Vor etwa zehn Jahren begann die Geschichte der Stromtrasse SuedLink. Nun setzten die Verantwortlichen mit einem offiziellen Akt einen Akzent, der die vielen Fäden des mitunter umstrittenen Milliardenvorhabens bündeln und es deshalb beschleunigen soll. Im Würzburger Stadtteil Zellerau feierten die Übertragungsnetzbetreiber Tennet und TransnetBW am Montag die Eröffnung einer gemeinsamen SuedLink-Niederlassung.
In den umgebauten Räumen einer Waschanstalt aus dem 19. Jahrhundert wurden schon 2019 etwa 300 Arbeitsplätze eingerichtet, die je nach Bedarf und Zeitplan 700 Beschäftigten von Tennet und TransnetBW zur Verfügung stehen.
Welche Rolle Würzburg jetzt bei SuedLink spielt
Die neue Niederlassung wurde wegen Corona erst jetzt offiziell eröffnet. Sie sei in Bayern und Baden-Württemberg so etwas wie das Rückgrat von SuedLink, weil dort die Grundsatzplanung geschehe, hieß es am Montag.
SuedLink soll Strom aus dem stürmischen Norden in den für Windkraftanlagen vergleichsweise flauen Süden Deutschlands bringen. Für diese zweispurige "Fernstraße" sind Tennet und TransnetBW zuständig, weil sie neben Amprion und 50Hertz zu den vier Übertragungsnetzbetreibern im Land zählen. Sie sind für das überregionale Stromnetz verantwortlich.
Was über SuedLink grundsätzlich zu wissen ist
Auf einer Länge von 700 Kilometern schlängelt sich die SuedLink-Trasse vom Großraum Hamburg über Hannover, Göttingen und die Rhön zunächst bis Oerlenbach (Lkr. Bad Kissingen). Dort zweigt ein kurzes Stück zu einem Umspannwerk nach Bergrheinfeld bei Schweinfurt ab. Der Hauptstrang geht weiter über den Kreis Main-Spessart und den westlichen Landkreis Würzburg bis zu einem Umspannwerk in Großgartach bei Heilbronn.
Lange Zeit war SuedLink umstritten, weil die Leitungen oberirdisch verlaufen sollten. Mittlerweile ist sicher: Bis auf wenige technisch bedingte Freileitungen werde SuedLink mit Kabeln unter der Erde verwirklicht, betonte TransnetBW-Bürgerreferent Christopher Göpfert am Montag in Würzburg.

Wo von 1872 an die Militärkleidung von Infanteristen einer benachbaren Kaserne gewaschen wurde, sitzen in Würzburg nun Fachkräfte der beiden SuedLink-Betreiber, deren Arbeit man sich wie ein großes Puzzle vorstellen muss. Denn allein in Bayern werden laut Göpfert voraussichtlich 1200 Grundstücke von der Trasse tangiert. Stück für Stück müsse geprüft werden, was dort jeweils möglich ist.
Noch gibt es auf den Plänen nur einen 1000 Meter breiten Korridor, wo SuedLink einmal verlaufen könnte. Wo die Kabel dann einmal wirklich verlaufen werden, werde unter Umständen im November klar, so Göpfert. TransnetBW und Tennet haben in ihren Plänen den Korridor schon mal auf 100 Meter Breite verkleinert.
Wie der weitere SuedLink-Zeitplan aussehen könnte
Derzeit laufen in der Region Probebohrungen, die vor allem klären sollen, ob der Boden überhaupt für die SuedLink-Leitungen geeignet ist. Die Leitungen sollen bis zu 1,65 Meter tief in der Erde liegen.
Laut Bürgerreferent Göpfert sollen im Herbst 2023 die metergenauen Pläne für den bayerische SuedLink-Abschnitt zur Genehmigung bei der Bundesnetzagentur eingereicht werden. Die Fertigstellung der gesamten Nord-Süd-Trasse sei nach wie vor für Ende 2028 vorgesehen.
Ob dieser Zeitplan zu halten ist, blieb am Montag in Würzburg offen. Noch ist kein Meter Kabel verlegt worden. Doch Vorsitzender Werner Götz von der TransnetBW-Geschäftsführung und Thorsten Dietz, Director Large Project DC bei Tennet, betonten, dass die Vorzeichen für einen baldigen Baubeginn gut seien.
Tennet und TransnetBW wollen der Bevölkerung in den Landkreisen Rhön-Grabfeld, Bad Kissingen und Schweinfurt die aktualisierten SuedLink-Pläne vorstellen. Die Info-Treffen sind am 14. November in Mellrichstadt (Oskar-Herbig-Halle), am 15. und 16. November in Heustreu (Festhalle), am 17. November in Oerlenbach (Wilhelm-Hegler-Halle) und am 18. November in Grafenrheinfeld (Kulturhalle, jeweils von 15 bis 20 Uhr). Die Termine für die anderen betroffenen Landkreise stehen noch nicht fest.