Stolz sind die jungen Firmenchefs Jochen Hilpert und Florian Golinski, dass ihnen dieser Coup gelungen ist. Franz Alt, den Guru der Solarwirtschaft, den Visionär und Vordenker für das Solarzeitalter als Referenten zu bekommen, war eine gleich wieder verworfene Idee, die jedoch nicht loszukriegen war. Mit einem „Fragen können wir es ja mal“ rundet sich die Sache.
Vernichtende Kritik
Er kommt. Und er ist immer gespannt, in welchen Fahrzeugen er vom Bahnhof abgeholt wird. Die Kritik an der Auto-Industrie in seinem Vortrag ist vernichtend, denn schon 1899 gab es Autos mit einer Reichweite von 120 Kilometern – batteriebetrieben. Das Besondere am SunTec-Kangoo: Es gibt ihn eigentlich gar nicht. Nur 36 Stück liefen vom Band, erzählt Golinski. Die Elektro-Ausführung wurde ausgemustert bevor sie richtig in Serie ging. Dafür ist das SunTec-Auto zu 100 Prozent frei von Emissionen „und es ist alles dran“, fügt er hinzu. Golinski fährt es seit knapp zwei Wochen mit selbst produziertem Solarstrom.
Als Kuriosität steht der Kangoo da. Es könnten auch hier mehr Anlagen sein, reklamiert Alt, der von der Klimakatastrophe bis zu den fünf Millionen neuen Arbeitsplätzen kein Argument für die Energiewende hin zum Solarzeitalter auslässt. Denn ein Energieproblem gibt es eigentlich nicht. Hätte Alt beispielsweise Herchsheim von Süden gesehen, wäre sein Lob noch größer ausgefallen, denn SunTec war fleißig. Sechs Jahre nach der Firmengründung amüsiert es, wie sich die anfangs nicht einmal 25-Jährigen anstrengen mussten, um mit Investitionen von 150 000 Euro aufwärts auf die großen Scheunendächer zu dürfen. Jetzt haben sie es zu einer eigenen Halle gebracht, die Lager, Büro und Ausstellungsraum umfasst und energetisch autark mit Solarstrom und Erdwärme versorgt ist.
Inzwischen hat sich herumgesprochen, dass auch im Gau nicht nur mit den besten Böden, sondern auch mit den besten Dächern gutes Geld zu verdienen ist. Es gilt einmal mehr für die Zeiten der Finanzkrise, wo sich Alt Applaus einfängt, wenn er die Dachsparkasse anpreist: „Lieber eine Solaranlage auf dem Dach, als Aktien im Keller“. Beim Solarrundlauf zu bestehenden Photovoltaik-Anlagen zeigt SunTec, dass fast alle ihre Anlagen zehn Prozent über dem errechneten Ertrag liegen. Die Zuhörer interessiert beispielsweise aber auch, ob Reinigungsarbeiten anfalle.
Kloß im Hals
Während Alt in Wolkshausen sein 200-köpfiges Publikum packt, ihm mit dem Szenarium der Klimakatastrophe einen Kloß in den Hals jagt und dann den Klimaschutz mittels Sonnenenergie zum Gewinn für alle werden lässt, startet zeitgleich die Welt-Ozean-Konferenz mit „Horror-Visionen“. Es sind ausnahmsweise ökologisch korrekte Nachrichten, wie sie sich Alt, der auch für die Main-Post als Kolumnist schreibt, täglich wünscht, „damit wir aufwachen und das Schlimmste noch verhindern“.
In Wolkshausen heißt die Lösung: Umstieg auf das Solarzeitalter. Es dauere drei Minuten, zu einem Ökostrom-Anbieter zu wechseln, zeigt Alt die schnellen Schritte auf. Vom Wahlzettel sei unbedingt Gebrauch zu machen. Dass Erneuerbare-Energien-Gesetz dürfe keinesfalls abgeschafft werden. Schließlich müssten wir auch lernen, eines reichen Landes Bauern besser zu bezahlen. Das fordert weiteren Applaus heraus. Biomasse, Holz und Ölsaaten gehörten mit zum Energiemix der Zukunft.