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Würzburg: So waren die ersten Reaktionen in Würzburg auf die Ergebnisse der Bundestagswahl: Zwischen Hoffen und Bangen

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So waren die ersten Reaktionen in Würzburg auf die Ergebnisse der Bundestagswahl: Zwischen Hoffen und Bangen

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    Großer Jubel bei der Würzburger CSU: Hülya Düber (in der Mitte mit Daumen nach oben) hat es in den Bundestag geschafft.
    Großer Jubel bei der Würzburger CSU: Hülya Düber (in der Mitte mit Daumen nach oben) hat es in den Bundestag geschafft. Foto: Silvia Gralla

    "Wir sind schon bei 51,3 Prozent, mein Schatz", sagt Hülya Düber gegen 18.30 Uhr zu ihrem Sohn Leonard. In diesem Moment wird im Würzburger Ratskeller das Ergebnis aus Eichelsee, einem kleinen Ort im Ochsenfurter Gau, bekannt. 73,2 Prozent der 124 Wählerinnen und Wähler haben dort ihre Erststimme der CSU-Direktkandidatin Hülya Düber gegeben. "Wir brauchen mehr Eichelsee in Bayern", ruft die Landtagsabgeordnete Andrea Behr lautstark. Und endlich kommt Jubel bei den gut 150 CSU-Anhängern auf, die gespannt die Zahlen aus Stadt und Landkreis Würzburg in den nächsten Stunden verfolgen werden.

    Hülya Düber ist angespannt. Als um 18 Uhr die erste Prognose im Bayerischen Fernsehen die CSU bei 39 Prozent sieht, ist ihr Gesichtsausdruck hoffnungsvoll statt freudestrahlend. Auch in der Ratsbierstube bleibt der große Jubel noch aus. Denn in vielen Umfragen lag die CSU bayernweit bei über 40 Prozent. "Auch ich habe damit gerechnet", sagt die 46-jährige Kandidatin. Und fängt sofort an, nachzurechnen. "Reichen 39 Prozent aus, damit in Bayern alle 47 Direktkandidatinnen und -kandidaten in den Bundestag einziehen?" Es sieht gut aus, weil die FDP wohl nicht über die Fünf-Prozent-Hürde kommt.

    Um 19.18 Uhr traut sich der bisherige Bundestagsabgeordnete Paul Lehrieder, die Glückwünsche aussprechen zu dürfen. Hülya Düber liegt in diesem Moment mit 41,7 Prozent der Erststimmen deutlich vorne. "Ein super Ergebnis", sagt er und gratuliert der neuen Abgeordneten aus dem Wahlkreis Würzburg – und der Beifall in der Ratsbierstube reißt nicht ab.

    "Der Wahlkreis Würzburg-Land ist weiterhin fest in CSU-Hand", freut sich Landrat und CSU-Kreisvorsitzender Würzburg-Land, Thomas Eberth. Auch Oberbürgermeister Christian Schuchardt gratuliert: "Wir verlieren eine großartige Sozialpolitikerin", sagt er etwas wehmütig, weil er seine Sozialreferentin verliert, die vieles in der Stadt "gerockt" hat. "Dafür gewinnt Deutschland eine großartige Sozialpolitikerin in Berlin", so der OB.

    "Wir als CSU haben heute Abend etwas zu feiern", jubelt jetzt auch Hülya Düber. "Ein heftiger Wahlkampf, geprägt von einigen Tiefen."

    Erwartbare Enttäuschung bei der SPD

    Erwartbare Enttäuschung gab es in der Würzburger Parteizentrale der SPD. "Es wird für uns kein einfacher Abend werden", hatte der Vorsitzende der SPD-Stadtratsfraktion, Alexander Kolbow, schon vor Bekanntgabe der ersten Wahlprognose vorhergesagt. Als die ersten bundesweiten Zahlen bekanntgegeben werden, kreisen die Diskussionen nur noch um die Frage, ob es FDP und BSW über die Fünf-Prozent-Hürde schaffen und die Regierungsbildung erneut schwer wird.

    Nach Auszählung von 406 der insgesamt 432 Stimmbezirke liegt Direktkandidatin Katharina Räth mit 13,7 Prozent der Erststimmen hinter Hülya Düber und Jessica Hecht (Grüne). Trotzdem hält sich die Enttäuschung über ihr persönliches Abschneiden in Grenzen. Mit Platz 28 auf der Landesliste stand nahezu fest, dass sie nicht in den Bundestag einziehen wird. Umso größer der Respekt, den ihr Alexander Kolbow für ihren engagierten Wahlkampf ausdrückt. "Du hast gekämpft wie ein Berserker, obwohl du wusstest, dass du eigentlich keine Chance hast", sagt er. "Wir müssen dieses Ergebnis aufarbeiten und sehen, was wir besser machen können", meint Katharina Räth. Der Wahlkampf habe ihr Spaß gemacht, sagt sie.

