Seit 2004 stand Olaf Böttcher an der Spitze des Ochsenfurter Werks. Seit 1995 war er dort als als Betriebsingenieur tätig. In die Optimierung der Prozesse und die Umweltverträglichkeit hat Südzucker in den vergangenen Jahren vor allem investiert. Nach dem Bau eines neuen Rübenhofs war die Umstellung der Rübenanfuhr dabei ein wichtiger Schritt. Die 24-Stunden-Anfuhr, zunächst von Anwohnern kritisch betrachtet, habe sich als gute Entscheidung erwiesen, so Böttcher.
Neben der Verstetigung der Betriebsabläufe ging damit eine Entlastung der Straßen einher. Dazu trägt auch die Rübenanfuhr bei, die seit einigen Jahren ausschließlich mit Lkw erfolgt, die den Verkehr weitaus weniger behindern als die langsamen, von Traktoren gezogenen Fuhrwerke.
Zu den wichtigsten Investitionen der letzten Jahre zählt Olaf Böttcher die Aufbereitung der Schmutzanteile an den Rüben. Statt den Schlamm aus der Rübenwäsche in Absetzteiche zu pumpen, wird der Boden heute an Ort und Stelle gepresst und direkt anschließend zurück auf die Äcker gefahren. Der Verlust an fruchtbarem Ackerboden bleibt so auf ein Minimum beschränkt.
Nach einer Veränderung des Entsorgungskonzepts für die organisch belasteten Prozessabwässer kam es vor zwei Jahren, unterstützt durch die ungünstige Witterung, zu erheblichen Geruchsbelastungen und als Folge davon zu Protesten der betroffenen Anwohner.
Südzucker sah sich zum Handeln gezwungen und entschloss sich zum Bau einer neuen Aufbereitungsanlage. Die hat die zehnfache Kapazität der alten Anlage und kann die Prozessabwässer künftig ohne monatelange Zwischenlagerung direkt während der Kampagne verarbeiten. Im Herbst geht sie in Betrieb. Übler Geruch aus den Stapelteichen soll damit endgültig Vergangenheit sein, hofft Böttcher. Die Einspeisung des entstehenden Biogases in die Heizanlage steigert außerdem die Energieeffizienz der Fabrik – ein wichtiger Aspekt angesichts der energieintensive Rübenverarbeitung.
Die nächsten Investitionen liegen nun vor dem neuen Werkleiter. „2013 wird ein spannendes Jahr mit vielen Projekten, in denen wir nicht nur Umweltthemen abarbeiten, sondern auch wirklich Neues machen“, sagt Stefan Mondel. Größter Brocken dabei ist die Umstellung der Schnitzeltrocknung auf ein zweistufiges Verfahren.
100 Tonnen ausgelaugte und vorgepresste Rübenschnitzel mit einem Feuchteanteil von 70 Prozent fallen während der Kampagne pro Stunde an. Unter hohem Energieeinsatz muss das Wasser in großen Trockentrommeln verdampft werden – weithin sichtbares Zeichen dafür ist die Dampffahne über dem Fabrikschlot. Künftig soll den Schnitzeln in einer Vortrocknung bereits ein Drittel der Feuchtigkeit entzogen werden, und das mit Abwärme, die ohnehin schon vorhanden ist.
Angesichts weiter steigender Energiepreise ist die Flexibilität zwischen verschiedenen Brennstoffen und deren effiziente Nutzung ein wichtiger Standortfaktor für das Ochsenfurter Werk, sagt Mondel – „Energie ist unser größter Kostenfaktor.“
Der 43-jährige Ingenieur der technischen Chemie hat bereits zahlreiche Stationen im Südzucker-Konzern durchlaufen. Zwischen 1997 und 2006 war er als Betriebsingenieur in den Werken Rain am Lech, Regenburg, Offstein und Groß-Gerau tätig. Nach der Tätigkeit als Betriebsleiter in Regensburg und Rain wurde ihm 2011 die Werkleitung für die beiden Südzuckerstandorte in Wabern (Nordhessen) und Waburg (Ostwestfalen) übertragen.
Mit einer Verarbeitungskapazität von 15 000 Tonnen Rüben pro Stunde ist das Ochsenfurter Werk größer als die beiden anderen zusammen. Von hier aus ist Mondel weiterhin auch für die beiden anderen Fabriken verantwortlich, und zusätzlich für das Außenlager in der ehemaligen Zuckerfabrik Zeil.
Häuslich niedergelassen hat sich Stefan Mondel mit seiner Frau und seinen zwei Töchtern in Rödelsee, aber regelmäßiges Pendeln zwischen den bis zu 260 Kilometer voneinander entfernten Standorten wird wohl unerlässlich sein, sagt der neue Werkleiter.
Seinen Vorgänger Olaf Böttcher führt die neue Aufgabe weiter in die Welt hinaus. Als einer der Geschäftsführer von Südzucker International begleitet er künftig die Auslandsaktivitäten des Konzerns, unter anderem im größten Zucker-Erzeugerland Brasilien. Vor dem Hintergrund einer ungewissen Zukunft des europäischen Zuckermarkts hat Südzucker in den letzten Jahren sein Auslandsengagement verstärkt. Dem Konzern böten sich dadurch neue Entwicklungschancen, die auch zur Stabilisierung der inländischen Standorte beitragen, sagt Böttcher. Dem Ochsenfurter Werk jedenfalls stellt er dabei beste Prognosen aus. Durch den hohen technischen Standard und begünstigt durch die Lage mitten in einem fruchtbaren Anbaugebiet gehöre die Zuckerfabrik zu den wirtschaftlichsten Standorten im Verbund der Südzucker AG.