähle mit Bedacht, dein Wunsch wird dann vollbracht!" Das säuselt Volker Heißmann als Flaschengeist in einer Ulk-Nummer dem Publikum ins Ohr. Doch es ist auch das Motto der diesjährigen "Fastnacht in Franken" - zwei Tage vor der Bundestagswahl!

Eine Wahl, die die live übertragene Kultsendung des Bayerischen Rundfunks (BR) an diesem Freitagabend dominiert. Nicht nur beim politischsten fränkischen Büttenredner Peter Kuhn von der Schwarzen Elf in Schweinfurt. Wie immer gereimt, diesmal im Fachjargon der Modedesigner, analysiert Kuhn - natürlich - das Ampel-Aus und den Wahlkampf.

Die farblose Kollektion von SPD-Kanzler Olaf Scholz, die Strickwaren vom grünen Wirtschaftsminister Robert Habeck und der feine Zwirn von FDP-Finanzminister Christian Lindner hätten nicht zusammengepasst. Friedrich Merz von der Union verabschiede sich nun vom Damenblazer, obwohl der 16 Jahre lief, unkt Kuhn. Das kleine Schwarze aber dürfte für den CDU/CSU-Kanzlerkandidaten alleine nicht reichen.

So gibt Kuhn dem bayerischen Ministerpräsidenten, der in den Veitshöchheimer Mainfrankensälen wieder mal ganz vorne sitzt, mit: zur Trachtenmode gehörten auch grüne Loden.
Kleopatra oder Klo-Petra? Auch die Narren hatten die Wahl
Auch die Künstlerinnen und Künstler hatten in der diesjährigen Auflage der BR-Sendung die Wahl: So muss sich die Gesangsgruppe "Viva Voce" entscheiden, ob sie lieber italienische Schnulzen oder Elvis-Klassiker zum Besten gibt. Sehr zur Freude des wie immer schrill verkleideten Markus Söder. Seine Kostümwahl in diesem Jahr: Elvis!



Exotische Kleopatra oder fränkische Klo-Petra? Diese Wahlentscheidung hat die Leinacher Kabarettistin Ines Procter schnell getroffen. Vor allem mit Einblicken ins Familienleben treibt sie als Franken-Pharaonin beim Publikum die Lachtränen in die Augen. Nicht, wenn die Kinder auszögen, sei der schlimmste Moment einer Mutter. Sondern, wenn sie wieder einzögen! Dafür gab es die ersten Standing Ovations des Abends.

Und welche Drogen nehmen wir lieber? Vor die Wahl "Bier, Wein oder Hanf?" werden die Zuschauerinnen und Zuschauer vom Karlstadter Kabarettisten und "Wahlkampfmanager" Matthias Walz gestellt. Zum Höhepunkt wird, wenn er zur Musik von "Griechischer Wein" dann "Aiwangers Beine" besingt.
Amandas Personalwahl: Hausmeister, Schmierentheatermacher oder Religionslehrer?
Sebastian Reichs Nilpferddame Amanda muss sich als Schuldirektorin entscheiden: Soll sie Habeck als Hausmeister einstellen, damit er endlich eine Wärmepumpe einbaut? Oder doch lieber Lindner für die "Schmierentheater-AG"? Für Scholz hat sich Amanda schon entschieden: Als Religionslehrer glaube der immer noch, Kanzler zu bleiben.

Völlig verrückt und musikalisch "tierisch gut" bleibt der kleinsten Prunksitzung der Welt, "Gankino Circus" aus Dietenhofen, dann nur die verzweifelte Frage: "Herr Söder, ich habe so einen Durst - ich weiß nicht, ob's vom Kiffen kommt oder von der Wurst!"

Große Auswahl auch an der Wursttheke von Doris Paul von der Schwarzen Elf in Schweinfurt. Während Comedian Michl Müller eine Gelbwurst abstauben kann, müssen andere Herrschaften bei der Büttenrednerin bezahlen: "Im Gegensatz zu den Politikern im feinen Zwirn, gibt's bei mir die Wurst sogar mit Hirn."