    Zitterpartie bei der FDP

    Geschmückt mit blauen und gelben Fähnchen auf den Tischen wartete die Bar Wanne am Würzburger Willy-Brandt-Kai auf die Wahlkämpfer der Würzburger FDP. Erst nach 17.30 Uhr beginnt das Lokal sich zu füllen. Auffällig viele junge Menschen sind gekommen, aber auch ein liberales Urgestein wie der langjährige FDP-Stadtrat Karl Graf, der im April seinen 80. Geburtstag feiern wird. "Eher zuversichtlich", sei seine Stimmung, sagt FDP-Stadt Joachim Spatz, der selbst von 2009 bis 2013 für die Liberalen im Bundestag saß.

    "Es wird ein sehr spannender Abend", glaubt Andrew Ullmann. Der Medizinprofessor wird nicht mehr im Bundestag sitzen, dazu ist sein 18. Platz auf der Landesliste der bayerischen FDP zu weit hinten. Dann ist es so weit. 4,9 Prozent lautet die erste Prognose der ARD, ein "Ohhh", läuft durch den Raum.

    "Beim ZDF hat die FDP 5 Prozent", verkündet Ullmann. "Umschalten", ruft jemand aus der Menge. Ihren Humor haben sie nicht verloren. "Das wird eine Zitterpartie heute", kommentiert Ullmann später gegenüber dieser Redaktion. "Ich hoffe, dass wir das erste Wahlziel erreichen und über die 5 Prozent kommen. Es gibt aber noch keinen Grund zu Jubel", ist er Realist.

    Anspannung bei den Würzburger Grünen

    Bei den Würzburger Grünen hat die Anspannung nach der ersten Hochrechnung um 18 Uhr kein Ende. Denn ob es für Jessica Hecht mit ihrem Landeslistenplatz 15 reichen wird, ist da noch lange nicht klar. Gehofft hatten Hechts Unterstützer auf 13 Prozent in Bayern und darauf, dass die FDP und das BSW den Einzug in den Bundestag verpassen. Dann, so Simone Artz, Kreis- und Bezirksvorständin kurz vor 18 Uhr, könnte es knapp reichen. Dementsprechend ist der Jubel im Würzburger Theater Chambinzky beim schlechten Ergebnis der Liberalen dann fast größer als beim eigenen.

    "Die Union schwächer als gedacht, die AfD unter 20 Prozent, das macht mich schon fast froh", sagt Jessica Hecht wenige Momente nach den ersten Hochrechnungen. "Wie es für uns hier ausgeht, wissen wir noch nicht. 13,5 im Bund Prozent heißen: Das wird ein spannender Abend!"

    Und der bleibt es auch. Um 20 Uhr ist immer noch nicht klar, ob es für Hecht gereicht hat. "Ich bin in meinen Erwartungen erst einmal zurückhaltend", sagt die 52-Jährige aus Zell am Main. "Wenn es heute nicht reicht, wäre ich trotzdem erste Nachrückerin", so die 52-Jährige aus Zell. "Es werden also so oder so vier spannende Jahre."

    Jubel und Freudentränen bei der Linken

    Jubel und Freudentränen gab es um 18 Uhr bei der Linken in Würzburg. Die erste Prognose sieht die Partei bei 9 Prozent im Bund und – für die Würzburger noch wichtiger – in Bayern bei 6,5 Prozent. Denn Direktkandidat Aaron Valent kann mit Listenplatz 6 plötzlich auf den Einzug in den Bundestag hoffen.

    Die ersten Sektkorken knallen, "Aaron Valent wird Kanzler" singen die vielen, vor allem jungen Party-Gäste in den proppenvollen Parteiräumen in Grombühl. Der Besungene wiegelt scherzend ab: "Nein, nein, wir bleiben in der Opposition."

    Ob der 27-Jährige tatsächlich in den Bundestag einzieht, steht wohl erst mit dem offiziellen Ergebnis fest. Auch wenn er "total stolz und dankbar" angesichts der ersten Prognosen sei, warnt Valent vor verfrühtem Jubel: "Ich glaube es erst, wenn ich einen Brief vom Bundestag bekomme, dass ich jetzt nach Berlin muss." Viel wichtiger sei ihm sowieso das Gesamtergebnis der Linken. Vor Ort für die Menschen da zu sein, etwa mit Sozialsprechstunden, aber auch auf lebensnahe Themen wie den Mietendeckel zu setzen, habe sich ausgezahlt.

    AfD zeigt sich zufrieden

    Federico Beck von der AfD hatte sich zwar von der ersten Prognose mehr erhofft, "das Wahlergebnis ist insgesamt ordentlich", sagt er trotzdem. Das finale Ergebnis ist zu diesem Zeitpunkt zwar noch abzuwarten, klar sei für Beck jedoch: "In meiner Region ist die CSU traditionell stark. Deshalb sieht es für uns hier nicht so gut aus. Grundsätzlich bin ich ein guter Verlierer und kann das akzeptieren." Koalitionsgespräche erwartet Beck nicht, egal wie die Wahl ausgeht.

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