Mit modernen technischen und pädagogischen Standards will die Pflegeschule an der Ochsenfurter Main-Klinik die Ausbildung zur Pflegefachkraft attraktiver machen und so dem drohenden Fachkräftemangel entgegentreten. Das Interesse scheint geweckt, wie ein Tag der offenen Tür nach der offiziellen Einweihungsfeier der neu gegründeten Berufsfachschule gezeigt hat. Mehrere hundert Besucherinnen und Besucher informierten sich über die generalistische Pflegeausbildung. "Es freut uns, dass so viele junge Leute kommen", sagt Klinik-Geschäftsführer Christian Schell. "Wir wollen ja Azubis finden."

Es sind diese Auszubildenden und ihre Lehrkräfte selbst, die an diesem Tag im Mittelpunkt stehen. Im Demenzparcour laden sie Besucherinnen und Besucher dazu ein, nachzuempfinden, wie die Demenz die Wahrnehmung eines Patienten verändert. Ein spezieller Anzug zu Alterssimulation macht spürbar, wie es sich anfühlt, wenn die Gelenke steif werden und die Kräfte schwinden. An der Station daneben simulieren spezielle Brillen verschiedene Arten von Sehbehinderung.

Neue Ausbildung vermittelt die Fähigkeit, Probleme zu erkennen und zu lösen
Für die 39 Auszubildenden in derzeit noch zwei Jahrgängen sind es wichtige Werkzeuge, um sich in die Lage der zu Pflegenden versetzen zu können. Die generalistische Pflegeausbildung hat die Grenzen zwischen der Alten-, Kranken- und Kinderkrankenpflege abgebrochen und zu einem einzigen Ausbildungsgang vereint. Das setzt einen vollkommen neuen Ausbildungskanon voraus, sagt Schulleiter Michael Wink. Neben der Wissensvermittlung gehe es vor allem darum, im Pflegealltag eigenständig Probleme zu erkennen und Lösungen zu finden. Über weite Strecken findet der Berufsschulunterricht deshalb in Kleingruppen statt, in denen die Lehrerinnen und Lehrer beratende Funktion einnehmen.

Das wird am ehesten bei der Arbeit mit Pflegepuppe "Anne" deutlich, mit der lebensechte Pflegesituationen am Krankenbett, aber auch medizinische Notfälle nachgestellt werden können. Im Nebenraum sitzt an diesem Tag Pflegefachkraft Jamila Sonntag und bringt "Anne" über ihr Headset zum sprechen. Gleichzeitig sind Kameras auf die Auszubildenden gerichtet, die jeden ihrer Handgriffe aufzeichnen, um später in der Klasse darüber diskutieren zu können. Es ist nur ein Beispiel dafür, wie stark die Digitalisierung inzwischen in der Pflege Einzug gehalten hat. Von der Pflegeplanung am Bildschirm bis zur digitalen Patientenakte reichen die Ausbildungsinhalte.
Die Digitalisierung hält auch in der Pflegeausbildung Einzug
Ganz analog geht es hingegen in der Schulbibliothek zu, wo Auszubildende Janina Hiemer den kleinsten Besucherinnen und Besuchern medizinische Grundkenntnisse vermittelt. Ein Glück für Enrica, deren Teddy dringend einen fachmännisch angelegten Verband benötigt.

Die 39 Auszubildenden, die an der Pflegeschule unterrichtet werden, sind bei der Main-Klinik, den Senioreneinrichtungen des Landkreises Würzburg, dem BRK-Kreisverband, der Arbeiterwohlfahrt und dem Uffenheimer Intensivpflegedienst ape beschäftigt. Vertreterinnen und Vertreter der Einrichtungen informieren über ihr Tätigkeitsfeld und berufliche Karrierechancen.
Elias Neal: "Die beste Ausbildung, die man machen kann."
Elias Neal, Auszubildender im zweiten Jahr, bedarf solcher Überzeugungsarbeit nicht mehr. "Das ist die beste Ausbildung, die man machen kann", sagt er. Vor allem die gute Bezahlung und die spätere Flexibilität dank der EU-weit anerkannten Ausbildung hebt er dabei hervor und ist voll des Lobes für die neue Pflegeschule. "Die machen hier wirklich einen super Job", so Neal.
Ähnlich hatte sich am Vormittag schon Eva von Vietinghoff-Scheel bei der offiziellen Einweihungsfeier geäußert. Sie ist Vorständin des Landkreis Kommunalunternehmens, dem auch die Main-Klinik untersteht. "Der Schritt zur eigenen Pflegeschule ist eine historische Entscheidung für den Landkreis gewesen", meinte Landrat Thomas Eberth in seiner Ansprache, bevor Diakon Norbert Hillenbrand und Pfarrer Robert Lütgenau der Pflegeschule ihren Segen erteilten.

Klinik-Geschäftsführer Christian Schell betont, dass die Pflegeschule nicht nur helfen soll, den eigenen Fachkräftenachwuchs zu sichern, sondern allen Pflegeeinrichtungen in der Region Ochsenfurt offensteht. In der Main-Klinik sowie den Senioreneinrichtungen und Sozialstationen in deren Einzugsgebiet würden ungefähr 250 Pflegefachkräfte benötigt. "Unser Ziel ist es, jedes Jahr mindestens 25 gut ausgebildete Pflegefachkräfte in den Arbeitsmarkt zu entlassen", so Schell weiter. "Ich finde, das ist eine schöne Perspektive für die Gesundheitsversorgung in der Region."