„Mach Sinn! Kein Schwachsinn in der Freizeit“, hieß eine der Veranstaltungen, mit denen das studentische Kulturzentrum „Kellerperle“ im Mai ins Sommersemester gestartet ist. Studentische Initiativen und Gruppen hatten dabei die Möglichkeit, sich vorzustellen und auch fakultäts- und hochschulübergreifend miteinander ins Gespräch zu kommen.
Stärkere Vernetzung als Ziel
Für Henning Trentmann, Vorsitzender der Studentischen Kulturinitiative, ist eine stärkere Vernetzung der Studenten die wichtigste Aufgabe des neuen Treffpunkts im Keller des Studentenhauses: „Die Kellerperle bietet unterschiedlichsten studentischen Gruppen ein Forum, das allen offen steht.“ Zwar interessierten sich bisher überwiegend eher links orientierte Gruppen für den kostenlos zur Verfügung gestellten Raum. Doch willkommen seien alle, sagte er bei der gemeinsam mit dem Studentenwerk veranstalteten offiziellen Eröffnung.
Bereits seit Oktober 2011 bereichert die Kellerperle, die bis zu 150 Personen Platz bietet, das Würzburger Kulturleben. „Die Resonanz unter den Studenten ist sehr groß“, stellte Trentmann fest. So sei etwa der Internet-Blog bis Anfang Mai 45 000-mal angeklickt worden und die Kellerperle habe mit knapp 2200 Facebook-Freunden bereits mehr Unterstützer als das etablierte Jugendkulturhaus Cairo.
Das Studentenwerk unterstützt die Kulturinitiative, indem es auf Miete verzichtet und die Thekenkraft bezahlt. Die Veranstalter müssen damit lediglich für die Kosten der Künstler und Vortragenden aufkommen.
Das Programm ist bewusst vielseitig gestaltet. Der Schwerpunkt liegt jedoch auf kulturellen, künstlerischen und informativen Veranstaltungen. Schließlich betrachte sich die Kulturinitiative auch als Nachfolger des untergegangenen Autonomen Kulturzentrums (AKW) in der Zellerau, erklärte Trentmann. Mit einem Unterschied: „In der späten Zeit haben sich die AKWler vor allem auf Partys konzentriert; uns sind die Inhalte wieder wichtiger.“
Das Angebot für den Monat Juni reicht von Vorträgen mit Titeln wie „Zur Rekonstruktion des Denkens“, einem Festival gegen Rassismus oder der Sommerakademie der Attac-Hochschulgruppe bis zu Konzerten mit Bands oder dem „Perlenkino“, das wöchentlich einen Film zeigt. Hinzu kommen besondere Angebote wie der Kleidertausch, eine Jam-Session mit den Bewohnern der Veitshöchheimer Gemeinschaftsunterkunft oder ein Witzeabend.
Überregionale Aufmerksamkeit
Mit dem WG-Speed-Dating hat die Kulturinitiative sogar eine neue Idee entwickelt, auf die auch überregionale Zeitungen und Magazine wie „Zeit“ oder „Spiegel" aufmerksam geworden sind.
Auf den zuletzt als Abstellraum genutzten Keller der Burse sind die Studenten gemeinsam mit dem Geschäftsführer des Studentenwerks Michael Ullrich gestoßen, als im Herbst 2009 gleich mehrere Theatergruppen nach Proberäumen suchten. Mit der Besetzung des Audimax im Zuge der Studentenproteste gegen Jahresende bekam die Suche nach einem Treffpunkt neue Dringlichkeit. Darum war in der ursprünglichen Satzung des damals gegründeten Vereins als Vereinszweck „die Förderung des studentischen kulturellen, sozialen und politischen Austausches“ angegeben, erinnert sich Trentmann. Erst mit der Anerkennung auf Gemeinnützigkeit sei er in „Förderung von Kunst und Kultur“ geändert worden.
An der Eröffnung nahmen auch Vertreter der Stadt teil. Kulturamtsleiter Johannes Engels sprach von einer lebendigen Bereicherung der freien Kulturszene. Er sicherte der Initiative die weitere Unterstützung der Stadt zu. Dies betrifft auch die nach „studentenfreundlicheren Öffnungszeiten“. Derzeit liegt die Sperrfrist noch bei 23 Uhr.