Der Wohnungsmarkt in Würzburg ist seit langem angespannt. Vor allem für Menschen mit geringem Einkommen und Familien ist es schwierig, eine Bleibe zu finden. Mit der Übernahme der Wohnungen der privaten Wohnungsgesellschaft Dawonia im vergangenen Jahr versucht die Stadtbau als kommunales Unternehmen gegenzusteuern.

Der Zustand einiger der übernommenen Wohnungen ist jedoch besorgniserregend: Eine 33-jährige alleinerziehende Mutter hat sich an diese Redaktion gewandt. Sie berichtet von einem starken Schimmelbefall ihrer Wohnung und fürchtet um die Gesundheit ihrer Kinder im Alter zwischen einem und sechs Jahren, die täglich den Sporen ausgesetzt sind.
Vier Hochhäuser im Würzburger Stadtteil Lengfeld übernommen
Die Wohnung der Familie ist Teil eines der vier Hochhäuser, die die Stadtbau im Oktober vorigen Jahres in Lengfeld vom Immobilienunternehmen Dawonia übernommen hat. Insgesamt waren es in Lengfeld 152 Wohnungen. Schon bei einem kurzen Rundgang zeigt sich ihr schlechter Zustand. Sämtliche Außenwände fühlen sich kalt und feucht an.
Ein Test mit dem Hygrometer bestätigt den Eindruck. Unter der entfernten Tapete zeigt sich, dass sich der Schimmel bereits über größere Flächen ausgebreitet hat. Auffallend ist der Flur und das Treppenhaus. Die Fugen zwischen den hier eingebauten Glasbausteinen sind mit einem pelzigen Schimmelbelag überzogen.

"Die Wohnung gehört komplett getrocknet", sagt Erich Schneider, der in der Geflüchtetenhilfe tätig ist und die 33-jährige Mutter unterstützt. Der Rentner hat schon viele runtergekommene Wohnungen gesehen, die an Geflüchtete vermietet werden. Der Zustand der Wohnung in Lengfeld habe jedoch bei ihm die Alarmglocken schrillen lassen. Die Schwierigkeiten hatten sich schon beim Einzug der Frau abgezeichnet: Sie berichtet davon, dass damals Trockengeräte aufgestellt gewesen seien.
Würzburger Stadtbau: Schimmel wurde inzwischen entfernt
Auf Beschwerden habe die Dawonia nicht reagiert. Schließlich habe sich im November die Situation akut verschlechtert, sagt die Betroffene. Weitere Beschwerden seien ohne Erfolg geblieben. Offenbar sind auch andere Wohnungen in dem Hochhaus betroffen: Die Würzburger Stadtbau bestätigt zwei weitere Beschwerden.

Im Flur ist zudem ausreichendes Lüften nicht möglich. Hier wurde nachträglich eine schwere Brandschutztür eingebaut. Sie schließt so dicht ab, dass ein Luftaustausch nicht mehr stattfindet. Für einen funktionierenden Brandschutz ist es wichtig, dass sie geschlossen bleibt.

Die Stadtbau hat nach eigenen Angaben inzwischen gehandelt: Der Schimmel in der Wohnung sei entfernt und "keimmindernd behandelt" worden, teilt Stadtbau-Chef Hans Sartoris auf Nachfrage mit. Auch der Schimmel im Treppenhaus sei in allen Stockwerken entfernt worden. Die Glasbausteine seien zusätzlich nochmals von einer Reinigungsfirma gründlich gereinigt worden.
Hotline soll Betroffenen aus Lengfeld Hilfestellung bieten
Den betroffenen Mieterinnen und Mietern soll laut Sartoris außerdem mit einigen Sofortmaßnahmen geholfen werden. Dazu gehören eine Sprechstunde, um den persönlichen Kontakt herzustellen, und eine Schadenshotline. Allzu große Hoffnungen, dass sich am schlechten Sanierungszustand des Hochhauses schnell etwas ändern könnte, möchte Sartoris jedoch nicht machen.

Der "schlechte Zustand der meisten der Dawonia-Objekte" sei "Ergebnis eines langjährigen Sanierungsstaus". Die Modernisierung werde "sukzessive entsprechend den finanziellen und personellen Kapazitäten bei der Stadtbau eingeplant". Im Jahr 2022 werde zunächst der Bestand genau erfasst und begutachtet als Grundlage für eine "Investitionsstrategie". Erste "punktuelle Maßnahmen" für eine Sanierung könnten dann im Jahr 2023 erfolgen.

Die Redaktion hat auch die Dawonia um Stellungnahme zum Schimmelbefall in ihren ehemaligen Wohnobjekten gebeten. Dazu das Unternehmen: "Die Dawonia hat die besagten Wohnungen im Oktober 2021 an die Stadt Würzburg veräußert. Dem Käufer ist der Zustand der Gebäude vor dem Verkauf vollumfänglich offengelegt worden."