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"Stolpersteine" auch in Würzburg?

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"Stolpersteine" auch in Würzburg?

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    Günther Demnig will seine
Stolpersteine auch in Würzburg verlegen.
    Günther Demnig will seine Stolpersteine auch in Würzburg verlegen.

    Bei einem Gespräch mit den Initiatoren, an deren Spitze Grünen-Stadträtin Benita Stolz steht, hat Demnig sein Projekt im Rathaus vorgestellt. "Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist," machte der politisch engagierte 57-jährige Bildhauer deutlich. Monumentale Gedenkstätten freilich blieben oft weitgehend unbeachtet.

    Statt dessen verlegt Demnig mit einer Messingplatte versehene, zehn Zentimeter große quadratische Würfel, die am einstigen Wohnhaus oder Arbeitsplatz der Opfer wie Pflastersteine in den Gehweg eingelassen werden. Auf der Platte werden in knappster Form Daten von Opfern eingraviert. Ein Beispiel aus Hamburg: "Hier wohnte Dr. Joseph Carlebach - Jahrgang 1883 - Deportiert 1941 Riga - Ermordet 1942 Riga".

    Die "Stolpersteine" sollen Passanten zum gedanklichen Stolpern veranlassen und die Namen von Menschen, die als Juden dem Holocaust zum Opfer fielen oder aus anderen Gründen von den Nazis ermordet wurden, wieder in Erinnerung rufen. Finanziert werden die jeweils 95 Euro teuren Steine stets von Paten aus der Bürgerschaft. Die Steine sollen nach dem Willen von Demnig "ein Denkmal von unten" sein.

    Die erste Stadt in Bayern, die "Stolpersteine" genehmigte, war Kitzingen, wo inzwischen deren 28 verlegt sind. Nur in zwei Fällen habe es Probleme mit den Hausbesitzern gegeben, berichtete Oberbürgermeister Bernd Moser bei der Zusammenkunft. Die Steine sollten schließlich "keine Schuldzuweisung" sein.

    Mosers Würzburger Amtskollegin Dr. Pia Beckmann sicherte den Initiatoren ihre Rückendeckung zu. Sie bezeichnete die "Stolpersteine" als "Gedenkstätten des Alltags" und eine "gelungene Form der Erinnerung". Die OB regte an, auch Schüler in die Aktion mit einzubinden - etwa dadurch, dass jeder einen Euro für einen Stein beisteuert. "Ich hoffe, dass wir das in Würzburg erfolgreich umsetzen werden," erklärte sie.

    Benita Stolz hat bereits einen Entwurf für einen interfraktionellen Antrag vorbereitet, der im Februar 2005 im Stadtrat beschlossen werden soll. Eine Mehrheit der Ratsmitglieder habe ihr bereits ihre Unterstützung zugesagt. Beim Treffen mit Demnig waren die meisten Fraktionen vertreten, daneben die Volkshochschule, die Akademie Frankenwarte, die Geschichtswerkstatt und Organisationen aus dem vorpolitischen Raum.

    Auch der Vorsitzende der jüdischen Gemeinde, Dr. Josef Schuster, hat sich in einem von Benita Stolz verlesenen Grußwort hinter das Projekt gestellt. In einem Beitrag für die Wochenzeitung "Jüdische Allgemeine" schrieb Schuster zudem: "Nach meiner Überzeugung machen die Stolpersteine Geschichte greifbar." Er denke vor allem an junge Leute, die geschichtliche Daten und Fakten gelernt haben, sich aber hinter der Zahl von sechs Millionen ermordeten Juden nicht Menschen und Schicksale vorstellen können.

    "Das ist eine Form des persönlichen Gedenkens," betonte Albrecht Fürst zu Castell-Castell, der dem Initiativkreis "Shalom Europa" angehört. "Es gibt kein Grab und kein Dokument über jene Mitbürger, die nur ihres Glaubens wegen umgebracht wurden," sagte er.

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    Im Januar 2005 konstituiert sich im Rathaus ein Arbeitskreis, der dann unter anderem über Vorschläge beraten soll, welchen Nazi-Opfern die ersten Würzburger "Stolpersteine" gewidmet werden sollen.

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