Wie mächtig mag wohl die Ravensburg einst am rechtsmainischen Ufer zwischen Thüngersheim und Veitshöchheim auf einem Felssporn aus Muschelkalk gestanden haben? Eine von Jürgen Jung und Projektmanagerin Katja Focke-Pellkofer vom Verein Burglandschaft durchgeführte spektakuläre Rekonstruktion gibt nun Aufschluss darüber.
Dass am ehemaligen Standort mehr als nur die Reste des Burgfried zu erkennen sind, möchte Bürgermeister Michael Röhm als Folgeprojekt in Angriff nehmen. Röhms Ziel ist darüber hinaus auch eine Präsentation für die breite Öffentlichkeit beim Höfe-Fest 2023, das dem Thema 925 Jahre Thüngersheim gewidmet sein wird.
Bei der Fahrt in nördlicher Richtung auf der Bundesstraße 27 kurz nach Veitshöchheim ist das unauffällige kleine Hinweisschild "Zur Ravensburg" kaum wahrnehmbar. Und auch auf jenem Felssporn, auf dem die stattliche Burg einst thronte, verweisen lediglich Reste des Bergfried auf die ehemalige Burganlage. Einzig in den Geschichtsbüchern ist die Ravensburg und die Falkenburg auf der gegenüberliegenden Mainseite oberhalb Erlabrunns existent. Und nur durch die gleichnamige Weinlage ist die Ravensburg unter Weinliebhabern ein Begriff.
Gemeinsam ausgeübter Mord am Würzburger Bischof
Wie im Mittelalter üblich, wurden mit dem kontrollierten Abriss, dem so genannten Schleifen einer Burg, Verfehlungen der Burgherren gesühnt. Dieses Schicksal widerfuhr unter anderen auch der Ravensburg, deren Geschichte bis ins Jahr 1170 zurück reicht. Der Überlieferung nach schrieben die Herren von Ravensburg und der Falkenburg Geschichte durch den 1202 gemeinsam ausgeübten Mord am Würzburger Bischof Konrad von Querfurt. Nach verhältnismäßig wenigen Jahren brachte dies durch die mittelalterlichen Gepflogenheiten auch das schnelle Ende der Ravensburg mit sich. Die frühe Zerstörung sorgte dafür, dass nur wenige Reste erhalten blieben. Erkennbar sind noch die Fundamente eines ungewöhnlich großen runden Bergfrieds. Nach Einschätzung der Experten gehört er zu den frühesten Vertretern seiner Art in Mainfranken.

Mit der Rekonstruktion der geschichtsträchtigen Burganlage gelang der Gemeinde Thüngersheim nun ein spektakuläres Projekt. Dies ermöglichte insbesondere die finanzielle Unterstützung aus dem Regionalbudget der ILE Main Wein Garten. Beeindruckend ist die Ansicht durch eine 3D-Brille. Erstellt wurde die virtuelle Ansicht von Geschäftsführer Jürgen Jung und Projektmanagerin Katja Focke-Pellkofer vom Verein Burglandschaft.
Auf in Vergleichsfällen übliche Funde von Glasscherben oder Stücke von Dachziegeln als hilfreiche Unterstützung, konnten die Experten bei ihren umfassenden Untersuchungen und Vermessungen vor Ort allerdings nicht bauen. "Deshalb orientierten wir uns an uns bekannten Vergleichsbauten", bestätigt Burglandschaft-Geschäftsführer Jürgen Jung.
Das Ergebnis der Rekonstruktion ist bereits eingepflegt in eine spezielle Burgen-App. Damit soll sie unter anderem auch Schulprojekten als Grundlage dienen, um die Begeisterung von Kindern und Jugendliche zu wecken, aber auch, um das regionale heimische Interesse zu stärken, erklärt Projektmanagerin Projektmanagerin Katja Focke-Pellkofer.