Schweres Geschütz wird in Bergtheim zwischen dem Sportverein (SVB) und dem Gemeinderat aufgefahren. Seitdem die Willi-Sauer-Halle samt Untergeschoss mit den Sportlerduschen generalüberholt wird, sind aufgrund der engen Verzahnung zwischen dem Sportbetrieb, der Vereinsgaststätte und der Gemeinde als Eigentümer der Halle detaillierte Absprachen nötig. Bisher sind alle Reibungspunkte gemeistert worden. Nun soll der kleine Anbau rechts neben dem Eingang abgerissen werden und – die Auseinandersetzung eskaliert.
Im Dezember hatte der Bergtheimer Gemeinderat im Zuge der anstehenden Generalüberholung der Umkleiden und Duschen im Nebentrakt den Beschluss gefasst, den Anbau neben dem Halleneingang wegzureißen. Die von außen zugänglichen Toiletten werden nicht mehr gebraucht, der Putzraum für den Hausmeister wird verlegt und für das Büro des SVB mit seinen 14 Quadratmetern fühlte sich der Gemeinderat nicht in der Pflicht.
Die Kosten für den Abbruch des Anbaus einschließlich Anpassung des Dachbereichs und der Fassade würden sich zwar mit den Kosten für die Sanierung im Innenbereich einschließlich Fenster, Trennwänden, Türen, Boden oder Putz- und Malerarbeiten die Waage halten. Eine Sanierung sei sogar rund 3000 Euro günstiger. Aber es geht Architekt Bernhard Schubert und der Gemeinde um die Attika. Aus Brandschutzgründen spielt der Dachabschluss im Hallenbau mit Flachdächern eine entscheidende Rolle. Ein durchgängiges Element macht die Dachsanierung wesentlich günstiger.
Schildbürgerstreich
„Mit diesem Beschluss des Gemeinderats stehen wir buchstäblich auf der Straße“, sind SVB-Vereinsvorstand Georg Lutz und Schatzmeisterin Sitta Bschlagengaul entsetzt. Sie betrachten den Abriss des Anbaus als „Schildbürgerstreich, bei dem das Ehrenamt mit den Füßen getreten wird“.
Ihr Büro auf dem Sportgelände ist dem Verein viel Wert, denn dort stehen die laufenden Geschäftsordner, ein kleiner Computer, Kopierer und Drucker. Das Info-Blatt mit den Neuigkeiten aus den elf Sparten entsteht im Geschäftszimmer. Sitzungen sind dort und zudem dient der Raum bei Großveranstaltungen in der Willi-Sauer-Halle als Veranstaltungsbüro. Deshalb hat der SVB bei der Gemeinde beantragt, den Anbau nicht abzureißen, sondern ihn dem Sportverein mit seinen 900 Mitgliedern zu überlassen.
Der SVB bot der Kommune an, in Eigenleistung die Räume zu entkernen. Die bisherigen Toilettenanlagen sollten einem größeren Verwaltungstrakt mit Trennelementen weichen. Dann könnten alle Akten und Sportgeräte hier gelagert werden. Sogar eine monatliche Miete bot der Sportverein der Gemeinde für die Überlassung des Anbaus an.
Die Gemeinderäte wollten aber an ihrem Beschluss vom Dezember nicht mehr rütteln und haben ihn Ende März mit 8:4 Stimmen bekräftigt. Gemeinderätin Gudrun Peschke begründete ihr Abstimmungsverhalten damit, dass es nicht Aufgabe der Gemeinde sei „den Ortsvereinen Räume zur Verfügung zu stellen“. Und Gemeinderätin Monika Fischer konnte nicht verstehen, „dass der Sportverein immer höhere Zuschüsse beantragt, dann aber trotz hoher Eigenleistung die Kosten für den Aus- und Umbau übernehmen und uns noch Miete zahlen kann“.
Noch deutlicher wurde Gemeinderat Peter Wagner. „Mich ärgert es besonders, dass der Gemeinderat dem SVB erst im Dezember 2014 über den versprochenen Zuschuss hinaus weitere 25 000 Euro für die Umbaumaßnahmen im Keller zugesprochen hat und er nun unsere Beschlüsse nicht akzeptieren will. Die massiven Angriffe und Drohungen könne er nicht akzeptieren, sagte Wagner.
In der Tat droht „die gesamte Vorstandschaft des SVB“ mit dem Rücktritt in der nächsten Mitgliederversammlung am 8. Mai. „Wir leiten den größten Verein im Dorf und unsere Sportgaststätte ist als einzige Wirtschaft in ganz Bergtheim ein Treffpunkt für die Bürger geblieben“, so Lutz. Der SVB hat seine Mitglieder informiert, den BLSV eingeschaltet und überörtliche Kommunalpolitiker um Hilfe gebeten.
„Für uns kam die Entscheidung zum Abriss des Anbaus im Dezember völlig unerwartet“, erklärt Bschlagengaul. „Das Gebäude steht da, wir können es brauchen und es würde nach seiner Sanierung wieder 30 Jahre halten“, sagt sie. Für die Gemeinde würde „rein finanziell doch kein Nachteil entstehen“, bittet Lutz „um den Erhalt der Bausubstanz“.