Es geht nicht um Details oder Investitionskosten, sondern nur um das Potenzial und die technische Machbarkeit – trotzdem gehen im Würzburger Stadtrat die Meinungen zur möglichen neuen Straßenbahnlinie 7 nach Versbach und Lengfeld weit auseinander. Bei der Diskussion im Ausschuss für Planung, Umwelt und Mobilität (Puma) zeigte sich, dass auch die Rathausspitze alles andere als geschlossen hinter den Jahrzehnte alten Plänen steht.

Konkret geht es bei dem Beschluss, den der Stadtrat an diesem Donnerstag fassen soll, um 300 000 Euro für eine Machbarkeitsstudie als zweite Stufe der Voruntersuchungen für eine Straba-Anbindung der nordöstlichen Stadtteile. Als Ergebnis einer Potenzialanalyse haben Manfred Michael vom Büro WVI für Verkehrsforschung aus Braunschweig und Jürgen Hofmann vom Ingenieurbüro BPR aus Hannover im Puma die Trassenvarianten vorgestellt, die sie für eine genauere Untersuchung der Machbarkeit vorschlagen.
Klimabürgermeister Heilig: Studie in Würzburg war vor zehn Jahren nötig
Dabei sollen viele Fragen beantwortet werden – zum Beispiel ob Versbach auf kurzem Weg von Grombühl aus über den Zinklesweg oder besser über den Europastern und den Greinberg ans bestehende Liniennetz angebunden werden sollte. Oder ob es Sinn macht, eine Lengfeld-Linie über die Nürnberger Straße und dann hinter dem Faulenberg-Areal Richtung Norden verlaufen zu lassen.
"Diese Analyse hätten wir vor fünf oder zehn Jahren schon machen müssen", betonte Klimabürgermeister Martin Heilig (Grüne). Er will auf das neue ÖPNV-Projekt vorbereitet sein, wenn die geplante Straba-Linie vom Hauptbahnhof zum Hubland und die Verlängerung der Gleise in Grombühl zu den Zentren für Innere und Operative Medizin (ZIM/ZOM) der Uniklinik abgeschlossen sind – das wird nach aktuellem Stand frühestens in sechs Jahren der Fall sein.

Widerstand kam im Puma vor allem von der CSU-Fraktion, die ein weiteres Straßenbahnprojekt für nicht realisierbar hält, wie der Fraktionsvorsitzende Wolfgang Roth betonte: An Stelle von "Planungen für die Tonne" sollten die 300 000 Euro lieber für den Klimaschutz ausgegeben werden.

Gegenwind bekam Heilig auch von der anderen Seite des Ratssaals: Schulbürgermeisterin Judith Jörg stimmte zusammen mit ihrer CSU-Fraktion gegen die Machbarkeitsstudie, und auch Stadtkämmerer Robert Scheller warnte vor einem "sehr geringen Potenzial", das sich nach seinen Worten aus der bisherigen Analyse ergibt. Gemeint ist damit das Fahrgast-Potenzial, das bei auch bei den zur näheren Untersuchung empfohlenen Trassen im günstigsten Fall ein Drittel der geplanten Hubland-Linie erreicht.
Nicht nur Fahrgast-Potential, sondern auch kürzere Fahrzeit ist relevant
Außerdem werde die Stadt "in den kommenden 20 bis 25 Jahren nicht die finanziellen Ressourcen haben, so ein Projekt auch nur anzufinanzieren", fügte Scheller hinzu und bat den Stadtrat, sich bei der Machbarkeitsstudie wenigstens auf die aussichtsreichsten Varianten zu konzentrieren.

WVI-Experte Manfred Michael wies darauf hin, dass das Fahrgast-Potenzial nicht der einzige wichtige Faktor ist, um beim Kosten-Nutzen-Vergleich als Grundlage einer staatlichen Förderung den entscheidenden Wert 1 zu erreichen: "Auch eine Verkürzung der Reisezeit kann einen erheblichen Nutzen generieren."
Bürgermeister Heilig will die Pläne für eine Nord-Straßenbahn erst dann beerdigen, wenn durch die Machbarkeitsstudie eine seriöse Einschätzung möglich ist. Zumindest den Puma-Ausschuss hatte er dabei ganz knapp mit neun zu acht Stimmen auf seiner Seite.