„Ohne mit der Wimper zu zucken, würde ich es wieder machen“, sagt Linda Weigand. Die 22-Jährige hat Stammzellen gespendet und damit einer jungen Frau aus Südafrika das Leben gerettet. Ihre Mutter Christine, die sich schon vor mehr als 20 Jahren typisieren ließ, ist stolz auf ihre Tochter. Fast die ganze Familie Weigand, die in der Ochsenfurter Westsiedlung lebt, ist in der Deutschen Knochenmarkspenderdatei DKMS registriert.
„Mit wenig Einsatz kann man jemanden das Leben retten“, begründet Christine Weigand ihre Entscheidung, sich typisieren zu lassen. Voller Freude öffnete sie einen Brief, der 2004 von der DKMS kam. Sie komme möglicherweise als Spenderin in Betracht, hieß es da. Doch dann passten die Merkmale doch nicht ganz. Statt dessen kam 2009 ein weiterer Brief: Sie habe seltene Gewebemerkmale, hieß es. Ob sie denn Kinder oder Geschwister habe, die sich auch typisieren lassen wollten?
Alle vier Kinder wollten. Nur der jüngste Sohn musste noch warten, denn er war damals noch keine 18 Jahre alt. Linda aber war 20 und damit alt genug. Womit sie nicht gerechnet hatte: Schon wenige Monate nach der Typisierung erhielt sie die Nachricht, dass ein Leukämiepatient auf ihre Stammzellen angewiesen sei. Verschiedene Untersuchungen und Gespräche folgten, bevor es schließlich ernst wurde. Linda Weigand musste sich fünf Tage lang ein Medikament spritzen, das die Bildung von Stammzellen und deren Ausschwemmung ins Blut fördert.
Nebenwirkungen
„Es ist eine hormonartige Substanz, die der Körper bei jeder Infektion bildet“, sagt die heute 22-Jährige, die seit einigen Wochen in Iphofen lebt. Das Medikament bewirkte Kopf- und Gliederschmerzen, aber das nahm Linda Weigand gern in Kauf. Am 16. Dezember 2010 wurden ihr im Krankenhaus in Nürnberg die Stammzellen entnommen. Die Prozedur ähnele einer Dialyse, erzählt Linda Weigand. Fast sechs Stunden verbrachte sie in einem Liegestuhl, in jedem Arm eine Nadel.
Die angeschlossene Maschine trennt das entnommene Blut in Stammzellen sowie rote und weiße Blutkörperchen auf. Die Stammzellen mitsamt einiger weißer Blutkörperchen werden abgezweigt, der Rest fließt wieder in den Körper. „Da wartete schon ein Bote, um mit der Spende sofort loszufliegen“, erinnert sich Linda Weigand. Drei Tage lang seien die Stammzellen haltbar, erfuhr sie von den Mitarbeitern den DKMS. Die Chemielaborantin hatte zu diesem Zeitpunkt schon erfahren, dass eine 25-Jährige aus Südafrika ihre Stammzellen bekommen sollte.
Die Entnahme setzte Linda Weigand schon ein wenig zu. Zur Belohnung servierte man ihr anschließend im Krankenhaus einen Kaiserschmarrn. Doch auch die üppige Süßspeise konnte nicht verhindern, dass sich die junge Frau während der folgenden Woche krank und schlapp fühlte. Die Zeit, in der die Chemielaborantin deswegen in ihrer Firma ausfiel, hätte sich ihr Arbeitgeber von der DKMS vergüten lassen können. Aber die Firma Knauf in Iphofen übernahm die Kosten selbst, so begeistert war man dort über den Einsatz der Mitarbeiterin.
Kein Kontakt zur Empfängerin
Linda Weigand hätte gern Kontakt mit der Südafrikanerin, aber das Land hat strenge Vorschriften, die das nicht zulassen. Deshalb schrieb sie der unbekannten Empfängerin einen Brief, den die DKMS weiterzuleiten versprach. Bisher hat Linda Weigand noch keine Antwort erhalten. Geblieben ist trotzdem „ein richtig gutes Gefühl“, denn drei Monate nach der Spende meldete sich die DKMS mit der Nachricht, die Empfängerin habe die Stammzellen gut vertragen und sei auf dem Weg der Besserung. „Ich habe nicht viel gegeben und trotzdem ein Leben gerettet“, sagt Linda Weigand.
Bei der DKMS ist sie ab der Spende fünf Jahre lang für die Südafrikanerin sozusagen reserviert. Sollte die Empfängerin noch einmal ihre Stammzellen benötigen, steht Linda Weigand gerne wieder zur Verfügung.