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Theres: Stimmen zur Bundestagswahl aus Unterfranken: "29 oder 31 Prozent? Völlig irrelevant"

Theres

Stimmen zur Bundestagswahl aus Unterfranken: "29 oder 31 Prozent? Völlig irrelevant"

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    Dorothee Bär gab am Sonntag mit Tochter Emilia ihre Stimme in Ebelsbach (Lkr. Haßberge) ab.
    Dorothee Bär gab am Sonntag mit Tochter Emilia ihre Stimme in Ebelsbach (Lkr. Haßberge) ab. Foto: Ralf Naumann

    Verhalten. So kann man wohl die Reaktion auf das Ergebnis der Bundestagswahl in der unterfränkischen CSU zusammenfassen. Die Union hatte sich 30 Prozent plus X vorgenommen. Gegen 20 Uhr pendelte sich der schwarze Balken bei nicht ganz 29 Prozent ein. CSU-Vize Dorothee Bär meinte nur, es sei "total irrelevant, ob wir am Ende 29 oder 31 Prozent holen". Bezirkschef Steffen Vogel aber wurmte das Ergebnis dennoch.

    "Wie schlecht muss es unserem Land noch gehen, dass wir wieder zu alter Stärke zurückkommen?"

    CSU-Bezirkschef Steffen Vogel

    Die Stimmung sei nur "gefühlt gut", sagte Vogel am Sonntagabend in München. Die CSU habe zwar sieben Prozentpunkte zugewonnen, bleibt aber wohl laut Hochrechnungen für Bayern unter 40 Prozent. "Wie schlecht muss es unserem Land noch gehen, dass wir wieder zu alter Stärke zurückkommen?", fragt sich der Bezirkschef. Sein Eindruck im Wahlkampf: "Es ist Vertrauen verloren gegangen." Viele Menschen seien für Argumente nicht mehr zugänglich.

    Dennoch ist er überzeugt, dass alle unterfränkischen CSU-Direktkandidaten ihre Wahlkreise gewonnen haben und auch nach neuem Wahlrecht in den Bundestag einziehen. Und er geht davon aus, dass es in der neuen Bundesregierung "jemanden aus Unterfranken mit größerer Verantwortung" geben wird. Ein Minister oder eine Ministerin aus Unterfranken wäre "ein Nutzen" für die Region, so Vogel.

    Linken-Kandidat: "Das wäre der Wahnsinn"

    Ob das Bär sein könnte, ließ die frühere Staatsministerin für Digitalisierung im Gespräch mit der Redaktion offen. Nach einem Wahlkampf mit "tollen Begegnungen" in Unterfranken sei es ihr großes Ziel gewesen, ihren Wahlkreis Bad Kissingen erneut direkt zu gewinnen. Das sei "wichtiger als ein Regierungsamt".

    Euphorischer ging es bei den anderen großen Wahlgewinnern zu. Der Jubel im Würzburger Parteibüro der Linken war jedenfalls groß. "Wir sind völlig hin und weg", freute sich der unterfränkische Spitzenkandidat Aaron Valent.

    Der unterfränkische Spitzenkandidaten der Linken: Aaron Valent.
    Der unterfränkische Spitzenkandidaten der Linken: Aaron Valent. Foto: Silvia Gralla

    Die über acht Prozent in den ersten Umfragen seien "großartig", so der 27-jährige Azubi aus Würzburg, der jetzt möglicherweise sogar selbst in den Bundestag einzieht. "Das wäre der Wahnsinn", so seine Reaktion. Warum die Linken überraschend gut abgeschnitten haben, erklärte Valent mit den klaren Positionen zu Waffenlieferungen an die Ukraine und zur Migrationspolitik.

    SPD-Chef Rützel: "Ganz, ganz schlechtes Ergebnis"

    "Mehr als zufrieden" zeigte sich auch AfD-Kandidat Bernd Schuhmann aus Schwebheim (Lkr. Schweinfurt). Der 60-jährige Gartenbautechniker schaffte höchstwahrscheinlich den Einzug in den Bundestag. Er verstehe sich als "Anwalt der Landwirte, Gärtner, Gemüse- und Weinbauern" und wolle sich für die angeschlagene Industrie in Schweinfurt einsetzen – "über die Parteigrenzen hinweg".

    Der erste unterfränkische AfD-Abgeordnete im Bundestag: Bernd Schuhmann.
    Der erste unterfränkische AfD-Abgeordnete im Bundestag: Bernd Schuhmann. Foto: René Ruprecht

    Er wolle sachorientiert pragmatisch Politik machen, sagte Schuhmann. Schon am Montagmorgen fährt er nach Berlin. In der Migrationsfrage stehe er hinter dem Kurs seiner Partei, verstärkt Geflüchtete in ihre Herkunftsländer zurückzuführen – auf rechtsstaatlicher Grundlage, "die Brandmauer ist das Grundgesetz".

    Großes Wundenlecken indes bei den Ampel-Parteien. "Ich bin enttäuscht, dieses Ergebnis ist ganz, ganz schlecht", sagte der SPD-Bezirksvorsitzende Bernd Rützel. Er wolle da "nichts schönreden".

    Der Bundestagsabgeordnete aus Main-Spessart hat vor allem zwei Gründe für das schwache Abschneiden ausgemacht. Zum einen hätten sich die Bürgerinnen und Bürger in Zeiten von Corona-Krise und Ukraine-Krieg von der Regierung Führung gewünscht. "Doch da haben wir nicht geliefert." Stattdessen habe der "ständige Streit, dieser Zirkus" alles überlagert. Zum zweiten sei es spätestens nach dem Messerangriff in Aschaffenburg nicht mehr möglich gewesen, "mit Daten und Fakten" gegen Gefühle und Stimmungen durchzudringen. War Olaf Scholz der falsche SPD-Kanzlerkandidat? "Nein", sagt Rützel.

    Grünen-Abgeordneter Wagener: Habeck hat die Partei aus Umfragetief geholt

    Eine Zitterpartie erlebte der Aschaffenburger FDP-Bundestagsabgeordnete Karsten Klein. Bis weit in den Abend hinein war nicht klar, ob die FDP den Sprung in den Bundestag schafft. Falls ja, wäre der 47-jährige FDP-Bezirkschef wieder im Parlament gewesen. Überrascht vom schlechten Abschneiden seiner Partei war Klein nicht: "Wir haben unter der Ampel extrem gelitten. Die bürgerliche Mitte erwartet sich andere Antworten, das muss uns eine Lehre sein."

    Für die unterfränkischen Grünen hat der 26-jährige Niklas Wagener aus Aschaffenburg den Einzug in den Bundestag wohl wieder geschafft. Wagener sprach trotz leichter Verluste von einem "guten Ergebnis" für seine Partei, Kanzlerkandidat Robert Habeck habe sie aus dem Umfragetief geholt. Von den Ampelkoalitionären hätten die Grünen am wenigsten verloren. Man bleibe für eine Stammwählerschaft die "verlässliche Stimme für Klimaschutz".

    Mehr zur Bundestagswahl finden Sie unter mainpost.de/wahl

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