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WÜRZBURG: Streit: Umbau des Hauptbahnhofs gestoppt

WÜRZBURG

Streit: Umbau des Hauptbahnhofs gestoppt

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    Dauerthema Hauptbahnhof: Die Bahn hat ihre großen Umbaupläne gestoppt. Zu massiv ist der Konflikt mit der Trinkwasserversorung.MÜLLER
    Dauerthema Hauptbahnhof: Die Bahn hat ihre großen Umbaupläne gestoppt. Zu massiv ist der Konflikt mit der Trinkwasserversorung.MÜLLER Foto: Foto:

    „Droht dem Bahnhof das Straba-Schicksal?“. Das fragten wir Anfang Juli im Artikel über drohende Verzögerungen beim barrierefreien Umbau des Würzburger Hauptbahnhofs. Seit Freitagmittag gibt es eine Antwort auf diese Frage. Und sie lautet: „Ja“. Denn der aufwändig und lange geplante Umbau wird nicht wie vorgesehen bis zur Landesgartenschau 2018 fertiggestellt sein. Grund dafür ist nach Angaben von Bahnvertretern, dass sich die Deutsche Bahn und die Würzburger Trinkwasserversorgung nicht über Sondierungsbohrungen im Bereich der Bahnhofsquellen einigen konnten.

    Eigentlich war das Projekt sehr weit gediehen, und Günther Pichler, Leiter des Regionalbereichs Süd von DB Station&Service, hatte sich schon auf den vermeintlich kurz bevorstehenden Spatenstich eingestellt. Doch dann machte laut Bahn die Würzburger Trinkwasserversorgung (TWV), eine Tochter der Würzburger Versorgungs- und Verkehrs GmbH, einen Strich durch die Rechnung, indem sie zusätzliche Auflagen machte und Forderungen stellte.

    Zunächst war alles nach Plan verlaufen: Die Ausbaupläne, die einen neuen Gleistunnel und barrierefreie Zugänge zu den Bahngleisen beinhalteten, wurden im März 2012 beim Eisenbahnbundesamt (EBA) eingereicht, um Baurecht zu erlangen. Dazu wurden alle Träger öffentlicher Belange gehört. Alle, außer der TWV, stimmten zu. Die forderte laut Bahn ergänzende bautechnische Maßnahmen, obwohl die Pläne der Bahn schon einen sehr hohen Grundwasserschutz beinhaltet hätten, so Pichler. Im Januar und Juni 2013 fanden weitere Gespräche zwischen Stadt Würzburg, TWV und Bahn statt, blieben aber ohne Ergebnis. Danach erklärte sich die Bahn bereit, Sondierungsbohrungen durchzuführen, um noch strittige Fragen zu klären.

    Drei Tage vor Beginn dieser Bohrungen habe die TWV dann völlig überraschend eine Risikoübernahme in Höhe von 500 000 Euro von der Bahn gefordert, falls bei den Bohrungen das Trinkwasser verunreinigt würde. Da der Kostenrahmen von 34 Millionen Euro für das Gesamtprojekt restlos ausgeschöpft ist, wollte die Bahn dieses Risiko nicht übernehmen, so Pichler. Deshalb wurden die Bohrungen nicht durchgeführt.

    Die Folge: Ohne Zustimmung der TWV konnte das Eisenbahnbundesamt keine Baugenehmigung erteilen und der für Juni vorgesehene Baubeginn verstrich. Dieser ist laut Pichler auch nicht einfach um ein paar Monate zu verschieben. Denn eine Großbaustelle auf einem Bahnhof, erst recht wenn er wie der Würzburger an zwei europäischen Magistralen liegt, hat Auswirkungen auf das gesamte Bahnnetz, die langfristig berücksichtigt werden müssen. In der Regel erfordert dies einen zweijährigen Vorlauf, erläuterte Pichler. Selbst wenn man sich doch noch schnell einigen sollte, sei ein baldiger Baubeginn jetzt nicht mehr denkbar, erklärte Pichler.

    „Vielleicht 2016, aber es sieht eher nach 2017 aus“, prognostiziert Pichler einen möglichen Baubeginn. Mit einer Fertigstellung des Umbaus könne man dann 2022/23 rechnen. Dabei setzt die Bahn auf ein Planfeststellungsverfahren, für das dann die Regierung von Unterfranken zuständig wäre. Dies ist im Terminplan der Bahn einkalkuliert, würde also keine weitere Verzögerung verursachen.

    Für den Bahnbetrieb während der Landesgartenschau 2018, bei der mit einem erhöhten Passagieraufkommen zu rechnen sein wird, versprechen Pichler und der Würzburger Bahnhofsmanager Elmar Hirsch Auffang- und Servicekonzepte besonders für behinderte Bahnreisende. Unterdessen werden die laufenden Umbauarbeiten in der Empfangshalle weitergehen und auch zu Ende gebracht.

    WVV-Geschäftsführer Thomas Schäfer zeigte sich überrascht davon, dass die Trinkwasserversorgung schuld daran sein soll, wenn die Bahn den Bautermin verschieben muss. Er verwies auf ein Schreiben der TWV vom 17. September. Darin wurde eine Anfrage der Bahn, wann günstige Bohrungstermine seien, beantwortet. Der Bahn wurde mitgeteilt, dass die Zeit von September bis April günstig sei, weil dann der Wasserbedarf geringer ist. Danach habe man von der Bahn nichts mehr gehört. Schäfer bestätigte, dass in Gesprächen die Bahn darauf hingewiesen worden sei, dass sie eventuelle Mehrkosten übernehmen müsse, wenn bei den Bohrungen etwas schief geht: „Dieses Risiko können doch nicht wir übernehmen“, sagt der WVV-Geschäftsführer. So überraschend könne dies für die Bahn also nicht gewesen sein.

    Auch OB Georg Rosenthal stellte sich vor den Trinkwasserschutz und verteidigte die Notwendigkeit eines engmaschigen Sicherheitsnetzes, falls es zu Problemen bei den Bohrungen kommt. Er zeigte sich außerdem sehr ungehalten darüber, dass die Bahn nicht zuerst die Projektpartner – also Stadt und WVV – über ihren massiven Schritt informierte.

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