Über Jahrzehnte hinweg war der große Spielplatz der Röttinger Firma Eibe ein beliebtes Ausflugsziel für Familien aus der ganzen Region. Jetzt hat der Spielplatz-Ausrüster angekündigt, den Platz Ende September zu schließen. Viele Röttinger Eltern sind bestürzt über die Entscheidung. Über 2000 Unterzeichner einer Online-Petition, mehr als Röttingen Einwohner hat, nämlich knapp 1700, fordern den Erhalt des Spielplatzes.
Eibe-Firmenchef Tilo Eichinger begründet das Aus mit wirtschaftlichen Gründen. Bürgermeister Martin Umscheid bedauert die Schließung, weist aber darauf hin, dass es sich dabei um eine unternehmerische Entscheidung handelt, auf die die Stadt keinen Einfluss hat. Zudem sei Röttingen mit öffentlichen Spielplätzen gut ausgestattet.
1980 hat Eibe den Spielplatz als Test- und Präsentationsgelände eingerichtet. Seit Anfang der 1990er Jahre steht er auch der Öffentlichkeit zur Verfügung. Auf über eine Million Euro beziffert Eichinger die Kosten, die seitdem in die Ausstattung sowie die Pflege und Wartung gesteckt wurden. Die Stadt Röttingen habe das Angebot zwar logistisch unterstützt, etwa mit der Öffnung der Toiletten im angrenzenden Feuerwehrhaus, sich im Lauf von 30 Jahren aber nur einmal in Höhe von knapp 40 000 Euro an der Anschaffung eines Spielgeräts beteiligt.
Keine Förderung möglich
Nachdem der Spielplatz inzwischen renovierungsbedürftig ist, sei Eibe schon im vergangenen Jahr an die Stadt herangetreten, in der Erwartung, dass die sich an der Anschaffung neuer Geräte und der künftigen Pflege des Platzes beteiligt, so Tilo Eichinger. Um öffentliche Fördermöglichkeiten zu prüfen, habe Eibe damals ein Konzept für die Kompletterneuerung des Spielplatzes erstellt, mit geschätzten Kosten von 220 000 Euro. Die Hoffnung auf Zuschüsse aus der Städtebauförderung sei allerdings enttäuscht worden, sagt Bürgermeister Umscheid, weil es sich um einen privaten Spielplatz handelt und die Stadt bereits ausreichend mit öffentlichen Spielplätzen versorgt ist.
"Es ist natürlich traurig, dass der Spielplatz geschlossen wird, aber es ist eine unternehmerische Entscheidung, die wir akzeptieren müssen."
Martin Umscheid, Bürgermeister
"Es ist natürlich traurig, dass der Spielplatz geschlossen wird, aber ich verstehe auch die wirtschaftlichen Beweggründe", sagt Umscheid. "Es ist eine unternehmerische Entscheidung, die wir akzeptieren müssen." Dass sich die Stadt in nennenswertem Umfang an der Erneuerung des Eibe-Spielplatzes beteiligt, oder das Gelände sogar übernimmt, schließt der Bürgermeister aus. Mit vier Außenspielsplätzen in Röttingen und den beiden Ortsteilen Aufstetten und Strüth und der vor einigen Jahren ausgebauten Spielscheune sei man bereits gut ausgestattet. "Welche Kommune mit 1700 Einwohnern hat schon so viele Spielplätze?", sagt Umscheid.
Dabei betont der Bürgermeister auch die Unterstützung durch die Firma Eibe, etwa durch günstige Angebote bei der Ausstattung der Spielplätze und der Spielscheune, oder durch die Bereitstellung von Spielgeräten für einen Mehrgenerationen-Spielplatz, der vor einigen Jahren am Tauberufer entstanden ist. Auch Tilo Eichinger verweist auf das gute Verhältnis. "Es gibt keine Fehde zwischen uns, wie gerüchteweise zu hören ist", sagt er. "Ich respektiere die Sicht der Stadt, aber wir können das einfach nicht mehr bezahlen."
"Ich muss entscheiden, ob ich in Marketing investiere, oder in die Standortsicherung."
Tilo Eichinger, Eibe-Inhaber und Geschäftsführer
Das Unternehmen hat der Stadt nun angeboten, die gut erhaltenen Spielgeräte günstig abzugeben, um sie auf den städtischen Spielplätzen aufzubauen. "Die meisten Geräte sind noch keine fünf Jahre alt, die Stadt kann sich bedienen, wir sind da sehr großzügig", sagt der Firmenchef. "Wir sind darüber im Gespräch", bestätigt Bürgermeister Umscheid.
Investitionen in die Wettbewerbsfähigkeit
Das Geld, das Eibe durch die Schließung des Spielplatzes spart, will Tilo Eichinger lieber in die Attraktivität der Arbeitsplätze und in die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens stecken. Nach eigenen Angaben beschäftigt Eibe derzeit etwa 350 Mitarbeiter an denn beiden Produktionsstätten in Röttingen und Dresden sowie in fünf Auslandsniederlassungen. Der Exportanteil liegt bei rund 50 Prozent. Erst kürzlich seien Verarbeitungsmaschinen erneuert und die IT-Landschaft modernisiert worden.
"Natürlich bedauere auch ich, dass wir den Spielplatz schließen müssen, muss aber gleichzeitig um Verständnis für diesen Schritt bitten", so Eichinger im Gespräch mit der Redaktion. "Ich muss entscheiden, ob ich in Marketing investiere, oder in die Standortsicherung", sagt er. Das Spielplatzgelände wolle die Firma in Kürze für interessante neue Projekte nutzen.