"Wir haben ein ganzes Sammelsurium an vergessenen Dingen. Angefangen beim Handyaufladegerät über Bücher bis hin zu Kleidungsstücken", so Rezeptionsleiterin Anuschka Neumann vom Post-Hotel in der Mergentheimer Straße. Vor kurzem, erzählt sie lachend, sei eine ganz nette Geschichte passiert: "Ein kleiner holländischer Junge, der mit seinen Eltern bei uns war, hatte sein Kuscheltier, einen Pinguin, vergessen. Da schrieb uns die Mutter ganz verzweifelt eine Mail, dass der kleine Nils nun nachts nicht mehr schlafen könne. Natürlich haben wir den Pinguin sofort nach Holland geschickt."
Doch bei vielen liegen gebliebenen Utensilien, sagt Neumann, melde sich keiner. "Wir haben einen riesengroßen Schrank, in dem alles verstaut wird." In einem Fundbuch wird aufgelistet, welcher Gast das entsprechende Zimmer bewohnt hat und wann sein Abreisedatum war.
Rechtlich sind die Hotels dazu verpflichtet, Fundsachen ein halbes Jahr lang aufzubewahren. Viele Hotels, so auch das Post-Hotel, verlängern die Frist sogar auf ein Jahr. "Wenn diese Zeit abgelaufen ist, spenden wir die Kleidung und Elektro-Utensilien für einen guten Zweck." Manchmal, so Neumann, sei es schon spannend, was man findet: "Einmal hat ein Reisender seine Bibel vergessen, ausländische Reisegruppen lassen gerne mal einen Reiseführer liegen und auch Reizwäsche taucht hin und wieder auf."
Doch es werden nicht nur Dinge vergessen, sondern auch manches Mal Hoteleigentum stibitzt. "So verschwand plötzlich ein Wandbild aus dem Flur, bei Handtüchern passiert das öfter." Auch der kleine Bocksbeutel, der in der Minibar des Hotels zu finden war, hatte es den Gästen angetan - kostenlos versteht sich. "Alles was nicht niet- und nagelfest ist, ist potenziell in Gefahr", sagt Neumann lachend.
Diese Erfahrung hat Direktorin Harriet Spitzer im Ibis-Hotel bisher nicht gemacht: "Klar kommt mal was weg, das sind dann Souvenirjäger, die den Aschenbecher mitnehmen, aber ich habe noch niemanden mit Fernseher oder Bettwäsche entfliehen sehen." Was im Hotel gerne vergessen wird, so die Direktorin, seien Handykabel, einzelne Socken, halbvolle Zahnpastatuben oder Shampoo. "Richtige Wertgegenstände sind da eigentlich kaum dabei." Aufbewahrt werden die Sachen in einem Archiv in nummerierten Plastiktüten. "Und wenn sich wirklich jemand meldet, schicken wir das Gesuchte auf unsere Kosten zurück."
Im Etap Hotel in der Nürnberger Straße werden Fundsachen ein Jahr lang aufgehoben, "dann werden sie entsorgt", berichtet Geschäftsführer Willem van Bommel. Handyaufladegeräte bewahrt das Hotel weiter auf, "für Gäste, die sich eines leihen möchten, weil sie ihres nicht dabei haben". Vergessen, erzählt van Bommel, werden hauptsächlich Kleidung, so Unterwäsche, Socken, mal ein T-Shirt oder eine Hose. Es sei auch schon passiert, dass Schmuck, die Brieftasche oder das Notebook vom Zimmermädchen aufgefunden wurden, "das jedoch merken die Gäste ziemlich bald".
"Eine Frau rief einmal an, dass sie ihren Schmuck im Wert von 1000 Euro im Hotel liegen ließ"
Christoph Unckell Hotel Rebstock
Ähnlich im Hotel Rebstock in der Neubaustraße. "Es gibt nichts, was nicht vergessen wird, von Handys über Schlüssel bis hin zu Kleidung und Kosmetikartikeln", so Geschäftsführer Christoph Unckell lachend. Einmal habe sogar ein Gast sein Auto in der Hotelgarage vergessen. "Er checkte ganz normal aus und fuhr mit dem Zug nach Hause. Dort fiel ihm siedend heiß ein, dass er ja mit dem Auto nach Würzburg gekommen war", erzählt eine Angestellte.
Bei wertvollen Dingen, so Unckell, werde der Gast natürlich sofort informiert "und wir senden ihm die Sachen umgehend zu". Manchmal passiert es aber auch, dass die Leute nur glauben, etwas im Hotelzimmer vergessen zu haben: "So rief einmal eine Frau an, die ihren Schmuck im Wert von 1000 Euro vermisste. Zum Glück tauchte der Schmuck dann doch in ihrem Gepäck auf." Auch was das Verschwinden von Hoteleigentum angeht, hat Unckell so seine Erfahrung: "Plötzlich fehlen Badetücher oder Kopfkissen. Besonders beliebt sind auch unsere silbernen Kaffeelöffel. Da kann ich jedes Jahr um die 100 Stück nachkaufen."