Schon ihr gemeinsames Vorbild Vicco von Bülow, besser bekannt als Loriot, habe gezeigt, dass man "Gags nicht mühsam erfinden muss, sondern einfach die Menschen beobachten. Aus dem alltäglichen menschlichen Irrsinn hat er seinen Humor gezogen", stellte Moritz Netenjakob auf der Posthallen-Bühne im Gespräch mit Christoph Maria Herbst fest. Nicht nur das hätten sie "vom Meister" gelernt, auch die Präzision, das Pausen setzen und überhaupt "das Pausen aushalten" hätten sie sich von ihm abgeguckt – er habe sie in vielfacher Weise in ihrer Arbeit geprägt.

Noch heute, berichtete Schauspieler Herbst später im Programm, setze man sich im Hause Herbst einmal im Jahr zusammen und schaue die zwei Loriot-Filme "Ödipussi" und "Pappa ante portas" gemeinsam an – auch beim x-ten Mal gebe es immer wieder etwas Neues zu entdecken.
Rund 600 Gäste kamen in die Posthalle
Mit "Das ernsthafte Bemühen um Albernheit" unternahmen die beiden Komiker mit rund 600 Gästen in der Posthalle eine bunte, fulminante Reise durch die Welt des Humors, die mit ihren vielen Stationen zwischen Anekdoten, erzählten Sketchen und Kommentaren für viele Lacher sorgte. Neben Loriot-Geschichten erzählten sie unter anderem von ihrer Freundschaft und wie sie sich über Anke Engelkes Show "Ladykracher" kennengelernt hätten: Herbst als Schauspieler und Netenjakob als Drehbuchautor und Gagschreiber.

In dieser Rollenverteilung arbeiteten sie auch bei der erfolgreichen TV-Serie "Stromberg" zusammen, in der Herbst als Hauptdarsteller den unsympathischen Büro-Chef verkörperte. "Nicht wenige haben mir in dieser Zeit offen in der Fußgängerzone Prügel angedroht", blickte Christoph Maria Herbst zurück. Weil Haarschnitt und Bart nicht angeklebt gewesen seien, war er damit auch privat unterwegs. Doch er habe die Anfeindungen als Kompliment gesehen, wie glaubhaft er die Figur spielte – dennoch sei er überrascht gewesen, wie viele Film und Realität nicht unterscheiden könnten.
Als in der Lindenstraße jemand auszog, gab es Anfragen für die Wohnung
Woraufhin Moritz Netenjakob erwähnte, er habe gehört, dass bei einem Auszug einer Figur aus der Lindenstraße viele Anfragen für die anscheinend leerstehende Wohnung bei der Produktionsfirma eingegangen seien. Für den finalen Stromberg-Film, der teilweise über eine Crowdfunding-Aktion finanziert wurde, erläuterte Herbst stolz, habe man die benötigte Summe in nur sechs Tagen zusammenbekommen: "Stromberg hat die besten Fans", lobte er und zählte anschließend noch seine Top 5 der Bernd-Stromberg-Zitate auf.

Herbst bezweifelte, dass "Stromberg" in der heutigen Zeit aufgrund seiner Derbheit noch einmal so gedreht werden würde. Doch käme eine Pointe eben oftmals aus dem politisch Unkorrekten heraus. Die Gesellschaft brauche ein Ventil und das sei der Humor, auch wenn besonders Satire das Risiko eingehe, missverstanden zu werden, merkte Netenjakob an.
Starke Stimm-Imitationen
Die zwei Humor-Profis zeigten an diesem Abend in der Posthalle ihre komödiantische Vielfalt, einen bewundernswerten Einfallsreichtum – und vor allem, dass sie ihrem Beruf in der Comedy-Branche noch lange nicht müde geworden sind. Sie überraschten mit ihrer Spielfreude, Wandlungsfähigkeit und besonders starken Stimm-Imitationen – von Udo Lindenberg, Klaus Kinski, Helmut Kohl über Jochen Busse und Rudi Carrell präsentierten sie eine breite Palette an Prominenten in ihrem Sprach-Repertoire.
Bejubelt wurde mitunter auch das "Märchenerzählen" der Hänsel-und-Gretel-Story in verschiedenen Varianten: als Marktschreier, Pilot und im Fußballkommentatoren-Sprech, wie auch Herbsts Fähigkeiten als bekannter Hörbuch-Einleser. Nach über zwei Stunden abwechslungsreichem Programm wurden die Comedians nach zwei Zugaben mit Standing Ovations verabschiedet.