18 Millionen Tonnen Lebensmittel werden pro Jahr in Deutschland weggeschmissen, weltweit sind es sogar 1,3 Milliarden Tonnen. Das Ziel der Vereinten Nationen ist es diese Verschwendung bis 2030 zu halbieren. Dabei hilft Too Good to Go, eine App die drei Geschäftsleute aus Dänemark im Jahr 2016 entwickelt haben. Dort können Restaurants und Supermärkte Speisen oder Lebensmittel, die nicht mehr verkauft wurden, nun billiger anbieten.
Die Community in Deutschland ist mittlerweile auf knapp zwei Millionen Nutzer angewachsen. Diese können sich allerdings nur aus 3000 Betrieben etwas bestellen, darunter 290 in Bayern. In Großstädten wie München sind mittlerweile 150 Geschäfte dabei. Häufig bieten auch Hotels oder All-You-Can-Eat-Restaurants Reste für drei bis fünf Euro an. Kunden können sich dann ihre Too Good To Go-Box mit beliebigen Zutaten füllen. Im Internet hagelt es Kritik an der App, da die gemeinnützige Hilfsorganisation Tafel darunter leiden würde. Bei den Verantwortlichen der Würzburger Tafel ist allerdings kein Rückgang der Spenden zu erkennen.
App kommt auch in Würzburg an
Denn auch in Würzburg ist die App mittlerweile angekommen. Zwar beteiligen sich bisher nur die Supermarktkette real (Nürnberger Straße und Industriestraße), die fünf Filialen der Traditionsbäckerei Brandstetter, Webers Bäckerladen mit neun Filialen sowie die Nordsee in der Domstrasse und Dean& David in der Maulhardgasse. Die Tendenz ist aber steigend. Laut Too Good To Go hat die App alleine in Würzburg schon 7700 Kunden.
Den real-Markt in der Nürnberger Straße haben laut Filialleiter Andreas Künz fast 1200 Nutzer abonniert. Dort bekommen die Kunden für 3,50 Euro eine Tüte mit Obst und Gemüse, das aus optischen Gründen nicht mehr verkauft werden kann, aber geschmacklich noch sehr gut ist. In der Regel liege der Warenwert bei 10 Euro, könne aber auch durchaus höher sein.
"Ich finde das Konzept sehr gut."
Andreas Künz, Filialleiter bei real in der Nürnberger Straße
"Je nach Tagesbedarf sind es bei uns fünf, manchmal sechs Portionen", berichtet Künz. Diese sind allerdings meist innerhalb von zehn bis 15 Minuten ausverkauft. "Wir waren vom Start weg sehr erfolgreich. Ich finde das Konzept sehr gut", erklärt er.
Ähnlich beliebt sind die Restaurant-Ketten Nordsee und Dean&David. Nach wenigen Minuten sind die Tüten bereits abends für den Ladenschluss des nächsten Tags ausverkauft. "Es dauert keine drei Minuten, dann sind die vier bis sechs Tüten, die wir täglich online stellen weg", erzählt Marleen Höfner vom Dean&David in der Maulhardgasse, der auf fast 1800 Follower kommt. 4,50 Euro kostet da eine bunt gemischte Auswahl. "Ich war am Anfang auch skeptisch, denn man muss erstmal checken, dass es total einfach ist", so Höfner. Es besteht aber auch die Möglichkeit, die Lebensmittel kurzfristiger anzubieten, beispielsweise ab Nachmittag für eine Abholung am Abend.
"Ich war am Anfang auch skeptisch, denn man muss erstmal checken, dass es total einfach ist."
Marleen Höfner vom Dean&David in der Maulhardgasse
Außer abends die Tüten zu packen, müssen Ladenbesitzer nichts tun. Für Nutzer hat Höfner noch einen Geheimtipp:"Vor doppelten Feiertagen, wie an Pfingsten, als auch montags geschlossen war, gibt es extra viele Tüten." Die 18 Betriebe, die sich in Würzburg beteiligen, reichen augenscheinlich nicht aus. Auch diese Redaktion hat das Angebot getestet und eine Tüte mit Backwaren der Bäckerei Brandstetter sowie Obst und Gemüse von real ergattern können.

Während mit den Backwaren vom Vorabend auch am nächsten Tag noch die halbe Redaktion satt wurde, gestaltete sich die Verarbeitung der Ware aus der real-Tüte etwas schwieriger, aber nicht unmöglich. Sieben Bananen, zwei Äpfel, vier Marillen, zehn Karotten, ein Strauß Radieschen, eine Paprika, ein Kohlrabi sowie zwei Salatherzen ließen sich zwar nicht in einem Aufwasch verarbeiten, doch mit etwas Kreativität entstanden trotzdem leckere Gerichte.
1,09 Euro geht an Too Good To Go
Natürlich verdient auch Too Good To Go ordentlich mit. Bei jeder geretteten Portion geht 1,09 Euro an die Firma. Um das Angebot zu vergrößern, kümmert sich der größte Teil der Mitarbeiter darum neuen Läden das Konzept vorzustellen: "Durch Medienaufmerksamkeit passiert es, dass sich immer mehr Läden von sich aus bei uns melden", so Franziska Liener, Pressesprecherin der Firma.
Herunterladen kann man die App im AppStore oder im Google PlayStore.