Fast drei Stunden benötigte der Würzburger Stadtrat, um sich auf konkrete Maßnahmen zu einigen, die das Nachtleben in der Stadt konfliktfreier machen sollen: Am späten Donnerstagabend wurde mit einer Zwei-Drittel-Mehrheit von 32 zu 16 Stimmen beschlossen, ab 1. August in den Party-Hotspots Sanderstraße und Juliuspromenade ein nächtliches Alkoholverbot auf der Straße einzuführen. In den Grünanlagen am Mainufer darf dagegen weiterhin ohne Einschränkung Alkohol konsumiert werden, lediglich Musikanlagen sind am späteren Abend verboten.
Ziel des von der Verwaltung in Zusammenarbeit mit Polizei, Gastronomie, Stadtmarketing und Stadtratsmitgliedern ausgearbeiteten Nachtleben-Konzepts sei der Interessenausgleich zwischen feiernden Menschen und den durch nächtlichen Lärm dauerbelasteten Anwohnern der Party-Hotspots, betonte Kommunalreferent Wolfgang Kleiner zu Beginn der Debatte.
Betrieb von Musikanlagen wird eingeschränkt
Gefeiert werden darf auch nach dem Beschluss des Stadtrats weiterhin überall im öffentlichen Raum. An den nach der Schließung von Diskotheken, Clubs und Bars während der Corona-Pandemie entstandenen neuen Hotspots wird lediglich der Betrieb von Musikanlagen eingeschränkt: Am Sanderauer Mainufer soll es dadurch ab 22 Uhr, am Mainkai und in der Leonhard-Frank-Promenade ab 23 Uhr ruhiger werden.

An diesen Stellen war im Konzept der Verwaltung auch ein Alkoholverbot vorgesehen gewesen. Grüne, SPD, Linke und FDP/Bürgerforum hatten sich in einem gemeinsamen Änderungsantrag zum Nachtleben-Konzept dagegen ausgesprochen. Sie gehen davon aus, dass bestehende gesetzliche Regelungen gegen nächtliche Ruhestörungen ausreichen, wenn sie von Polizei und Kommunalem Ordnungsdienst konsequent umgesetzt werden.
"Aus unserer Sicht muss ein Alkoholverbot das letzte Mittel bleiben. Vorher gilt es, präventive Konzepte auszuprobieren", erläuterte Grünen-Stadträtin Magdalena Laier. Zu den Präventionsmaßnahmen des Nachtleben-Konzepts gehört die Einführung eines "Allparteilichen Konfliktmanagements Würzburg" (AKIW). Vorbild ist ein erfolgreiches Projekt aus München, bei dem ehrenamtliche Kräfte seit zwölf Jahren an Hotspots präsent sind und bei nächtlichen Konflikten vermitteln. Unter dem Titel "Nachtbürgermeister" hatte die SPD ein ähnliches Konzept bereits vor Corona vorgeschlagen.

Aus diesem Grund war für FDP-Stadtrat Joachim Spatz und andere Unterzeichner des Antrags der Zeitpunkt für ein Alkoholverbot falsch gewählt: "Wir sollten erst die anderen Maßnahmen zwei Sommer lang ausprobieren und abwarten, ob die Zustände aus der Pandemie sich verlängern oder nicht."
Neue Partyzone am Sanderauer Mainufer
Eine weitere Maßnahme ist die Einrichtung einer Partyzone am Sanderauer Mainufer zwischen Adenauer-Brücke und Graf-Luckner-Weiher. Dort wird es kein Alkohol- und Musikanlagenverbot geben, außerdem soll der Bereich durch Sitzmöglichkeiten und Toilettenanlagen attraktiver gemacht werden.
Nicht durchsetzen konnten sich die Gegner des Alkoholverbots an zwei anderen Stellen: In der Sanderstraße und der Juliuspromenade ist der Konsum von Alkohol auf offener Straße ab 1. August zwischen 1 Uhr nachts und 6 Uhr morgens verboten. Da ist nach den Worten von Uwe Zimmermann, Leiter des städtischen Fachbereichs Allgemeine Bürgerdienste, auch ein Wunsch der Gastronomen in der Sanderstraße: "Sie werden ab 1 Uhr konsequent auf den Verkauf von To-Go-Getränken verzichten."
Mit ihren Schilderungen der Zustände in beiden Straßenzügen konnten Zimmermann und Polizeichef Matthias Weber auch einige Unterzeichner des Änderungsantrags davon überzeugen, dem Alkoholverbot zuzustimmen. Das Gesamtkonzept wurde anschließend mit großer Mehrheit von 41 zu 7 Stimmen verabschiedet.