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WÜRZBURG: Studienplätze: Hohe Hürden für künftige Mediziner

WÜRZBURG

Studienplätze: Hohe Hürden für künftige Mediziner

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    Medizinstudium (Symbolbild).
    Medizinstudium (Symbolbild). Foto: dpa

    Deutschland braucht mehr Ärzte, vor allem auf dem Land. Der Mangel dort ist teilweise gravierend. Dabei fehlt es nicht an Interesse für ein Medizinstudium – umso mehr dafür an Studienplätzen. Allein zum Wintersemester 2017/18 wollten nach Zahlen der zuständigen Stiftung für Hochschulzulassungüber 43.000 Bewerber ein Studium der Humanmedizin aufnehmen. Sie konkurrieren bundesweit um 9.000 Erstsemester-Studienplätze, 158 davon an der Julius-Maximilians-Universität (JMU) Würzburg.

    Zulassung zum Studium bundesweit beschränkt

    Die Zulassung zu den Fächern Human-, Zahn-, Tiermedizin und Pharmazie ist deutschlandweit quotiert und begrenzt durch einen strengen Numerus Clausus (NC). Wer Zugang über das Fünftel der Abiturbesten erlangen will, braucht in Bayern wie in den meisten Bundesländern für Humanmedizin ein 1,0-Abitur. Nur in Niedersachsen und Schleswig-Holstein könnte ein 1,1-Abitur reichen.

    Wer darüber liegt, kann über eine Wartezeit noch ins Medizinstudium rutschen – sie beträgt derzeit allerdings 14 Semester (mit Abi-Schnitt bis 2,6). Ebenfalls 20 Prozent der Studienplätze werden über diese Wartezeit vergeben. Für die übrigen drei Fünftel gibt es eigene Auswahlverfahren an den Hochschulen, so auch in Würzburg, einer von vier Medizinstudienorten in Bayern – neben München, Regensburg und Erlangen-Nürnberg.

    Bundesverfassungsgericht prüft Rechtmäßigkeit

    Seit dieser Woche beschäftigt sich das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe mit der NC-Auslese. Ein Urteil wird erst in wenigen Monaten erwartet. Aber einige Signale aus der mündlichen Verhandlung sprechen für Änderungsbedarf.

    Das Verwaltungsgericht Gelsenkirchen hatte in einem Urteil Teile der Regelungen für verfassungswidrig gehalten, weil viele Bewerber von vornherein ausgeschlossen seien. Ferner kritisierte das Gericht die lange Wartezeit, die über der Regelstudienzeit liegt.

    Auch an der Uni Würzburg viel mehr Bewerber als Plätze

    Auch in Würzburg ist der Druck groß. Für die 158 Erstsemesterplätze der Humanmedizin haben sich zum Winter laut Stiftung für Hochschulzulassung allein 768 Bewerber mit Würzburg auf Wunschplatz eins gemeldet. Bis zu sechs Hochschulen können genannt werden. Insgesamt sind an der JMU aktuell 2608 Studierende im Fach Humanmedizin eingeschrieben – bei rund 29 000 Studierenden.

    Die Auslese der Nachwuchsmediziner ist hart: Wer im Frühjahr sein Abitur mit 1,1 gemacht hat, wurde an der Uni Würzburg zunächst ausgesiebt. Auch in den eigenen Medizin-Auswahlverfahren der Hochschulen steht die Abiturnote im Mittelpunkt.

    Pluspunkte durch gute „Jugend forscht“-Platzierung

    In Würzburg ist sie auf verschiedene Weise „aufzubessern“, maximal um den Wert 1,0. Hilfreich kann hier der – früher obligatorische – Medizinertest sein. Zwischen 0,1 und 0,6 Bonuspunkte auf die Abiturnote sind hier bei einem guten Abschneiden zu holen. Eine abgeschlossene Berufsausbildung im medizinischen Bereich – Beispiel Ergo- oder Physiotherapie – bringt 0,2 und ein Freiwilliges Soziales/Ökologisches Jahr bzw. Wehr- und Zivildienst noch 0,1 Bonuspunkte.

