Eine derart hochkarätige Wahlkampfunterstützung für einen Bürgermeisterkandidaten durch einen leibhaftigen Minister dürfte einzigartig sein im Landkreis: Bayerns Heimat- und Finanzminister Markus Söder war am Freitag nach Güntersleben gereist um den CSU-Bürgermeisterkandidaten Michael Freudenberger zu unterstützen.
Und bevor der Franke in Versuchung geraten konnte, das bajuwarische Weißwurstgebot zu brechen, wurde ihm vom Kandidaten schon das Mikrofon überlassen. Es war knapp, denn Söder war erst kurz vor dem Zwölf-Uhr-Läuten in der Günterslebener Festhalle eingetroffen – mit fast einstündiger Verspätung.
300 Gäste
Bis dahin freilich hatten rund 300 Besucher, unter ihnen fast die komplette Bürgermeister-Riege aus dem Landkreis, geduldig ausgeharrt, um vom Heimatminister persönlich die Auflistung der Erfolge der bayerischen Staatsregierung zur Entwicklung und Zukunft des ländlichen Raums zu erfahren.
Söders Tenor: „Der ländliche Raum soll in seiner Entwicklung die gleichen Perspektiven bekommen wie die Ballungszentren. Gigabits und Gigabytes dürfen nicht nur fürs schicke Penthouse Standard sein – es muss sie auch auf dem Bauernhof geben“, erklärte der Minister.
Als einen „tüchtigen Anwalt für die Region“ hierbei bezeichnete Söder den Landtagsangeordneten Manfred Ländner aus Kürnach. Zusammen mit seinem Bürgermeister-Nachfolger und CSU-Kreisvorsitzenden Thomas Eberth war auch CSU-Urgestein und MdL a. D. Christian Will unter den Besuchern.
Zu der Veranstaltung zum Thema „Ländliche Entwicklung“ eingeladen hatte der CSU-Kreisverband, gemeinsam mit dem CSU-Ortsverband Güntersleben. Dessen Bürgermeisterkandidat Michael Freudenberger ließ sich im Vorfeld der Bürgermeisterwahl am 9. Juli von Söder gerne die Steigbügel halten zum Sprung auf den Bürgermeistersessel.
Fränkisches Glücksgefühl
Der Politprofi und leidende Clubberer-Fan Söder nahm das Passspiel mit Bürgermeisterkandidat Michael Freudenberger und dem Publikum verbal auf. „Wenn man unterwegs ist in München, und wenn's schlimm kommt auch noch in Berlin, ist ein Freitagfrüh in Franken ein Glücksgefühl“, umschrieb Söder seine Gemütslage.
Sichtlich entspannt in heimischen Gefilden verwies Söder auf die Reduzierung des Anteils Bayerns am Länderfinanzausgleich um eine Milliarde. Dies mache „ein bisschen weniger an Investitionen für München, aber deutlich mehr Ausgaben für den Ländlichen Raum möglich“, kündigte Söder an. Neben dem Breitbandausbau soll auch in die Entwicklung von Infrastruktur und Kindertagesstätten in Richtung des Oberzentrums Würzburg Gelder fließen, kündigte Söder an. Eine klare Absage erteilte Söder Forderungen von Mitbewerbern nach höheren Steuern. „Bei Rekordeinnahmen ist sowas doch absurd. Vielmehr sollten Fleißige durch maßvolle und gezielte Steuerentlastungen belohnt werden“, meinte Söder, fast schon im Wahlkampfmodus.
Die Zeitspanne bis zu Söders Eintreffen hatte CSU-Bürgermeisterkandidat Michael Freudenberger „überwältigt und begeistert vor vollem Haus an einem Freitagvormittag“ zu seiner persönlichen Vorstellung genutzt. Ohne Mangel an Selbstbewusstsein: „Schön, dass so viele gekommen sind, um mich kennen zu lernen und nicht Markus Söder.“
Warnung an Veitshöchheim
Auf harte Bandagen einstellen sollte sich Veitshöchheims Bürgermeister Jürgen Götz, falls Freudenberger zum Günterslebener Rathauschef gewählt werden sollte. „Wir müssen ein ernstes Wort miteinander reden wegen der Verkehrsbelastung, die für die Gemeinde Güntersleben entsteht durch 4000 Fahrzeuge täglich als Durchgangsverkehr aus Veitshöchheims Gewerbegebiet zur A7-Auffahrt.“
In diesem Zusammenhang forderte Michael Freudenberger auch „eine Ortsumgehung, wie sie die Nachbargemeinde Rimpar endlich bekommt.“
Mit einem Augenzwinkern und einem Präsentkorb zeigte sich Noch-Bürgermeister Ernst Joßberger für die Unterstützung des prominenten Gastes erkenntlich. Joßberger riet Söder den enthaltenen „hervorragenden Günterslebener Wein“, oder noch besser einen „Säubirli-Schnaps“ (Schnaps aus Wildbirnen) zu trinken vor der nächsten Auseinandersetzung mit dem Ministerpräsidenten. „Das sorgt für Entspannung“, versprach Joßberger.