Auf dem 3516 Quadratmeter großen Gelände, zwischen Eisenbahnlinie und alter Stadtmauer, stehen einige marode Industriegebäude und alte Wohnhäuser, keine sonderlich attraktive Immobilie also. Doch vor wenigen Tagen hat Unternehmer Anton Wiedenmann den Kaufvertrag für das Areal unterschrieben. Auf die Frage nach dem Kaufpreis meinte Stadtbau-Chef Hans Sartoris bei einem Pressetermin auf dem Grönert-Gelände: „Das war kein wirklich gutes Geschäft für uns.“
Aber für Sartoris und OB Georg Rosenthal war das wichtiger: „Das ist ein Signal für Heidingsfeld, dass es an dieser Stelle weitergeht.“ Seit 1996 steht die Industriebrache nun schon leer. 1999 hatte die städtische Wohnungsbaugesellschaft auf Wunsch der Stadt das Gelände erworben. Seitdem gab es Workshops, bei denen die Teilnehmer nach einer neuen Nutzung fahndeten: Restaurant, Kunstschule, Museum, Diskothek, Stadtteilzentrum, das waren nur einige der vielen Vorschläge.
Wiedenmann will das gesamte Areal in vier Jahren umbauen und modernisieren. Neben seiner eigenen Firma sollen auch andere Unternehmen auf dem Grönert-Areal Platz finden. Er denkt dabei aber nicht an Einzelhandel, sondern eher an Handwerksbetriebe.
Wiedenmann beschäftigt sich mit regenerativen Energien. Er hat eine eigene Firma und ist Geschäftsführer von Betreibergesellschaften. Die Geschäftsfelder reichen von der Sanierung und dem Handel mit Turbinen, Generatoren und Kleinkraftwerkskomponenten bis zum Betrieb von Wasserkraftwerken in Singen, Rosenheim und Garmisch Partenkirchen. Derzeit lässt er ein Wasserkraftwerk in Roth bei Nürnberg renovieren.
In Heidingsfeld könnten, so Wiedenmanns Vorstellungen, Turbinen und Krafträder in Werkstätten modernisiert werden. Dafür will er auch Schulungen in Seminarräumen anbieten. Teilnehmer, die laut Wiedenmann oft aus strukturschwachen Ländern kommen, können dann in günstigen Wohnungen auf dem Werksgelände übernachten und sich selbst versorgen.
Der planende Architekt Werner Hillmann stellte das Vorhaben vor: „Wir machen hier keine Architektur, wir erhalten die Substanz und sanieren die Gebäude.“ Bevor es richtig losgeht, muss erstmal ordentlich auf- und weggeräumt werden. Und das kann dauern, so der Architekt.
Aus Kesselhaus wird Bürocenter
Und so stellt er sich derzeit die Planung vor, deren Umsetzung etwa vier Jahre dauern soll: Aus dem alten Kesselhaus und der ehemaligen Fahrzeughalle entsteht ein Bürocenter für Vermarktung und Vertrieb; in der ehemaligen Kfz-Halle entstehen die Seminarräume; in dem Riegel zur Stadtmauer hin werden alle Betriebsteile untergebracht, die mit der Aufarbeitung und Herstellung von Wasserkraftkomponenten zu tun haben; Ins ehemalige Bürogebäude zieht die Verwaltung und es entstehen Wohnungen für Angestellte oder Besucher.
Für die Entwicklung des Grönert-Areals will Wiedenmann 2,7 Millionen Euro in die Hand nehmen. Damit entsteht in Heidingsfeld ein repräsentatives Firmengelände.
Im Jahr 1903 gründete Schreinermeister Max Grönert die Bau- und Möbelschreinerei auf dem eigenen Anwesen im Glacisweg. Er fertigte einzelne Möbelstücke. Bald war aus der Schreinerei ein modernes Möbelwerk geworden. Nach dem Ersten Weltkrieg kam ein Sägewerk dazu. Doch dann traf das Unternehmen ein herber Schlag, als der Gründer früh im Jahr 1925 starb. Die jungen Söhne stiegen ins Unternehmen ein. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde nahezu rund um die Uhr gearbeitet, um mitzuhelfen, die gröbsten Schäden nach der Bombardierung Würzburgs zu beseitigen.
So stammte das Holz für das Notdach der Residenz aus dem Grönert-Sägewerk und auch die Nachkriegsbänke für den Dom kamen aus Heidingsfeld. In den 80er Jahren beschäftigte das Familienunternehmen rund 100 Mitarbeiter. Im Sortiment gab es Fremdfirmen und eigene Anfertigungen, gemacht aus Tischlerplatten einheimischer Hölzer. 1996 musste die Firma dann Konkurs anmelden, sie war dem starken Wettbewerbsdruck wohl nicht mehr gewachsen.