Narren-Nachwuchs gesichert: Premiere für Finn Reichert
Für Überraschung sorgt an diesem Abend ein Nachwuchskünstler aus der Sendung "Jung und närrisch", die der BR am Faschingssonntag, 2. März, ausstrahlen wird. Vor ein paar Tagen erst 13 geworden, steht Finn Reichert jetzt schon auf der Bühne vor einem Millionenfernsehpublikum. Lampenfieber? "Nicht arg, aber schon ein bisschen", gesteht der Dialekt-Spezialist aus Eußenheim in Main-Spessart. Mama Karin sei aber noch aufgeregter gewesen.

Seinen letzten Auftritt indes hat das Steigerwalder Urgestein Oti Schmelzer in Veitshöchheim. Noch einmal gibt er live seine Schnellsprechkünste zum Besten. Und Einblicke in seine Winzertätigkeit: Der Unterschied zwischen Wein und Frauen? Nur zu einem Wein dürfe man sagen: "Es gibt bessere, aber zum Kochen langt's."
Zum Schluss bekommt Oti Schmelzer einen herzlichen, langanhaltenden Applaus. Alle Künstler kommen auf die Bühne für einen letzten Schakalaka-Gruß und singen samt Saalpublikum gemeinsam Otis Hymne: "Sonn scheint schö!"

Und noch einen emotionalen Abschied gibt es: Nach 20 Jahren reicht der Fastnachts-Dirigent Pavel Sandorf den Taktstock an Nachfolger Timm Freyer weiter.
Volker Heißmann und Martin Rassau haben als "Waltraud und Mariechen" beim Gang durch die Zuschauerreihen neben Markus "Elvis" Söder vor allem Landtagspräsidentin Ilse Aigner als Siegesgöttin Nike im Blick. Selbst Altneihäuser-Kommandant Norbert Neugirg zieht es zu Nike hin. Auch Grünen-Fraktionschefin Katharina Schulze, die als Taylor Swift da ist, trifft der Spott von "Waltraud und Mariechen". Taylor Swift habe mit ihren vier Konzerten mehr für die deutsche Wirtschaft getan, als Robert Habeck in drei Jahren, lästerten sie.
Krieg und Frieden mit den Oberpfälzern
Mit Marschmusik und grün getarnten Helmen rückt die "Altneihauser Feierwehrkapell'n" aus der Oberpfalz ein: "Ihr Narren stimmt mit ein, wir müssen wieder kriegstüchtig sein." Ihre Wahl fällt auf kein leichtes Thema, doch "Kommandant" Norbert Neugirg und seine Truppe bekommen die Gratwanderung hin. Spätestens als sie den Franken den Krieg erklären und Michl Müller ihren Kopfschmuck als "Friedhofsgestecke" tituliert, ist ja auch wieder alles beim Alten.

Überhaupt: Dreggsagg und Stimmungskanone Michl Müller setzt den furiosen Schlusspunkt. Einmal mehr beweist der Rhöner, dass man auch zu Politik und Wahlen famos kalauern kann. Und mit seinem Final-Song über die "Heißluftfritteuse" lässt er die Stimmung im Saal kochen.
Appell zu Zusammenhalt - und ein Ende mit Wahlparty
Tänzerischer Höhepunkt: die "Selleriegarde" des Karnevalklubs "Buchnesia" aus Nürnberg. Unglaublich, wie synchron und aufeinander abgestimmt die jungen Tänzerinnen artistische Höchstleistung abliefern und dabei noch strahlen. Genau wie das Männerballett "Turedancer" aus Zellingen mit einem starken Auftritt auf dem TV-Parkett.

Ein Appell zu mehr Zusammenhalt in der Gesellschaft, für mehr Verständnis und Respekt gegenüber anderen Meinungen - dafür werben fast alle Künstlerinnen und Künstler bei dieser "Fastnacht in Franken" 2025. Die Kultsendung endet mit einer Wahlparty aus Nonsens, Musik und Showtheater.
Endergebnis: eine rundum gelungene Bühnenshow mit höchstem Unterhaltungswert, souverän und zunehmend frecher moderiert von Sitzungspräsident Christoph Maul.