Vor einem Jahr sah es so aus, als würden die „Songs an einem Sommerabend“ nach 30 Jahren verstummen. Jetzt gibt es das Bardentreffen, das der Würzburger Ado Schlier erfunden und Reinhard Mey bekannt gemacht hat, gleich zweimal: Die Original-Songs gehen mit Schlier auf Wanderschaft und am Originalschauplatz gibt es neue Lieder.
Die Songs im Doppelpack sind das jüngste Kapitel einer außergewöhnlichen Erfolgsgeschichte. Als der Radiomoderator Ado Schlier (heute 82) vor 30 Jahren die erste Auflage der „Songs“ organisierte, ahnte niemand, dass die grüne Wiese vor dem Kloster Banz zum Mekka der deutschen Liedermacherszene werden sollte – mit Mey vorneweg, der das Festival von 1987 bis 1996 auch moderierte.
Zu hohes finanzielles Risiko
2016 hatte Ado Schlier seinen Rückzug aus der Organisation verkündet. Er begründete dies mit dem immer größer werdenden finanziellen Risiko für die Konzertagentur, die er zusammen mit seiner Frau betreibt. Die Misstöne im Hintergrund waren nicht zu überhören.
Im Chor der Songs singen viele: Die Hanns-Seidel-Stiftung (Nachwuchswettbewerb), der Bayerische Rundfunk, die Stadt Bad Staffelstein und der Landkreis Lichtenfels als Mitveranstalter wollten Schliers Rückzug nutzen, um das Konzept des Festivals nach 30 Jahren zu überarbeiten – es sollte schlanker werden, und der Nachwuchs sollte mit den Stars auf Augenhöhe die Banzer Bühne betreten. Nicht zuletzt hatte es wiederholt Kritik am Sicherheitskonzept gegeben.
Schlier seinerseits pochte darauf, dass die Songs seine Songs bleiben, auch wenn er in die zweite Reihe tritt. Doch zwischen dem Konzertveranstalter, den Schlier ins Spiel gebracht hatte, und den anderen Akteuren kam keine Einigung zustande. 2016 standen die Songs vor dem Aus.
„Wie immer“- und „Ein bisschen anders“
2017 wurden sie als Zwilling wiedergeboren: In Banz organisierte am vergangenen Wochenende der Veranstaltungsservice Bamberg mit den Songs-Partnern der letzten 30 Jahre die Neuauflage: „Lieder auf Banz – ein Abend mit Freunden“ heißt das Festival jetzt. Manches ist neu, vieles „wie immer“, sagt Gaby Heyder vom Veranstaltungsservice.
Gut 8000 Besucher an den beiden Lieder-Tagen, die unter anderem Konstantin Wecker und Willy Astor lauschten, bestätigten das „Wie immer“- und „Ein bisschen anders“-Konzept: Für die Neuauflage 2018 unter anderem mit Reinhard Fendrich läuft bereits der Kartenvorverkauf, und die ersten Gespräche für 2019 sind laut Heyder schon geführt worden.
Und auch Ado Schliers Original, die „Songs an einem Sommerabend“, gibt es weiterhin. Ebenfalls an diesem Wochenende lockte Schlier mit Heinz-Rudolf Kunze und dem aus Banz bekannten Alex Diehl ins Deutschhaus von Sterzing in Südtirol.
Songs gehen auf Wanderschaft
Dort reichte die Strahlkraft der Songs aber nicht sehr weit. Wie Josef Turin, der Leiter des Tourismusvereins in Sterzing mit hörbarer Enttäuscht sagt, kamen an den beiden Tagen sicher „keine 700 Besucher“. Das soll 2018 besser werden. „Die Songs gehen auf Wanderschaft“, beschreibt Schlier das neue Konzept nach dem Abschied aus Banz. Der Würzburger Journalist bleibt Programmmacher, für die Organisation holt er sich örtliche Partner ins Boot.
2018 nähert sich Schlier Banz nicht nur räumlich: Dann gastieren die Songs in seiner Heimatstadt Würzburg, im Kloster Himmelspforten, und neben bekannten Namen wie Giora Feidman bringt er die Gewinner des Walther-von-der-Vogelweide-Preises auf die Bühne, eines Nachwuchswettbewerbes des Südtiroler Kulturinstituts.
Anders als heuer liegen zwischen den Songs in Würzburg (29./30. Juni) und den Liedern in Banz (6./7.Juli) sieben Tage. Die Fans der Liedermacherei haben 2018 also nicht wieder die Qual der Wahl, sondern können sich ein Bild machen, wer es besser kann.
Das Bayerische Fernsehen zeigt einen Zusammenschnitt der Lieder-Tage in Banz am Montag, 14. August, von 22.50 bis 0.50 Uhr (www.br.de).