    Glücklich auch die Daniel Düsentriebs: Ein erster bis dritter Platz beim Landes- oder Bundesentscheid von „Jugend forscht“ wird mit einem Notenbonus von 0,2 belohnt. Ohne ein gutes Einser-Abitur sind die Aussichten auf ein Medizinstudium jedoch auch in Würzburg düster.

    Starke Gewichtung der Abiturnote ist umstritten

    Die starke Konzentration bei der Auswahl künftiger Mediziner auf die Abiturnote ist umstritten. Prof. Georg Ertl, Ärztlicher Direktor der Würzburger Uniklinik, hält sie für einen „Notbehelf“. Sie wähle die Studenten mit den besten Erfolgen im Studium aus, „vermutlich aber nicht die besten Ärzte.“

    Auch langes Warten auf den Studienplatz findet der Klinikchef nicht zweckmäßig, selbst wenn medizinische Ausbildungen durchlaufen werden. „Ich weiß allerdings nicht, welcher Test oder welcher Professor die besten Ärzte auswählen oder – schlimmer – vom Arztberuf ausschließen kann“, so Ertl gegenüber der Redaktion. Als einzige wirkliche Lösung müssten mehr Studienplätze geschaffen werden. Dafür seien die Budgets von Universitäten und Uniklinika aber heute schon zu eng kalkuliert.

    Studierendenvertretung: Kapazitäten ausbauen

    Ähnlich kritisch äußert sich die Studierendenvertretung der Uni Würzburg. Das Bundesverfassungsgericht habe schon in seinem NC-Urteil von 1977 einen Ausbau der Studienkapazitäten gefordert, heißt es dort. Diese Aufgabe hätten die Länder bis heute nicht erfüllt. Lukas Miaskiwskyi, Vorsitzender des Würzburger Sprecherrates: „Gerade in Zeiten des demografischen Wandels und des Ärztemangels auf dem Land ist dies unverantwortlich.“

    Immerhin: Die Bundesregierung will laut dem im März beschlossenen „Masterplan Medizinstudium 2020“ die Zulassung zum Medizinstudium „verstärkt auf die heutigen und zukünftigen Anforderungen an ärztliche Tätigkeiten ausgerichtet werden“. So sollen soziale und kommunikative Kompetenz sowie eine besondere Motivation für den Medizinerberuf künftig mehr Gewicht bei der Auswahl von Medizinstudenten haben.

    Kommt die Landarztquote?

    Und: Der Masterplan erlaubt den Ländern eine Landarztquote. Bayern hat bereits angekündigt, eine solche einzuführen. Wer im Freistaat Landarzt werden möchte, soll leichter einen Studienplatz bekommen. Laut Hartmannbund sollen bis zu fünf Prozent aller Medizinplätze für Studierende vorgehalten werden, die sich verpflichten, später als Hausarzt in Regionen zu arbeiten, die bereits unterversorgt oder von Unterversorgung bedroht sind.

    Intern wurde auch an der Medizinischen Fakultät der Uni Würzburg bereits über die Landarztquote diskutiert. Wie Studiendekan Prof. Christoph-Thomas Germer gegenüber der Redaktion meinte, wolle man aber die einheitliche staatliche Regelung abwarten. Eigene Überlegungen der Fakultät, das derzeit praktizierte Auswahlverfahren der JMU zu ändern, gebe es derzeit nicht.

    Alternative: Medizinstudium im Ausland

    Solange die NC-Hürde für das Medizinstudium in Deutschland hoch bleibt, werden weiter nicht wenige Studierende ihr Glück im Ausland suchen. Vor allem Osteuropa ist gefragt. Laut Statistischem Bundesamt waren 2015/16 über 66 Prozent der deutschen Studenten in Ungarn und 55 Prozent in Tschechien für Humanmedizin eingeschrieben.

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