Aus dem Studentenwohnheim St. Christophorus in der St.-Benedikt-Straße wird ein Haus für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge. Die Mietverträge für rund 60 Studierende enden am 1. April.
Das Haus, 1958 eröffnet, 1993 teilmodernisiert, gehört dem Verein Studentenburse Würzburg. Das katholische St.-Bruno-Werk (SBW) besorgt die Verwaltung. Domkapitular und SBW-Aufsichtsratsmitglied Jürgen Lenssen berichtet, es sei „in keinem guten Zustand“.
Ab 1. April ist das Berufsbildungswerk Don Bosco, ebenfalls eine katholische Einrichtung, zuständig für das Christophorus-Haus. Gewöhnlich bildet Don Bosco psychisch kranke Menschen aus. Zusätzlich beherbergt das Bildungswerk am Schottenanger im Auftrag der Regierung von Unterfranken etwa 20 minderjährige unbegleitete Flüchtlinge.
Um zwölf weitere kümmert sich die hauseigene Clearingstelle; sie übernimmt die Erstversorgung von Neuankömmlingen, klärt Fragen zu Gesundheit und Aufenthaltsrecht und entwickelt Perspektiven für die jungen Leute.
Don-Bosco-Geschäftsführer Andreas Halbig berichtet, die Clearingstelle am Schottenanger sein zu klein, benötigt würden 46 Plätze. Es sei „ganz schwierig“, für diese Zielgruppe eine Immobilie zu finden. Schließlich habe die Diözese das Christophorus-Haus angeboten.
Angehörige von Studierenden meldeten sich bei dieser Zeitung, zornig, weil ihr Kind nun Flüchtlingen weichen müsse. Halbig spricht von einer „unheilvollen Lage“. Er bedauert, „wenn man Zielgruppen gegeneinander ausspielt“, niemand wolle „was Böses“.
SBW-Pressesprecherin Ingrid Weigert berichtet, die Mietverträge in den Studentenwohnheimen würden immer nur für die Dauer eines Semesters abgeschlossen. Das Bruno-Werk habe die Studierenden frühzeitig informiert, dass es die Verträge nicht verlängert.
SBW-Chef Frank Hermann versichert, „wir versuchen nach bestem Wissen und Gewissen, die Studenten in unseren fünf anderen Wohnheimen unterzubringen“, das sei „eine soziale Verpflichtung“. Etwa 40 der aktuell rund 60 Christophorus-Bewohner seien betroffen.
Den Vorwurf, dass preisgünstiger Wohnraum für Studierende für die Unterbringung von Flüchtlingen wegfalle, kontert er mit dem Hinweis, das Bruno-Werk habe im vergangenen Jahr ein Studentenwohnheim in der früheren Mönchberg-Klinik eröffnet; es biete unter dem Namen Georg-Häfner-Haus 71 Einzelzimmer und fünf Appartements für Familien.
Vier Monate lang soll das – laut Halbig „total runtergewirtschaftete“ – Christophorus-Haus auf Vordermann gebracht werden. Ende Juli will das Berufsbildungswerk Don Bosco mit rund 50 minderjährigen unbegleiteten Flüchtlingen einziehen.
Halbig hat um einen Zehn-Jahres-Mietvertrag gebeten. Er sagt, er gehe nicht davon aus, dass der Zug der Flüchtlinge in absehbarer Zeit ende.